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# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Der Bilderbuchkerl und die Vogelkacke
> „Mit Club Mate gegen Vogelscheiße“ kann ja nur im Heft für den modernen
> Outdoorhelden, also in „Walden“, stehen. Das ist erst der Anfang.
Bild: Vogelscheiße entfernen gehört offenbar auch zu den Vor-der-Tür-Haushal…
Hallo taz-Medienredaktion!
Das überraschende Ergebnis des Reporter-Forums von vor zwei Wochen ist das,
dass der Chefredakteur des Spiegels, Klaus Brinkbäumer, zu der Erkenntnis
gelangt ist, man müsse bezüglich der Produktionsprozesse transparenter
werden. Der Mensch außerhalb der elitären Medientürme aus Elfenbein sei so
schlecht auf die Medien zu sprechen, weil er nicht verstehe, wie gearbeitet
werde. Deshalb wolle man nun mehr erzählen, wie Journalismus entsteht.
Dieses neue Denken hat viele Anhänger unter den Verantwortlichen, ich aber
meine, es ist schlicht hilfloser, vor allem aber großer Scheiß. Ich bin in
meinem Schützengraben nach wie vor der Überzeugung, Medienschaffende müssen
das Geheimnis ihrer Arbeit bewahren, um nicht weiter an Bedeutung
einzubüßen. Aber wer bin ich, dass ich mich querstelle und mich diesem
neuen Trend der Hilflosen entziehe?
Folglich will auch ich berichten, wie dieser Text entsteht: Ich sitze, weil
keine offizielle Arbeitszeit ist, auf meinem Sitzsack im Wohnzimmer. Der
Sitzsack ist übrigens gelb. Draußen sind Kinder sehr laut, die spielen. Ich
bin vom Frühstück zu satt. Ich ziehe in meinem Kopf eine Begebenheit von
gestern hervor, die ich trotz sofortig gefertigter Notizen aus der
Erinnerung heraus wiedergebe: Ich habe gestern das Geheimnis der
Zeitschrift Walden verstanden.
Walden, das Männerheft für draußen, ist das, was Tina für Frauen ist. Ein
Haushaltsmagazin. Nur eben für vor der Tür. Das begriff ich durch folgende
Beobachtung: Ein Mann mit Bart, Ende dreißig etwa, im Karohemd, ein
Vorzeige-Waldner also, stand mit einer Flasche Clubmate an seinem matt
lackierten, navy-grauen Mini Cooper. Er befeuchtete immer wieder ein Tuch
mit Club Mate und schrubbte an damit an seinem Auto rum.
Zwischendurch trank er aus der Flasche. Auf Nachfrage bestätigte er, dass
er Vogelscheiße vom Auto entferne. Und da frage ich mich doch, wie kommt
ein Kerl aus dem Bilderbuch auf die tolle Idee, zur Entfernung von
Vogelscheiße von seiner obergeilen Karre so was Cooles wie Club Mate zu
verwenden, mittels derer er auch noch der Erschöpfung vom Schrubben
beikommt? „Mit Club Mate gegen Vogelscheiße“ kann ja nur in einem Heft für
den modernen Outdoorhelden, also in Walden, stehen. Toll!
## Hanseatische Schrottbude
Aber ich nehme an, Vor-der-Tür-Haushaltstipps für Männer aus dem Hause
Gruner & Jahr sind erst der Anfang. Jetzt, wo man mit Barbara – wie der
Name schon sagt – ein neues, zeitgemäßes Magazin für Frauen auf den Markt
bringt, für das man sich an der TV-Moderatorin Barbara Schöneberger
orientieren will, wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch in
der Herrenabteilung Moderationsgrößen Vorbild sind. Mit Heften wie Frank
und Günther werden sicher bald weitere hippe Magazine erscheinen. Und
Johannes natürlich, das Nasenmagazin.
Damit der Bauer-Verlag wenigstens beim Verkauf von Quatsch mit Soße die
Nase vorn hat, hat er im Jahr 2010 Aufkleber auf Tina & Co anbringen
lassen, die vorgaben, dieses Heft sei ein „Bestseller“. Irgendwie muss das
nicht gereicht haben, denn nun verspricht der Verlag dem Kioskbesitzer
1.000 Euro, der die Druckerzeugnisse aus der hanseatischen Schrottbude am
allertollsten im Regal platziert. Hinlegen, fotografieren, einsenden.
Ich muss noch darauf hinweisen, dass dieser Text ohne den Einfluss von
Alkohol oder Drogen zustande gekommen ist, lediglich unter der Zuhilfenahme
sachdienlicher Hinweise von Kollegen und eigenen Recherchen.
Der Umstand, dass ich traurig bin, dass Gruner & Jahr das neue Heft nicht
Silke nennt, hat keinen Einfluss auf meine Berichterstattung über die
Bruchbude vom Baumwall. Echt nicht. Und damit zurück nach Berlin!
17 Jun 2015
## AUTOREN
Silke Burmester
## TAGS
Medien
Die Kriegsreporterin
Gruner + Jahr
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Schwerpunkt Pressefreiheit
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