# taz.de -- Die heißen Tage durchstehen: Kühlen ohne Gewissensbisse | |
> Keine Klimaanlage ergattert? Nicht schlimm, das Raumklima lässt sich | |
> verbessern, ohne das Weltklima zu schädigen. | |
Bild: Einfach mal die Haare flattern lassen: Eine Touristin erfrischt sich an e… | |
BERLIN taz | 33 Grad, 37 Grad, 40 Grad – je höher die Temperatur in diesen | |
Tagen steigt, desto stärker wird bei vielen Menschen der Wunsch nach einer | |
Klimaanlage – selbst bei jenen, die eigentlich wissen, dass es sich dabei | |
um Energieverschwender handelt, die das Raumklima verbessern, indem sie das | |
Weltklima weiter aufheizen. | |
Auch wenn noch einige heiße Tage bevorstehen: Für dieses Jahr dürfte sich | |
das Thema erledigt haben. In den meisten Elektro- und Baumärkten sind | |
Klimaanlagen für diese Saison komplett ausverkauft. Wer keine abbekommen | |
hat, muss aber nicht traurig sein. Gerade die kompakten Geräte, die zu | |
Preisen ab 200 Euro massenhaft abgesetzt werden und einfach nur in die | |
Steckdose gesteckt werden müssen, sind extrem ineffizient. | |
Bei einer elektrischen Leistung von meist etwa 1.000 Watt kostet jede | |
Betriebsstunde 30 Cent, was sich in einem heißen Sommer auf 100 Euro | |
summieren kann – bei einer Kühlleistung, die die Stiftung Warentest im | |
letzten Jahr bestenfalls als „ausreichend“ bewertet hat. Zudem haben die | |
Geräte einen weiteren Nachteil: „Mit der Kühle kommt häufig der Lärm“, … | |
Test-Redakteur Michael Koswig. „Selbst bei geringer Lüfterleistung werden | |
Ohren und Nerven oft nicht geschont.“ | |
Doch was kann man dann tun, um die Temperatur in den Wohn- und Schlafräumen | |
erträglich zu halten? Eine Menge, meint neben der Stiftung Warentest auch | |
die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. | |
Kostenlos kühlen lässt sich jede Wohnung, indem die Fenster geöffnet | |
werden, wenn es draußen kälter ist als drinnen – also am späten Abend, in | |
der Nacht und am frühen Morgen. Durchzug hilft am besten zum Austausch der | |
warmen Luft, dauerhaftes nächtliches Öffnen lässt – sofern es kein | |
Sicherheitsrisiko darstellt – auch die Wände und Decken abkühlen. Sobald es | |
draußen wärmer wird als drinnen, sollten Türen und Fenster hingegen | |
möglichst geschlossen bleiben. | |
## Tagsüber abdunkeln | |
Damit sich die Wohnung am Tag nicht so stark aufheizt, muss die | |
Sonneneinstrahlung reduziert werden. Besonders effektiv sind dafür außen | |
liegende Jalousien oder Rollläden; Vorhänge oder Innen-Rollos bringen | |
weniger. Dem gleichen Ziel dienen auch Fenster mit Sonnenschutzverglasung | |
oder Folien, die nachträglich auf die Scheiben geklebt werden können; sie | |
haben aber den Nachteil, dass die Räume im Winter dunkler und kälter | |
werden. | |
Doch nicht nur die Sonne heizt die Räume auf. Auch jedes eingeschaltete | |
Elektrogerät produziert Wärme – und jeder Mensch, der sich mehr bewegt als | |
nötig. | |
Hilfreich gegen Hitze ist übrigens auch die umstrittene Wärmedämmung: Sie | |
sorgt nicht nur dafür, dass die Wärme im Winter drinnen bleibt, sondern | |
auch dafür, dass sie im Sommer draußen bleibt. | |
Erst wenn alle diese Maßnahmen nicht langen, könne „als Notlösung“ die | |
Anschaffung einer Klimaanlage erwogen werden, rät die Stiftung Warentest. | |
Und dann auf jeden Fall ein sogenanntes Split-Gerät sein, das aus einem | |
Außen- und einem Innengerät besteht. Diese sind mit etwa 2.000 Euro | |
zuzüglich Installation zwar deutlich teurer als die Mono-Geräte aus dem | |
Elektromarkt. „Bei vergleichbarer Kühlleistung verursachen die sparsamsten | |
Splitmodelle aber weniger als die Hälfte der Stromkosten der Monogeräte“, | |
sagt Michael Koswig. Zudem sind sie deutlich leiser. Am effizientesten war | |
im Test das Gerät Daikin Ururu Sarara. | |
## Mit Solarzellen kühlen | |
Weil große Hitze stets mit starker Sonneneinstrahlung einhergeht, liegt | |
zudem der Gedanke nahe, die ökologischen Auswirkungen einer Klimaanlage | |
dadurch zu minimieren, indem sie mit Solarzellen kombiniert wird. „Obwohl | |
es eine perfekte Korrelation gibt, ist die kombinierte Anschaffung bisher | |
noch eine Nische“, sagte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale | |
Nordrhein-Westfalen. „Die wird aber sicher noch wachsen.“ | |
Allerdings werden Klimaanlagen nur an besonders heißen Tagen gebraucht, | |
während Photovoltaikanlagen vom Frühling bis in den Herbst recht | |
gleichmäßig Strom produzieren. Eine Kombination von Klima- und Solaranlage | |
ist daher vor allem dann sinnvoll, wenn der Strom auch außerhalb von | |
Hitzeperioden zumindest teilweise selbst verbraucht wird. | |
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich die meisten | |
Split-Klimaanlagen auch zum Heizen nutzen lassen, was zumindest in der | |
Übergangszeit in Kombination mit einer Photovoltaikanlage rentabel sein | |
kann – für ein in jeder Hinsicht gutes Klima. | |
11 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Hitze | |
Hitzewelle | |
Gedicht | |
Pakistan | |
Indien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Temperaturrekord im ersten Halbjahr: Warm, mit außergewöhnlicher Hitze | |
Das Jahr 2015 war bisher fast ein Grad wärmer als der Durchschnitt des | |
vergangenen Jahrhunderts. Es könnte das bislang wärmste Jahr werden. | |
Die Wahrheit: Dieser heißen Tage | |
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die | |
Leserschaft an einem Poem über die Hitzewelle und die Folgen erfreuen. | |
Obdachlose in Berlin: Sommer ist schlimmer als Winter | |
Die Hitzewelle gefährdet viele Obdachlose, warnt die Bahnhofsmission – weil | |
viele zu wenig trinken, oder das falsche. | |
Extrem-Temperaturen in Pakistan: Mehr als tausend Hitzetote | |
In der Hafenstadt Karachi gab es tagelang Temperaturen bis zu 45 Grad. | |
Stromausfälle und das Fasten wegen Ramadan haben die Lage zusätzlich | |
verschlimmert. | |
Rekord-Hitzewelle in Indien: Schuften bei 48 Grad | |
Wegen der sengenden Hitze sind schon 2.200 Menschen gestorben. Die Ärmsten | |
müssen unter Lebensgefahr arbeiten – oder hungern. |