| # taz.de -- Mitgliederwerbung bei der CDU: Die sollen mal kommen | |
| > Der CDU – und nicht nur ihr – fehlen die Mitglieder. Mit einer | |
| > Charmeoffensive will sie nun um Frauen, Junge und Zuwanderer werben. Wie? | |
| > Nun ja. | |
| Bild: Seltene Spezies: Frauen in der CDU. | |
| BERLIN taz | Es ist ein schlichter Satz. Er lautet: „Wir wollen wieder mehr | |
| Mitglieder gewinnen.“ Ja, wer wollte das nicht, wenn er in den | |
| zurückliegenden Jahrzehnten mehr als die Hälfte seiner Mitglieder verloren | |
| hat? Vor 25 Jahren hatte die CDU noch 943.000 Mitglieder, heute sind es | |
| 450.000. | |
| Am Montag hat deshalb die Parteiführung eine Art Charmeoffensive | |
| beschlossen. „Meine CDU 2017“ heißt das Papier, an dem im | |
| Konrad-Adenauer-Haus lange gebastelt wurde und das Generalsekretär Peter | |
| Tauber vorstellte. Auf 25 Seiten präsentierte er eine Art | |
| Attraktivitäts-Masterplan, der seiner Partei die neuen BeitragszahlerInnen | |
| in die weit offenen Arme treiben soll. Der Bundesparteitag im Dezember muss | |
| dieser Reform noch zustimmen, aber das ist eine Formalie. | |
| Nun hat die Christlich-Demokratische Union Deutschlands das | |
| Mitgliederproblem nicht exklusiv. Zwar betonen CDU-Politikerinnen und | |
| -Politiker immer wieder gern, einer „Volkspartei“ anzugehören, also für | |
| weite Teile der Menschen hierzulande zu sprechen. Doch das Volk, es will | |
| einfach nicht mehr im erwünschten Ausmaß Mitglied werden. Warum nur? | |
| Ob Sozialdemokraten, Grüne oder Linke – überall haben immer weniger | |
| Menschen Interesse, mitzumachen. Das mag zum Teil an der breitflächig | |
| anzutreffenden Politikverachtung liegen. (Wozu detailliert über | |
| Grundsatzprogramme diskutieren, wenn man doch zeitsparend und weitgehend | |
| faktenfrei ins Netz kotzen kann?) Aber es liegt natürlich auch an der | |
| Attraktivität von Parteien selbst. | |
| Ob eine dreistündige Mitgliederversammlung im holzvertäfelten Hinterzimmer | |
| oder die Wahlstandbetreuung bei Wind und Wetter in der Fußgängerzone – ohne | |
| die Junge Union und ohne die Senioren-Union, sagt Generalsekretär Peter | |
| Tauber in Berlin, „würde es ganz schön duster aussehen“. Will die Partei | |
| sichtbar bleiben, muss sie aber auch die Berufstätigen und die Eltern | |
| mobilisieren. | |
| Jünger, weiblicher, attraktiver auch für Zuwanderer möchte man deshalb | |
| werden. Präsidiumsmitglied Jens Spahn hatte vorab erklärt, seine CDU wirke | |
| auf Außenstehende noch zu oft als „Partei des alten weißen Mannes“. Da ist | |
| was dran. Wer je eine CDU-Veranstaltung besucht hat, konnte kaum | |
| ignorieren, wie wenige Frauen dort anzutreffen sind. Zwar hat die CDU sich | |
| vor 14 Jahren eine verdruckste 30-Prozent-Quote – das „Quorum“ – auferl… | |
| Die aber ist dermaßen leicht zu unterlaufen, dass es letztlich eben doch | |
| eher die Jungs auf die interessanten Posten schaffen. | |
| Und so kommt es, dass nur jedes vierte CDU-Mitglied, ganz genau 25,8 | |
| Prozent, eine Frau ist. Das ist Negativrekord. In der SPD liegt der | |
| Frauenanteil bei 31,8 Prozent, bei der Linken bei 37,5 und bei den Grünen | |
| bei 38,5 Prozent. Das ambitionierte CDU-Ziel ist es nun, den Frauenanteil | |
| bis 2020 auf 30 Prozent zu erhöhen. Durchsetzen soll es Generalsekretär | |
| Peter Tauber, Angela Merkels hybrid konservative Allzweckwaffe. | |
| ## Feste Endzeiten und Beitragsrabatt | |
| Neben allerlei Gemeinplätzen findet sich in dem Papier dieser Satz: „Wir | |
| streben eine Mitgliederstruktur an, die die Vielfalt der Gesellschaft | |
| abbildet – deshalb wollen wir vor allem junge Leute, mehr Frauen und mehr | |
| Bürger mit Einwanderungsgeschichte für eine Mitarbeit in der CDU | |
| begeistern.“ Ebendiese Begeisterung bei Frauen möchte man unter anderem | |
| damit wecken, dass Parteiveranstaltungen künftig feste „Endzeiten“ haben. | |
| Familien soll eine Art Beitragsrabatt eingeräumt werden, und Mitglieder | |
| unter 25 Jahren und „ohne nennenswertes Einkommen“ soll der Beitrag | |
| erlassen werden. | |
| Und die Zuwanderer? Die möchte man für die CDU mit „mehrsprachigen | |
| Materialien“ einnehmen, steht in dem Papier. Auf die Nachfrage, was denn da | |
| außerdem geplant sei, antwortete Peter Tauber, er sehe das Thema als | |
| „Baustelle“. Viele Zuwanderer könnten sich bisher nicht vorstellen, dass | |
| die CDU um sie wirbt. „Das ist dann auch eine Aufgabe an die Partei.“ | |
| Möglicherweise meint die Partei mit dem C im Namen die Sache mit den | |
| Einwanderern ungefähr so wie mit den Frauen. Man hat es sich mal ganz fest | |
| gewünscht – aber kommen müssen die schon selbst. Und dann dürfen sie erst | |
| mal die innerparteilichen Hierarchien überwinden, die Jens Spahns „alte | |
| weiße Männer“ binnen siebzig Jahren sorgfältig errichtet haben. | |
| 17 Aug 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Maier | |
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