| # taz.de -- Cyber-Angriff auf Bundestag: Alter Trojaner im Parlament | |
| > Schon vor etwa einem halben Jahr startete die bislang größte | |
| > Computerattacke auf den Bundestag. Wer dahintersteckt, ist nach wie vor | |
| > unklar. | |
| Bild: Kann jeder reingucken: Bundestag. | |
| Berlin dpa | Die bisher größte Cyber-Attacke auf den Bundestag dauert schon | |
| wesentlich länger als bisher bekannt. Die noch immer unbekannten Angreifer | |
| haben die betroffenen Parlamentscomputer wahrscheinlich schon vor etwa | |
| einem halben Jahr ins Visier genommen. Experten gehen davon aus, dass die | |
| Hacker den von ihnen eingesetzten Trojaner in mehreren Angriffswellen Stück | |
| für Stück nach Art eines Puzzles auf den betroffenen Computern | |
| zusammengesetzt haben. | |
| Entdeckt wurde der Angriff erst, als die Schadsoftware Anfang Mai in dem | |
| Netzwerk des Parlaments aktiv wurde. Das Bundesamt für Verfassungsschutz | |
| (BfV) hatte den Bundestag am 12. Mai auf die massive Hacker-Attacke | |
| aufmerksam gemacht. Damals habe man bemerkt, dass von Parlamentscomputern | |
| aus verdächtige Server angesteuert wurden, hieß es. Zunächst seien | |
| lediglich 15 von mehreren tausend Bundestagsrechnern angegriffen worden. | |
| Dabei verschafften die Täter sich aber Administratoren-Zugriffsrechte, mit | |
| denen sie bis heute auf das gesamte Computernetz des Bundestages (Parlacom) | |
| zugreifen können. | |
| Nach dpa-Informationen schickten die Angreifer zunächst unverdächtig | |
| wirkende Mails an die betroffenen Computer, die nur Anhänge mit sehr | |
| kleinen Datenmengen und keinen kompletten Trojaner enthielten. Tage oder | |
| Wochen später seien Mails mit weiteren Teilstücken hinterher geschickt | |
| worden, so dass sich der Trojaner auf den betroffenen Rechnern nach und | |
| nach zusammengesetzt habe, wenn der Anhang beispielsweise angeklickt worden | |
| sei. | |
| Sicherheitsexperten bestätigten, dies sei ein übliches Vorgehen von | |
| Hackern, damit die Installation eines Trojaners nicht von Virenscannern | |
| erkannt wird. Trojaner sind teilweise sogar in der Lage, sich nach und nach | |
| zusätzliche Spionagefunktionen nachzuladen. | |
| Wann genau die Hacker ihren Angriff starteten, bleibt möglicherweise im | |
| Dunkeln – viele zur Klärung wichtige Dateien seien routinemäßig wegen der | |
| im Bundestag geltenden kurzen Speicherfristen gelöscht worden, hieß es. | |
| ## Der Trojaner ruht | |
| Auch in den vergangenen Tagen hätten Computerexperten keine von dem | |
| Trojaner ausgelösten Datenabflüsse mehr bemerkt, erfuhr die dpa. Nach wie | |
| vor sei aber unklar, in welchen Teilen des Parlamentsnetzes sich der | |
| Trojaner noch eingenistet habe. Es könne auch immer noch nicht | |
| ausgeschlossen werden, dass er wieder aktiviert werde. | |
| Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hatte vor einer Woche erklärt, | |
| seit etwa Ende Mai sei es nach Feststellungen des Bundesamtes für die | |
| Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Bundestagsverwaltung zu | |
| keinen Datenabflüssen mehr gekommen. | |
| Nach wie vor ungeklärt ist, wer hinter der Computerattacke steckt. Ende | |
| vergangener Woche hatten sich die Anzeichen auf einen Urheber in Russland | |
| verdichtet. Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen hatte die Sorge | |
| geäußert, dass es sich um einen Cyber-Angriff eines ausländischen | |
| Nachrichtendienstes handeln könnte. Beweise für einen Ursprung des Angriffs | |
| in Russland haben die Ermittler bislang jedoch nicht gefunden. | |
| 19 Jun 2015 | |
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