# taz.de -- ARD-Film „Storno – Todsicher versichert“: Witzig gemeinte sch… | |
> Coen-Brüder? „Indien“? Mit „Storno – Todsicher versichert“ hat Jan… | |
> einen schwarzhumorigen Film für die ARD leider nur versucht. | |
Bild: Alles als schlechter Witz gemeint: Szene aus „Storno – Todsicher vers… | |
Wer sich selbst oder gar seinen Mitmenschen Fragen stellt wie die, ob das | |
Leben nun wie eine Pralinenschachtel ist (man weiß nie, was man bekommt) | |
oder doch eher wie eine Klobrille (man macht viel durch) – dem sei | |
versichert, das er ist mit diesem Film und seiner Tonlage gut bedient sein | |
wird. | |
Denn todsicher wird er es sogar lustig finden, wenn Axel Stein als Chef | |
einer nach Christian-Lindner-Fanclub aussehenden Truppe jungschnöseliger | |
Versicherungsvertreter in dunklem Anzug, mit gelbem Binder ulkt: „Ich dulde | |
hier weder Gleitzeit noch Gleitgel!“ | |
Schon klar: das ist natürlich als schlechter Witz witzig gemeint, auf die | |
Von-hinten-durch-die-Brust-ins-Auge-Weise. Um Stein schon mal gleich zu | |
Anfang als veritablen Widerling einzuführen. Um den es nicht schade sein | |
wird. Um dem Zuschauer unmissverständlich zu verklickern, was der von Max | |
Riemelt („Im Angesicht des Verbrechens“) gespielte Held, der einzige | |
Anzugträger ohne (gelbe) Krawatte, erst am Ende erkennt: „Versicherungen | |
sind einfach nicht meine Welt.“ | |
Denn Versicherungsvertreter sind auch nichts anderes als Drückerkolonne. | |
Stein: „Wenn wir in zwei Wochen hier fertig sind, ist das hier komplett | |
DVB-Land. Keine Hütte, die nicht von uns versichert ist, und keine | |
Menschenseele ohne Lebensversicherung von uns! Verstanden!“ | |
Die Ochsentour von Haustür zu Haustür bietet nun Gelegenheit, ein paar | |
herrlich skurril gewollte 1A Landeier vorzuführen, ausnahmsweise nicht am | |
norddeutschen, sondern am niederbayerischen Arsch der Welt. (Immerhin kommt | |
der Held aus Stralsund.) | |
## Oma und der Krieg | |
Zum Beispiel die Oma, die immer nur vom Krieg faselt: „Im Krieg ging alles | |
kaputt. Obwohl wir nichts gehabt haben.“ Den einarmigen Wirt (Alexander | |
Held), der tagtäglich etliche Gläser zerdeppert, mit dessen liebreizender | |
Tochter (Amelie Kiefer) der Held schnell anbandelt. Den Balkan-Schlawiner | |
(Eisi Gulp) mit dem besonderen Geschäftssinn: „Mädchen, musst du verstehen! | |
Willst du Auto verkaufen, bekommst du Geld. Willst du Auto loswerden, dann | |
musst du zahlen. So läuft der Business.“ Das Mädchen (Jeanette Hain) hat | |
einen kranken Vater und eine Meise und träumt von Australien: „Da fliegen | |
bunte Sittiche frei rum, wie bei uns die Spatzen.“ | |
Dass die Australien-Pläne konkret werden, dass das Auto weg muss und nicht | |
nur das, dass zwei Menschen sterben müssen, hängt mit der | |
Lebensversicherung zusammen, die der Held unbedingt verkaufen muss, die das | |
Mädchen ihm unbedingt abkaufen will. Und mit der Gesundheitsbescheinigung | |
vom Arzt, die sie dafür unbedingt brauchen. Und mit dem Chef der | |
Drückerkolonne, der die Provision dafür unbedingt selbst einstreichen will. | |
Und mit einem Sack mit kugelförmigem Inhalt: „Den Kopf fressen die Schweine | |
net, der muss a weg!“ | |
Und was das süße kleine Ferkel, das immer wieder auftaucht, damit zu tun | |
hat: egal. Denn bei dieser Art Film ist es natürlich völlig wurscht, wenn | |
der Plot hanebüchen und das Personal Knallchargen sind. So ist es ja | |
gedacht. | |
## Hader, Dorfer | |
Allein, es müsste komisch sein. Richtig abgründig komisch. So wie zum | |
Beispiel bei den amerikanischen Coen-Brüdern („Fargo“), die hier | |
möglicherweise offensichtlich als Paten imaginiert und mit den Mitteln des | |
öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehens imitiert wurden. | |
Oder wie zum Beispiel bei „Indien“, jenem Film mit Josef Hader und Alfred | |
Dorfer, deren Odyssee als Hygiene-Inspektoren in die Gasthäuser am | |
niederösterreichischen Arsch der Welt führte. Und nicht nur so halbkomisch, | |
halbschwarz, halbtrocken, halbgar wie Jan Fehses dritte Regiearbeit (nach | |
„In jeder Sekunde“ und „Jasmin“), von den Autoren Georg Ludy und | |
Nils-Morten Osburg auch ein bisschen zu vorhersehbar konstruiert. | |
Keine Pralinenschachtel: Man weiß immer, was man bekommt. | |
20 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Jens Müller | |
## TAGS | |
Versicherung | |
Spielfilm | |
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