| # taz.de -- Projekt gegen Diskriminierung: Ampelmännchen in Love | |
| > Statt eines einsamen Single-Männchens leuchten nun schwule und lesbische | |
| > Pärchen mit Herzchen an zwei Ampeln in Hamburg – für mehr Toleranz. | |
| Bild: Schwul-lesbisch-verliebt: neue Ampeln in Hamburg. | |
| Hamburg taz | Statt einsamer Ampelmännchen leuchten in St. Georg seit | |
| gestern vier gleichgeschlechtliche Ampelpärchen an einem Fußgängerüberweg. | |
| Zwei Händchen haltende Frauen auf der einen, zwei sich umarmende Männer auf | |
| der anderen Seite. Die sollen in Hamburg nicht nur den Verkehr regeln, | |
| sondern auch ein Zeichen der Akzeptanz gegenüber Homosexuellen setzen. | |
| Ist das nicht ein bisschen viel verlangt – von einem Wechsellichtzeichen? | |
| Die grüne Wissenschaftssenatorin und Landesvorsitzende Katharina Fegebank | |
| glaubt das nicht: Der Versuch werde ernst genommen, sagte sie. Gut ein | |
| Dutzend JournalistInnen beobachten den Mitarbeiter der Hamburger | |
| Verkehrsanlagen, der in neongelber Warnweste auf eine Leiter klettert und | |
| mit einem Schraubenzieher die alten Ampelplatten aus der Fassung hebelt. | |
| Als anstelle der gewohnten Hetero-Männchen schließlich Homo-Paare in rotem | |
| und grünem Licht aufleuchten, strahlen die beiden SenatorInnen Fegebank und | |
| Frank Horch (parteilos) mit ihnen um die Wette. Mitten auf der Straße | |
| posieren sie – ungeachtet der Ampelphasen – bis die Autoschlange sich | |
| hupend freie Durchfahrt verschafft und die stolzen SenatorInnen damit | |
| zurück auf den Bürgersteig treibt. | |
| Ob die Ampel auf Dauer schwul-lesbisch-verliebt bleibt, ist noch unklar. | |
| Bis zum Christopher Street Day (CSD), der Ende Juli in Hamburg stattfindet | |
| und traditionsgemäß in St. Georg startet, soll die Ampel bleiben. Danach | |
| müsse man weiter sehen: „Es handelt sich um einen Testballon“, sagt | |
| Fegebank. | |
| Wie aber misst man den Erfolg einer Ampel? Auch darauf hat die grüne | |
| Senatorin eine Antwort: Wenn viele Leute Selfies mit der Ampel machen, sei | |
| das ein Zeichen für eine gute Resonanz, sagt sie. Fegebank selbst sei so | |
| auf die Vielfalts-Ampeln aufmerksam geworden. Während des CSDs in Wien | |
| hätten Bekannte von ihr ständig Selfies mit den Pärchen-Ampeln in sozialen | |
| Netzwerke gepostet. | |
| In Wien leuchten bereits 50 Ampeln mit Pärchen statt Einzelmännchen. | |
| Darunter sind auch Hetero-Paare. In Hamburg sei man | |
| „hanseatisch-zurückhaltender“, glaubt Fegebank. Doch die Stelle tue keinem | |
| weh, fügt Horch hinzu. | |
| Das stimmt – tatsächlich kommen nicht besonders viele FußgängerInnen an der | |
| Straßenecke vorbei. Genau genommen keineR. Das könnte aber auch mit der | |
| JournalistInnen-Schar zusammenhängen, die die Ampel belagert und | |
| PassantInnen mit Kameras und Mikros aufzulauern versucht, um ihre Meinung | |
| zum Thema zu erfragen. | |
| Interviews geben muss ersatzweise der Verkehrsanlagen-Mitarbeiter, der die | |
| Homo-Pärchen montiert hatte. „Es ist eher ein PR-Gag“, findet er. Der ganze | |
| Trubel zeige eher, dass Homosexualität noch nicht als normal anerkannt | |
| wird. | |
| 13 Jul 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Schipkowski | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
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