| # taz.de -- Rosa-Luxemburg-Stiftung: Streit über Kündigung | |
| > In einem offenen Brief fordern Wissenschaftler einen besseren Umgang mit | |
| > Mitarbeitern im Ausland. Die Stiftung rechtfertigt sich. | |
| Bild: Was hätte Rosa Luxemburg über den Arbeitskonflikt bei der Stiftung geha… | |
| Hamburg taz | Eine Initiative von 30 stiftungsnahen Wissenschaftlern hat | |
| die Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) zu einer Stärkung der Arbeitnehmerrechte | |
| für ihre Mitarbeiter in den Auslandsbüros aufgerufen. | |
| In einem offenen Brief, der der taz und NDR Info vorliegt, fordern die | |
| Wissenschaftler von der Stiftungsleitung, das Recht der Angestellten auf | |
| gewerkschaftliche Organisierung weltweit zu respektieren und auch in den | |
| Auslandsbüros die deutschen Standards des Kündigungsschutzes anzuwenden. | |
| „Die Rosa-Luxemburg-Stiftung darf sich keinesfalls den schlechteren | |
| Arbeitnehmer_innenschutz in anderen Ländern zunutze machen, um die in | |
| Deutschland gesetzlichen Bestimmungen zu umgehen“, heißt es in dem Brief. | |
| Gewerkschaftliche Solidarität dürfe nicht an den Grenzen des Nationalstaats | |
| aufhören. | |
| Zu den Unterzeichnern des Briefs gehören unter anderem Birgit Mahnkopf, | |
| Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der RLS, und der | |
| Erziehungswissenschaftler und Publizist Micha Brumlik sowie mehrere | |
| Vertrauensdozenten und Stipendiaten der Stiftung. | |
| ## Kündigung wegen schwachen Eurokurses | |
| Die taz und NDR Info berichteten Anfang Juli über die Arbeitsbedingungen im | |
| New Yorker Büro der RLS. Die Linken-Stiftung beschäftigt ihre Angestellten | |
| dort ohne Kündigungsschutz. Die Mitarbeiterin, die gewerkschaftlich Protest | |
| dagegen organisiert hatte, wurde entlassen. | |
| Die Stiftung bestreitet einen Zusammenhang zwischen der Kündigung und dem | |
| gewerkschaftlichen Engagement. Der Mitarbeiterin sei betriebsbedingt wegen | |
| des schwachen Eurokurses gekündigt worden, so die offizielle Version. Das | |
| Fehlen des Kündigungsschutzes und anderer Arbeitnehmerrechte begründete die | |
| Rosa-Luxemburg-Stiftung mit dem sogenannten Prinzip der Ortsüblichkeit, das | |
| besagt, dass sich deutsche Stiftungen im Ausland an die Standards vor Ort | |
| halten müssten. | |
| Auf Anfrage hat die RLS diese Aussage nun konkretisiert. „Grundsätzlich | |
| gilt für die Rosa-Luxemburg-Stiftung, dass sie die unter den jeweiligen | |
| Bedingungen vor Ort bestmöglichen Arbeitsbedingungen für ihre Angestellten | |
| aushandelt“, heißt es. Dies sei häufig nicht einfach, da sich die Stiftung | |
| an den Richtlinien des Entwicklungsministeriums und des Auswärtigen Amtes | |
| zu Ortsüblichkeit, an die Gesetze vor Ort und die Vorgaben der deutschen | |
| Botschaften halten müsse. | |
| Auch betont die Stiftung, dass Ortskräften „selbstverständlich | |
| gewerkschaftliche und andere Organisationsrechte eingeräumt“ würden und | |
| ihre Arbeit unterstützt würde. Im Konfliktfall stünden den Mitarbeitern | |
| mehrere Ansprechpartner zur Verfügung: Die Büroleitungen, die zuständigen | |
| Referenten mit Sitz in Berlin und die Leitung des Auslandsbereichs der RLS. | |
| Auch gebe es einen Ombudsmann für Auslandsmitarbeiter. | |
| ## Vorwurf der mangelnden Unterstützung | |
| Nach weiteren Recherchen von taz und NDR Info beklagen ehemalige und | |
| aktuelle Mitarbeiter von RLS-Auslandsbüros, die nach eigenen Angaben | |
| ebenfalls Probleme mit der örtlichen Büroleitung hatten, eine mangelnde | |
| Unterstützung der Berliner Stiftungszentrale. Vor allem in Ländern mit | |
| niedrigem Arbeitnehmerschutz seien Mitarbeiter machtlos der örtlichen | |
| Büroleitung ausgeliefert. Bei Konflikten hätten sie innerhalb der Stiftung | |
| kein Sprachrohr. | |
| Neben besseren Arbeitsbedingungen verlangen die Wissenschaftler in ihrem | |
| Brief daher auch eine starke Vertretung für die Mitarbeiter der | |
| Auslandsbüros in der Berliner Zentrale: „Wir fordern die Stiftung dazu auf, | |
| bei Arbeitskonflikten eine transparente und solidarische Form der | |
| Auseinandersetzung zu gewährleisten, bei der alle Seiten gehört werden.“ | |
| Dabei seien neutrale unabhängige Organisationsberater einzusetzen. | |
| „Es ist ein Unding, dass man im Fall New York eine Gewerkschaftsaktivistin | |
| entlassen hat, die zu keinem Zeitpunkt die Gelegenheit hatte, bei der | |
| Zentrale in Berlin die eigene Perspektive einzubringen“, sagt Daniel Loick, | |
| Vertrauensdozent der RLS und Initiator des offenen Briefs. | |
| „Man muss sich schon fragen, ob die Stiftung alles getan hat, den Konflikt | |
| auf faire und solidarische Weise zu schlichten.“ Sein offener Brief war | |
| laut Loick erst mit mehrtägiger Verzögerung an die wissenschaftlichen | |
| Mailverteiler der RLS weitergeleitet worden – mit einer eigenen Erklärung | |
| der Stiftung zu den Vorgängen im Anhang. | |
| 13 Jul 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Frauke Ladleif | |
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