# taz.de -- Angriffe auf Asiaten in Istanbul: Schlägerei vor dem Topkapi-Palast | |
> Ultranationale Türken verwechseln Koreaner mit Chinesen und greifen sie | |
> in Istanbul an. Es geht um die Unterdrückung der Uiguren in China. | |
Bild: Demonstration am Samstag in Istanbul gegen die Verfolgung der Uiguren in … | |
ISTANBUL taz | Koreanische Touristen in Istanbul leben gefährlich. Als eine | |
größere Gruppe Koreaner am Samstag den ehemaligen Sultanspalast Topkapi | |
unweit der Hagia Sophia und der Blauen Moschee besichtigen wollte, sahen | |
sie sich unvermittelt einer Gruppe wütender Türken gegenüber, die sie | |
zunächst mit Steinen bewarf, um dann mit dem Ruf „Tod den Chinesen“ auf die | |
Gruppe einzuprügeln. | |
Auch herbeieilende Polizisten die im Zentrum der Istanbuler Altstadt für | |
die Sicherheit der Touristen sorgen sollen, gelang es zunächst nicht, die | |
wütenden Türken zurückzudrängen. Erst als eine Truppe | |
Bereitschaftspolizisten mit Schlagstock und Tränengas dazwischen ging, | |
konnten die völlig verängstigten Koreaner gerettet werden. | |
Dabei waren die ahnungslosen Koreaner auch noch das Opfer einer | |
Verwechselung geworden. Sie hatten das Pech, am Rande einer Kundgebung | |
türkischer Nationalisten vorbeizukommen, die vor der Blauen Moschee gegen | |
die Unterdrückung ihrer uigurischen Brüder und Schwestern in China | |
demonstrierten. | |
Nach dem Motto, „Alle Schlitzaugen müssen Chinesen sein“, stürmte daraufh… | |
ein Trupp „Grauer Wölfe“, Mitglieder der Jugendorganisation der | |
ultrarechten MHP, auf die Koreaner los, um gleich vor Ort handfest den | |
vermeintlichen Chinesen die Repression gegen die Uiguren heimzuzahlen. | |
Tatsächlich haben die chinesichen Sicherheitsbehörden die | |
Repressionsschraube gegen die uigurische, muslimische Minderheit im Westen | |
des Landes angezogen. Viele Uiguren werden von den chinesischen Behörden | |
pauschal als Terroristen verdächtigt. | |
## Wohlwollende Politik gegenüber den Uiguren | |
Immer mehr Uiguren versuchen deshalb China zu verlassen. Weil die Türkei in | |
den Uiguren Angehörige eines befreundeten Turk-Volkes sehen, bekommen sie | |
hier eine Aufenthaltserlaubnis und auch neue Papiere. | |
Als dann vor einer Woche in der Türkei die Nachricht kursierte, die | |
Zentralregierung in Peking hätte den Uiguren auch noch verboten, den | |
Fastenmonat Ramadan zu begehen, begannen türkische Islamisten und | |
Nationalisten mit Demonstrationen gegen die Volksrepublik. Solche | |
Demonstrationen werden von den türkischen Behörden generell mit Wohlwollen | |
betrachtet, weil sie die offizielle Politik unterstützen. | |
Erst vor einer Woche hatte die türkische Regierung 173 Uiguren, die auf der | |
Flucht in Thailand gestrandet waren und sich dort gegen eine Auslieferung | |
an China wehrten, als ganze Gruppe aufgenommen und zum Ärger von China nach | |
Ankara geflogen. In der Türkei werden die Uiguren überwiegend in der | |
zentralanatolischen Stadt Kayseri untergebracht. Die Regierung hat dort | |
mehrere Wohnblöcke, die eigentlich für Beamte gedacht waren, für die | |
Unterbringung von Uiguren bereitgestellt. | |
Die am Samstag aus dem Ruder gelaufene Demo der Nationalisten war nicht der | |
erste Vorfall, bei dem die Volksseele ihr Mütchen am falschen Objekt | |
gekühlt hatte. Bereits einige Tage zuvor hatten ebenfalls Graue Wölfe ein | |
China-Restaurant angegriffen und die gesamte Eingangsfront zertrümmert. | |
Erst danach stellten sie fest, dass das Restaurant einem Türken gehört und | |
der Chefkoch ein Uigure ist. | |
5 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Gottschlich | |
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