# taz.de -- Neuer Oberbürgermeister in Dresden: Pegida sei Dank | |
> Dirk Hilbert ist die Unterstützung von rechts außen peinlich. Das | |
> Ergebnis spiegelt auch die Spaltung der Stadt wider. | |
Bild: Dirk Hilbert regiert künftig in Dresden | |
Dresden taz | „Mit freundlicher Unterstützung von Pegida“, hatten Witzbolde | |
einige Wahlplakate des Dresdner Oberbürgermeisterkandidaten Dirk Hilbert | |
(FDP) beschmiert. In der Tat hatte Pegida bei Facebook dazu aufgerufen, | |
beim zweiten Wahlgang der Bürgermeisterwahl am Sonntag „aus strategischen | |
Gründen das kleinere Übel“ zu wählen. Mit Erfolg. | |
Hilbert, seit vier Monaten bereits kommissarisch im Amt, siegte mit mehr | |
als 10 Prozent Vorsprung vor der amtierenden Wissenschafts- und | |
Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD), die nur 44 Prozent der Stimmen | |
erhielt. Beide Kandidaten waren von unabhängigen Wählervereinigungen | |
nominiert worden. | |
Einer merkwürdigen Allianz von CDU, FDP, Freien Wählern, AfD und Pegida | |
galt es als vordringlichstes Ziel, das „größere Übel“ Stange an der | |
Rathausspitze zu verhindern. Dann nämlich hätte die Stadtratsmehrheit von | |
Linken, Grünen, SPD und Piraten auch noch mit der Oberbürgermeisterin | |
harmoniert. | |
Hilbert, der mit einer Koreanerin verheiratet ist und schon von einem | |
„schweren Imageschaden“ für Dresden durch Pegida gesprochen hatte, war die | |
Unterstützung von rechts außen peinlich. Den Begriff „Lagerwahlkampf“ | |
lehnte er ab, gleichwohl kamen ihm die 15 Prozent Stimmen zugute, die | |
Kandidaten von AfD und Pegida im ersten Wahlgang geholt hatten. | |
Nach dem linken Überraschungserfolg bei den Stadtratswahlen im Vorjahr | |
erhärtet Dresden damit wieder seinen traditionell konservativen Ruf. Das | |
Ergebnis spiegelt zugleich die Spaltung der Stadt wider. Die Außenbezirke | |
wählen eher konservativ, die sozial angespannten Plattenbauviertel gar weit | |
nach rechts. Hinter Stange stehen die aufgeklärte Neustadt, die Innenstadt, | |
die Kultur und die an Bedeutung gewinnende Forschung und Wissenschaft. Der | |
Mehrheit der Dresdner steht indes ein hausbackener, teddyhaft wirkender und | |
von charismatischen Anflügen freier, früherer Wirtschaftsbürgermeister | |
näher als die weltläufige und hochkommunikative Wissenschaftsministerin. | |
Dabei hat Hilbert auf seinem bisherigen Zuständigkeitsgebiet kaum Erfolge | |
vorzuweisen. Die Gewerbesteuereinnahmen stagnieren. In der zentralen Frage | |
nach bezahlbarem Wohnraum lehnt Hilbert eine neue städtische | |
Wohnungsgesellschaft ab. | |
Die unterlegene Eva-Maria Stange betonte dagegen die gemeinsame | |
Verantwortung für die Stadt und forderte zur Überwindung von Spaltung auf. | |
Auch Hilbert erneuerte sein Wahlkampfmotto „vereinen statt spalten“. | |
Immerhin: In der sonst von Grabenkämpfen gezeichneten Stadt hatte sich | |
bereits der menschlich faire Umgang der Kontrahenten miteinander wohltuend | |
abgehoben. | |
6 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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