# taz.de -- Europäische Drohne beschlossen: Kampfname MALE | |
> Frankreich, Deutschland und Italien wollen die Entwicklung einer | |
> „Eurodrohne“ starten. Die Opposition fordert die Ächtung der Technologie. | |
Bild: Sie verleihen Flügel: Jean-Yves Le Drian, Ursula von der Leyen und Rober… | |
BERLIN taz | Die Vorentscheidung ist gefallen: Die Bundeswehr soll künftig | |
auch über eigene Kampfdrohnen aus europäischer Produktion verfügen. Am | |
Montag verständigten sich die VerteidigungsministerInnen Deutschlands, | |
Frankreichs und Italiens in Brüssel darauf, die Entwicklung einer | |
Eurodrohne zu starten. Ursula von der Leyen und ihre AmtskollegInnen | |
Jean-Yves Le Drian und Roberta Pinotti unterzeichneten eine sogenannte | |
Declaration of Intent für eine zweijährige Studie, mit der die Basis für | |
das unbemannte bewaffnungsfähige Fluggerät gelegt werden soll. | |
„Ziel der Eurodrohne ist, dass wir europäisch selber entscheiden, was wir | |
aufklären, wo wir die Eurodrohne einsetzen und wie wir die Eurodrohne | |
einsetzen“, sagte von der Leyen. Es sei zudem wichtig, das entsprechende | |
Fachwissen und die Spitzentechnologie in Europa zu haben. | |
Damit steigt Europa in den als höchst lukrativ geltenden Markt der | |
Kampfdrohnen ein, der bislang eine Domäne der USA und Israels ist. Von | |
einem „Kernprojekt der militärischen Zukunftstechnologie des 21. | |
Jahrhunderts“ schwärmt der Bundesverband der Deutschen Luft- und | |
Raumfahrtindustrie (BDLI). Entwickelt werden soll die neue Drohne von einem | |
Konsortium der Konzerne Airbus, Dassault Aviation und Alenia Aermacchi. | |
Die Kosten für die erste Studie werden auf rund 60 Millionen Euro | |
geschätzt, die sich Deutschland, Frankreich und Italien teilen wollen. Ende | |
2017 soll der endgültige Auftrag für die anvisierten Drohnen der | |
MALE-Klasse erteilt werden. MALE ist die Abkürzung für Medium Altitude, | |
Long Endurance – mittlere Flughöhe, lange Ausdauer. Ab 2025 soll die Drohne | |
einsatzbereit sein. Sie solle „auch bewaffnet werden können, um Soldaten im | |
Gefecht präzise Feuerunterstützung zu geben“, heißt es in der | |
Bundeswehrzeitschrift aktuell. | |
## Leasingvertrag um ein Jahr verlängert | |
Bislang verfügt die Bundeswehr über keine eigenen waffenfähigen Drohnen. | |
Stattdessen setzt sie in Afghanistan israelische Heron-Drohnen ein, | |
ausschließlich für Aufklärungszwecke. Der Leasingvertrag mit Israel wurde | |
Ende März um ein weiteres Jahr verlängert. Möglicherweise wird die | |
Bundesregierung allerdings noch in diesem Jahr darüber entscheiden, für | |
eine Übergangszeit auch bewaffnungsfähige israelische oder US-amerikanische | |
Drohnen zu mieten oder zu kaufen. | |
Scharfe Kritik kommt von der Opposition. Statt eine „Killerdrohne“ | |
einzukaufen, sollte sich die Regierung lieber für eine internationale | |
Drohnenkonvention einsetzen, „die mindestens die Ächtung unbemannter, | |
bewaffneter Luftfahrzeuge beinhalte“, forderte der Linkspartei-Abgeordnete | |
Andrej Hunko. Die grüne Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger sprach von | |
einem „militärischen Tabubruch“. | |
Im Koalitionsvertrag von 2013 hatten Union und SPD vereinbart, vor einer | |
Entscheidung über die Beschaffung qualitativ neuer Waffensysteme „alle | |
damit im Zusammenhang stehenden völker- und verfassungsrechtlichen, | |
sicherheitspolitischen und ethischen Fragen“ sorgfältig zu prüfen. Das | |
gelte „insbesondere für neue Generationen von unbemannten Luftfahrzeugen, | |
die über Aufklärung hinaus auch weitergehende Kampffähigkeiten haben“, also | |
genau für jene Drohne, die jetzt entwickelt werden soll. Womit die | |
versprochene koalitionäre Prüfung wohl der Macht des Faktischen zum Opfer | |
gefallen sein dürfte. | |
18 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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