# taz.de -- Deutsche Fußballvermarktung in Asien: „Brot und Butter“-Fahrten | |
> Nur der FC Bayern München und der BVB werben in Asien um Aufmerksamkeit. | |
> Die großen Gewinne fährt dort die Premier League ein. | |
Bild: Immer auf der Suche nach Absatzmärkten: das BVB-Team auf einer Schiffsto… | |
Anfang des Jahres, so schien es, hatte die Bundesliga endgültig eine neue | |
Mission für sich entdeckt: die globale Vermarktung des Fußballs made in | |
Germany. DFL-Chef Christian Seifert sprach von einem | |
„Verdrängungswettbewerb“. Nur die besten drei Ligen könnten sich weltweit | |
behaupten. Besondere Aufmerksamkeit genießt dabei der asiatische Markt. | |
Die 18 Bundesligaklubs scheinen davon jedoch wenig mitbekommen zu haben. | |
Nur der FC Bayern und Borussia Dortmund haben sich nach Asien aufgemacht. | |
Das Team von Pep Guardiola weilt bis zum 24. Juli in China. Auf der | |
neuntägigen Reise heißen die Stationen: Peking, Schanghai und Guanghzou. | |
Die Dortmunder sind gerade aus Japan, Singapur und Malaysia zurückgekehrt. | |
Das Engagement der anderen Klubs, weltweit TV-Gelder nach oben zu schrauben | |
und noch mehr Trikots zu verkaufen, ist dagegen recht mau. | |
Karl-Heinz Rummenigge formuliert es im Marketing-Jargon: „Asien hat | |
riesiges Potenzial.“ Ein Zitat des heutigen Bayern-Bosses, das einen | |
kleinen Makel hat. Es stammt aus dem Jahr 2001. Viel getan hat sich seither | |
nicht. „Wir haben international in jedem Land noch genug | |
Wachstumspotenzial, können demnach noch nicht zufrieden sein“, verkündet | |
Jörg Daubitzer, Chef der eigens für die internationale Vermarktung ins | |
Leben gerufenen DFL-Tochter „DFL Sports Enterprise“. | |
Gerade die englische Premier League ist im Ausland bekannter und beliebter | |
als die Bundesliga. Eine einfache Formel lautet: Fans sind gleich | |
Einnahmen. Selbst der Tabellenletzte der Premier League, die Queens Park | |
Rangers, soll in der vergangenen Saison mit 86,8 Millionen Euro noch | |
deutlich mehr TV-Geld verdient haben als der Deutsche Meister FC Bayern | |
(geschätzte 50 Millionen Euro). | |
## Nur FC Chelsea erfolgreich | |
Bereits in den 90er Jahren erschlossen sich englische Klubs globale Märkte. | |
Die Bundesliga gehe „erst seit drei bis vier Jahren strategisch und | |
ganzheitlich vor“, sagt Philipp Kupfer, Direktor der Sponsorenberatung | |
Repucom. Immerhin: Ende der vergangenen Saison konnten weltweit 700 | |
Millionen Haushalte die Bundesliga verfolgen, Anfang der neuen sind es eine | |
Milliarde. | |
Gleichzeitig steigen die Erlöse aus den internationalen TV-Rechten ab der | |
neuen Spielzeit von 70 auf 160 Millionen Euro. Aus der | |
TV-Inlandsvermarktung kassiert die Bundesliga je Saison bis 2016/17 rund | |
630 Millionen Euro. | |
Im Vergleich zur Premier League, die allein im Inland für ihre TV-Rechte ab | |
2016 etwa 2,3 Milliarden Euro je Saison kassiert, nimmt sich das indes | |
bescheiden aus. Kein Wunder, dass die Bundesligisten derzeit um ihre Stars | |
bangen, wenn spendable Manager mit prall gefüllten Transferkoffern von der | |
Insel rüberjetten. 41 Millionen Euro hat etwa der FC Liverpool für Roberto | |
Firminio an 1899 Hoffenheim hingeblättert. | |
Wobei in den vergangenen fünf Jahren die Premier-League-Klubs ein | |
Transferminus von rund 2 Milliarden Euro machten. In dieser Zeit konnte nur | |
der FC Chelsea als einziger englischer Klub die Champions League gewinnen. | |
Weltmeister wurde hingegen die deutsche Fußballnationalmannschaft mit | |
Spielern, die aus den eigenen Leistungszentren hervorgingen. | |
## Digitale Dauerberieselung mit Fotos, Tweets und Hashtags | |
Inzwischen ist die Bundesliga nach Ansicht der DFL in der | |
Auslandsvermarktung die Nummer zwei hinter der Premier League – noch vor | |
Spanien, Italien und Frankreich. Ein Freundschaftsspiel in den USA zwischen | |
dem FC Bayern und einem MSL-All-Star-Team verfolgten letztes Jahr weltweit | |
1,5 Millionen Menschen vor der Mattscheibe. Die Bayern haben ein Büro in | |
New York, die DFL und der BVB eine Zweigstelle in Singapur. | |
„In Asien kommen mehrere Faktoren zusammen: Zum einen die enorme | |
Bevölkerungszahl und die zunehmende Kaufkraft. Zum anderen das zunehmende | |
Interesse am Fußball und die enorme Begeisterungsfähigkeit der asiatischen | |
Kultur“, erklärt Marketing-Experte Kupfer. In den USA gebe es mittlerweile | |
ebenfalls viel mehr Menschen, die selbst Fußball spielen. „Und | |
Eigenaktivität“, so Kupfer, „führt dazu, dass sich die Menschen an Idolen | |
orientieren möchten.“ | |
Dumm nur, wenn diese Idole in England oder Spanien und nicht in der | |
Bundesliga kicken. 2013 sollen nach Angaben der Fanseite „Purely Football“ | |
weltweit knapp eine Million Trikots von Cristiano Ronaldo verkauft worden | |
sein, bei den Bayern wurden im gleichen Zeitraum 880.000 Trikots verkauft – | |
insgesamt wohlgemerkt. | |
Auslandsreisen der Spitzenteams wie die des FC Bayern oder von Borussia | |
Dortmund sind für Daubitzer nur das „i-Tüpfelchen“. Zu den „Brot und | |
Butter“-Aktivitäten gehöre eine „globale Kommunikation – insbesondere a… | |
über digitale und Social-Media-Kanäle“. Die digitale Dauerberieselung mit | |
Fotos, Tweets und Hashtags wird daher wohl noch zunehmen. Schließlich | |
müssen Menschen am anderen Ende der Welt zu überzeugt werden, ihr Geld für | |
ein Bayern-Trikot herzugeben. In China kooperieren die Bayern dafür eigens | |
mit dem Onlinemarktplatz „Alibaba“. Inzwischen gibt es auch eine | |
Vereinswebsite für den chinesischen Markt. | |
19 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Moritz Förster | |
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