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# taz.de -- Die Wahrheit: Steuersünder Weihnachtsmann
> In Finnland bahnt sich ein Finanzskandal der besonderen Art an.
> Ausgerechnet der Weihnachtsmann steht beim Fiskus in der Kreide.
Bild: Wasserbetten gehen immer erst so ab Nachmittag.
Unfassbar! Der Weihnachtsmann hat Steuerschulden. Und zwar immerhin 200.000
Euro. Ist der Weihnachtsmann ein Steuerzahler wie du und ich? Der
Weihnachtsmann, auf Finnisch „Joulupukki“, hat zumindest eine feste
Adresse. Genau genommen hat er sogar zwei feste Adressen, beide liegen in
Finnland. Zum einen wohnt er auf dem Korvatunturi, dem Ohrenberg, und hört
von dort, ob Kinder und Erwachsene sich ordentlich benehmen und beschenkt
werden können. Zum anderen wohnt er in Rovaniemi. Dort im Santa Claus
Village hält er Sprechstunden ab, ein Touristenereignis allererster Güte.
Das stellt sogar das dort ansässige nördlichste McDonald’s der Welt in den
Schatten.
Aber nun ist der Weihnachtsmann pleite. Bislang dachte man, der
Weihnachtsmann sei eine karitative Institution, daher steuerbefreit, mit
der Aufgabe, Kinder und Erwachsene an Jesu Geburtstag zu beschenken, wenn
sie denn artig waren. Ho-ho-ho! Weit gefehlt, denn wo Steuern anfallen,
werden auch Umsätze generiert.
Aber womit macht der Mann Gewinn? Kaufen Männer, die angeblich gar nicht an
den Weihnachtsmann glauben, ihre Gaben an Heiligabend statt Last Minute in
der Innenstadt doch lieber per Mausklick beim Weihnachtsmann? Stellt der
die Geschenke jeweils den Familienoberhäuptern in Rechnung? Gibt es den
Joulupukki also doch, obwohl viele gar nicht an ihn glauben und jedes Jahr
die Geschenke selber kaufen?
Das war ja angeblich reine Glaubenssache, dieses Ding mit dem
Weihnachtsmann. Irgendwann merkte man dann: Unter der Maske steckt ja doch
nur Onkel Georg. Aber nun? Es gibt ihn. Er ist Steuerzahler. Eine größere
Gewissheit für seine Existenz kann es gar nicht geben. Das ist mehr als
eine Geburtsurkunde.
Das Steuerverfahren hat eine Lawine losgetreten. Wenn der Weihnachtsmann
eine tägliche Sprechstunde hat, wie kann er dann noch Geschenke ausliefern?
Gibt es Doppelgänger? Vielleicht sogar Replikanten? Ist sein Mithören vom
Korvatunturi als Spionage zu werten? Hat die NSA Zugriff auf Joulupukkis
Daten und Notizbücher? Ist es nun endlich Zeit, einen weiblichen Joulupukki
zu etablieren?
Was ist mit den Weihnachtswichteln, den Weihnachtstonttus, wie der Finne
sie nennt? Die Tonttus sind aufgeschreckt. Sie produzieren Geschenke,
verpacken und helfen bei der Lieferung, ganz abgesehen von der schon
genannten Spionagetätigkeit. Sie arbeiten weit unter Mindestlohn und
glaubten an die gute Sache. Nun wird klar: Hier führt ein Steuersünder die
Geschäfte! Sogar die Rentiere sind aufmerksam geworden und wollen mehr als
immer nur Flechten und Lecksalz.
Der Weihnachtsmann schickt eine Video-Botschaft. Darin verhaspelt er sich
lachend beim Wort „bankrott“ und sagt: „Ich selber habe nichts zu tun mit
Ökonomie, Depression, Steuern, Finanzen und Pleiten. Ich bin täglich hier.
Ich bin zuständig für die schönen Träume.“ Und er verspricht, genau wie
Merkel, als sie uns einst die Sparbücher rettete: „Weihnachten kommt
garantiert. Auch dieses Jahr!“
26 Aug 2015
## AUTOREN
Bernd Gieseking
## TAGS
Finnland
Steuersünder
Weihnachten
Quentin Tarantino
Bodensee
Leidenschaft
Fußball-Bundesliga
Journalismus
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