# taz.de -- Unterbringung von Flüchtlingen: Gute Geschäfte | |
> Die Kosten für Flüchtlingsunterkünfte in Berlin sind gestiegen. Es fehlt | |
> an regulären Heimen. Immer mehr Neuankömmlinge leben in einem Hostel. | |
Bild: In Berlin fehlen Flüchtlingsunterkünfte. | |
Die Kosten, die das Land Berlin für die Unterbringung von Flüchtlingen | |
zahlt, haben sich in den vergangenen vier Jahren beinahe verelffacht. Lagen | |
sie im Jahr 2010 bei insgesamt 2,1 Millionen und damit 778 Euro pro Person | |
bei einer Gesamtzahl von 2.708 Flüchtlingen, so betrugen sie im vergangenen | |
Jahr beinahe 95 Millionen Euro. Das sind 8.425 Euro pro Flüchtling bei | |
einer Flüchtlingszahl von 11.262 Personen. Das geht aus der Antwort auf | |
eine kleine Anfrage der Linken-Abgeodneten Manuela Schmidt und Steffen | |
Zillich zu den Kosten der Flüchtlingsunterbringung in Berlin hervor. | |
Laut der Antwort des zuständigen Staatssekretärs in der Senatsverwaltung | |
für Gesundheit und Soziales Dirk Gerstle (CDU) ist die erhebliche | |
Kostensteigerung „den erhöhten Aufwendungen zur Herrichtung der | |
Unterkünfte“ und der Notwendigkeit zusätzliche Unterbringungsplätze zu | |
schaffen“ geschuldet. Auch verstärke „die vorübergehende Unterbringung in | |
Hostels den Effekt steigender Unterbringungskosten pro Person“, heißt es in | |
Gerstles Antwort. | |
Etwa 1.800 Flüchtlinge leben in Berlin derzeit in Hostels, weil die | |
regulären Heimplätze nicht ausreichen. Die Kosten für die | |
Hostel-Unterbringung beliefen sich 2014 auf etwa 6 Millionen Euro, 2015 | |
wurden allein bis Mitte Juni etwa 8,5 Millionen Euro dafür ausgegeben, wie | |
Staatssekretär Gerstle Anfang Juli auf eine Anfrage der Linken Elke | |
Breitenbach und Hakan Tas mitteilte. | |
Die gestiegenen Unterbringungskosten sind aber auch dem Plan Sozialsenator | |
Mario Cazajas (CDU) geschuldet, mehr Flüchtlingsunterkünfte in Immobilien | |
oder Modulbauten unterzubringen, die das Land selbst erwirbt. Da auch das | |
bislang nicht ausreichend Plätze schafft, werden weiterhin privaten | |
Flüchtlingsheimbetreibern vom Land Kredite dafür gewährt, Unterkünfte ein- | |
sowie Immobilien dafür herzurichten. | |
Unterdessen geht der Streit um überhöhte Rechnungen für Flüchtlingsheime | |
weiter. Helmuth Penz, Eigentümer der Flüchtlingsheimbetreiberfirma PeWoBe | |
will Geld nur unter Vorbehalt zurückzahlen. Die Vorwürfe seien „aus der | |
Luft gegriffen“, so Penz laut dpa. Czaja hatte von Penz‘ Firma 162.836 Euro | |
zurückgefordert. Die PeWoBe soll mehr Personal abgerechnet haben, als | |
tatsächlich beschäftigt war. Auch gegen die Firma Gierso hat der Senat | |
Rückforderungen geltend gemacht. Diese seien bereits beglichen, sagt | |
Gierso-Geschäftsführer Tobias Dohmen im taz-Gespräch. Damit in Zusammenhang | |
stehende Strafzahlungen wolle er aber nicht leisten. Dem Tagesspiegel | |
zufolge kündigte Penz zudem an, künftig auch Obdachlosenunterkünfte | |
anbieten zu wollen. Der Unternehmer betreibt neben Flüchtlingsheimen | |
bereits Kindergärten, unter anderem in Berlin und Cottbus. | |
20 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Alke Wierth | |
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