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# taz.de -- Krise im griechischen Fußball: Zeichen des Niedergangs
> Im griechischen Profifußball geht es drunter und drüber. Die Besetzung
> der Ligen ist unklar. Und richtig viel Geld hat nur noch Olympiakos
> Piräus.
Bild: Trotzreaktion: Michael Essien (im Auto) wird in der griechischen Hauptsta…
ATHEN taz | Man möge sich vorstellen: Es ist bereits Anfang August – und
niemand weiß, welche Klubs in der kommenden Saison in der höchsten sowie
der zweiten Fußball-Profiliga Deutschlands spielen werden. Man möge sich
dann noch zu Gemüte führen, dass keiner eine Ahnung davon hat, wann die
diesjährige Saison in der zweiten Liga überhaupt starten wird.
Doch damit nicht genug: Auf dem Transfermarkt ist kaum noch etwas los. Nur
ein Verein ignoriert die Finanzkrise Griechenlands: Olympiakos Piräus. Der
Klub bringt 90 Prozent der Ablösesummen aller 36 Klubs auf, die alle
Vereine in diesem Sommer für aktuelle Neuzugänge aufgebracht haben. Wie
dieses Land heißt? Griechenland natürlich.
Seit dem Herbst 2008 tobt die desaströse Hellaskrise. Doch seit Mitte Juni
ist sie eskaliert. Hintergrund: Ende Juni schlossen die griechischen
Geschäftsbanken. Zugleich wurden rigide Kapitalkontrollen verhängt. Das
Ziel: einen Banken-Run zu verhindern. So wollte man den weiteren Abfluss
von Geld stoppen.
Die Kapitalkontrollen gelten hierzulande noch immer. Nur 420 Euro darf man
von seinem Bankkonto abheben, pro Woche wohlgemerkt. Die Privatwirtschaft
ist kollabiert. Auch in diesem Jahr ist das krisengeschüttelte Griechenland
in eine tiefe Rezession geschlittert.
Auch der Profisport liegt am Boden. Ob horrende Finanzprobleme der Klubs
oder die in Hellas’ Profiligen grassierende Seuche der Spielmanipulationen
mit Wettbetrug und nachfolgenden Disziplinar- und Strafprozessen, es leidet
immer der Fußball.
Zwei Plätze in Griechenlands 16 Klubs umfassender Super League sind immer
noch nicht besetzt. Der Klub Levadiakos hofft darauf, per
Disziplinarprozess Korfu aus der Super League zu katapultieren – und so
dessen Platz einzunehmen. Ein letztinstanzliches Urteil ist in der Sache
aber immer noch nicht gefällt.
Erst Mitte Juli gab Verbandschef Georgios Girtzikis bekannt, dass Hellas’
zweite Liga aus 20 Klubs bestehen werde. Wer dort genau kicken werde, hänge
aber noch vom Ausgang diverser anhängiger Prozesse in der
Sportgerichtsbarkeit ab, stellte Girtzikis frustriert fest. Es sei zudem
noch abzuwarten, welche Klubs überhaupt an der zweiten Liga teilnehmen
wollten. Besser: Wer kann sich das leisten?
## Transfermarkt ist praktisch tot
Fest steht: In Griechenlands Profifußball hat spätestens in diesem Sommer
die Stunde null geschlagen. Das Credo der notorischen Berufsoptimisten ob
der allenthalben leeren Klubkassen lautet frei nach Trainerlegende Otto
Rehhagel: „Geld schießt keine Tore.“ Lediglich Serienmeister Olympiakos
Piräus hat bis dato 11,8 Millionen Euro für Neuzugänge ausgegeben. Dem
stehen nur 880.000 Euro Klubeinnahmen für Abgänge gegenüber.
Ansonsten ist der hellenische Transfermarkt faktisch tot. Nur Paok Saloniki
mit zusammen 950.000 Euro, Panathinaikos Athen (650.000 Euro) sowie
Aufsteiger AEK Athen (160.000 Euro) haben Geld für Neuzugänge ausgegeben.
Alle übrigen Profiklubs, auch die Europa-League-Teilnehmer Asteras Tripolis
und Atromitos Athen, haben ihre neuen Spieler diesmal ablösefrei
verpflichtet.
Panathinaikos wurde in der vorigen Saison mit einem Mini-Etat von rund fünf
Millionen Euro Vizemeister. Der omnipotente Klubchef Jannis Alafouzos,
Spross einer reichen Reederfamilie, hat für dieses Jahr sein Plazet dafür
erteilt, dass die Grünen mit dem Kleeblatt heuer ein paar Euro mehr
ausgeben dürfen. Mit Michael Essien wechselte ein
Ex-Champions-League-Sieger vom AC Mailand zu Panathinaikos, ablösefrei
versteht sich. Essiens Jahresgehalt bis zum Sommer 2017: stattliche 1,2
Millionen Euro.
Die griechischen Basketballklubs stehen hingegen deutlich besser da,
zumindest die Topvereine Olympiakos Piräus und Panathinaikos. Insbesondere
die Hafenstädter wollen auch in dieser Euroleague-Saison angreifen. In der
Vorsaison schafften sie mit einem Etat von rund 10 Millionen Euro den
Sprung ins Finale. Im Vergleich zu Europas Spitzenvereinen war dies aber
ein eher bescheidener Betrag. Das soll sich in dieser Saison nicht ändern.
5 Aug 2015
## AUTOREN
Ferry Batzoglou
## TAGS
Schwerpunkt Krise in Griechenland
Griechenland
Fußball
Fußball
Italien
Champions League
Athen
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