# taz.de -- Roger Federer bei den US Open: Beste Aussichten | |
> Roger Federer will endlich wieder einmal über das Halbfinale | |
> hinauskommen. Der 34-jährige Schweizer überzeugt mit innovativem Spiel. | |
Bild: Federer im August im Finale des Western & Southern Open in Mason, USA. | |
New York taz | Seit Kurzem entschärft er gegnerische Aufschläge mit | |
schleichender List; Roger Federer geht dem Ball bisweilen extrem weit | |
entgegen und spielt ihn als frechen Halbvolley zurück. Die Welt des Tennis | |
staunt mal wieder und sie denkt darüber nach, wie man diese ganz spezielle | |
Art des Returns nennen könnte. Manche meinten, man solle doch einfach bei | |
dem Namen bleiben, der ohnehin als Markenzeichen gilt – Federer. | |
Damit könne er leben, meinte der Meister dieser Tage in New York. Er | |
berichtete, die ganze Geschichte sei im Training aus Spaß entstanden; er | |
habe den Schlag wieder und wieder probiert, und so sei er schließlich im | |
Spiel gelandet, auch beim Sieg im Finale gegen Novak Djokovic in | |
Cincinnati. Während der Woche spielte und gewann er so überzeugend, dass | |
wieder die These die Runde macht, er sei nie besser gewesen. | |
Wie er die Sache sieht? Federer sagt, die Gegenwart sei nicht leicht mit | |
der Vergangenheit zur vergleichen, weil sich grundsätzlich vieles verändert | |
habe. Aber sein Spiel laufe generell bestens, und mit der Rückhand sei er | |
besonders zufrieden, die sei dank des größeren Schlägerkopfes definitiv | |
besser als früher. | |
Die Spiele und Siege in Cincinnati, darunter auch gegen Andy Murray, taten | |
ihm gut nach der Sommerpause. Aber nun will er sich bemühen, in New York in | |
die Realität zurückzukehren. Dafür sorgt allein schon die Auslosung. Als er | |
neulich kurz nach einem gemeinsamen Training mit dem starken Argentinier | |
Leonardo Mayer erfuhr, dass er in der ersten Runde am Dienstag eben gegen | |
jenen Mayer spielen muss, da war er fast geschockt, dass der nicht zu den | |
Gesetzten gehöre. „Das“, findet er, „ist eine echte Herausforderung.“ | |
Im vergangenen Jahr beim Masters-1000-Turnier in Schanghai hatte Federer | |
nur mit einer guten Portion Glück gegen Mayer gewonnen. Fest steht aber | |
auch, dass er schon lange nicht mehr mit einer so guten Bilanz beim letzten | |
Grand-Slam-Turnier in New York angekommen war. Fünf Titel gewann er bisher | |
in diesem Jahr – das sind so viele wie im ganzen Jahr 2014 und fünfmal so | |
viele wie 2013. | |
Was von den anderen üblichen Verdächtigen dieser Tage zu halten ist? Novak | |
Djokovic gewann bekanntlich im Juli den dritten Titel in Wimbledon, aber | |
danach verlor er in Montreal gegen Andy Murray und in Cincinnati gegen | |
Federer. Rafael Nadal, der in Wimbledon gegen Dustin Brown verloren hatte, | |
gewann zwar danach in Hamburg bei den German Open den Titel, überzeugte | |
aber bei den Turnieren in Nordamerika bisher nicht. Doch er behauptet, er | |
habe endlich wieder das richtige Gefühl im Spiel, sein Niveau sei fast | |
wieder so gut wie früher. Ob das stimmt, wird sich zeigen. | |
## „Ich hatte gehofft, dieser Lauf könnte unendlich sein“ | |
Es gab mal eine Zeit, in der es so ausgesehen hatte, als könne der Kollege | |
Federer bei den US Open einfach nichts falsch machen; zwischen 2004 und | |
2008 verlor er kein einziges Spiel. Er sagt: „Ich hatte gehofft, dieser | |
Lauf könnte unendlich sein, und ich war auch nah dran. Aber nah dran ist | |
nicht gut genug.“ 2009 verlor er im Finale gegen Juan Martin del Potro, | |
seither schied er in jedem Jahr vor dem letzten Spiel des Turniers aus. | |
Die Diskussion über die Aussichten und Möglichkeiten des Roger F. im Herbst | |
seiner Karriere flammen immer wieder auf, aber mindestens einer hat damit | |
nichts im Sinn. Als es im Sommer um die Frage ging, ob er Federer nach wie | |
vor zutraue, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen, da sagte der Schwede Mats | |
Wilander dem Fernsehsender ESPN: „Das ist mir so was von egal. Und die | |
Leute sollten sich keine Gedanken darüber machen, weil Federer sich ja auch | |
keine Gedanken darüber macht. Der spielt, weil es ihm Spaß macht. Wenn er | |
noch einen Grand-Slam-Titel gewinnt – super. Wenn nicht – auch super.“ | |
Hört sich entspannt an. Vielleicht ist es diese Art von Stimmung, in der | |
einer auf den Platz geht und im Training Sachen ausprobiert, über die | |
andere dann staunen und schwärmen. Vielleicht. Kann aber auch sein, dass | |
dieser eine, der in seiner Karriere alles versucht hat, um das perfekte | |
Spiel zu entwickeln, kein bisschen weniger ehrgeizig ist als vor zehn | |
Jahren. | |
1 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Doris Henkel | |
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