Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Gasleitung: Bauarbeiten mit Sprengkraft
> Die geplante Ostseepipeline führt durch verminte See. Experten schlagen
> Alarm.
Bild: Auslöser für Minenfeuerwerk in der Ostsee? Die Pipeline des Anstoßes.
BERLIN taz Ob von Politikern, Umweltschützern, Meeresbiologen, Anrainern:
Die Kritik an der geplanten Ostseepipeline verstummt nicht. Im Rahmen der
Baltikum-Reise von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat
nun auch der estnische Außenminister Urmas Paet "schwerwiegende ökologische
Bedenken" geäußert.
Über 1.200 Kilometer soll die Pipeline Erdgas direkt durch die Ostsee von
Russland nach Deutschland transportieren. Ihr Bau wurde im Dezember 2005
begonnen, in Betrieb soll sie 2010 gehen. Darum kümmern sich das
deutsch-russische Unternehmen Nord-Stream, an dem der russische
Gasmonopolist Gazprom mit 51 Prozent und die Konzerne BASF und Eon über
Töchter mit jeweils 24,5 Prozent beteiligt sind.
Nord-Stream weist die Kritik als "vielfach politisch motiviert" zurück. Sie
komme von Ländern wie Polen oder Estland, und die könnten eben einfach
nicht mit Russland. Meeresbiologen halten die ökologischen Bedenken
allerdings für berechtigt: In der Ostsee lagern Tonnen von Minen aus den
Weltkriegen. "Durch mechanische Auswirkungen, wie sie beim Bau und Betrieb
einer Pipeline unumgänglich sind, können diese Minen explodieren", sagt der
Koblenzer Diplombiologe Stefan Nehring. Über Fische könnten die
freigesetzten hochgefährlichen Chemikalien in die Nahrungskette des
Menschen gelangen.
Nord-Stream-Sprecher Jens Müller hält dagegen, dass die geplante Strecke
akribisch durchsucht werde. Alle Funde - "Erbsendosen, Waschmaschinen,
Minen" - würden den jeweiligen Behörden gemeldet. Notfalls müsse man
großräumig ausweichen, sagt Müller. "Die Leitungen werden so gebaut, dass
sie sicher und wohlbehütet auf dem Boden schlummern." Das beruhigt die
Verantwortlichen in Sachsen und Pommern wenig. Die erste Anbindungsleitung
soll von Greifswald ins Erzgebirge führen, kilometerweit durch Vogel-,
Landschafts- und Trinkwasserschutzgebiete. "Jedes Infrastrukturprojekt hat
selbstverständlich Einfluss auf den Umweltschutz", meint Müller. Mehr könne
er dazu nicht sagen: Die Leitung falle in den Zuständigkeitsbereich von
Wingas.
Die Gas-Vertriebsgesellschaft ist allerdings mit den Mitgliedern des
Infrastrukturkonsortiums verbunden: Gazprom gab erst kürzlich bekannt,
seinen Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen mit der BASF-Tochter
Wintershall auf 50 Prozent minus einer Aktie aufstocken zu wollen.
Außenminister Steinmeier versucht nun, zumindest das Baltikum zu beruhigen:
Die Leitungen würden nach EU-Umweltstandards gebaut, sagte er in Tallinn.
12 Jul 2007
## AUTOREN
V. Weinstein
C. Zeiner
## TAGS
Gazprom
BASF
## ARTIKEL ZUM THEMA
Erdgas von Russland nach Deutschland: Neue Ostsee-Pipeline geplant
Das Verhältnis zu Russland tangiert die Gasindustrie kaum. Gazprom plant
gemeinsam mit Eon, Shell und OMV eine weitere Pipeline durch die Ostsee.
Gas aus Sibirien: Wintershall hält Russland die Treue
Für die BASF-Tochter Wintershall bleibt Gazprom der wichtigste
Handelspartner. Trotz der Ukraine-Krise soll das Geschäft noch ausgeweitet
werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.