# taz.de -- Gesundheitskarte-Kommentar: Alles auf eine Karte | |
> Die neue Gesundheitskarte hätte auch Vorteile für die Patienten: die | |
> ganze Krankengeschichte auf einen Blick. Allerdigs birgt sie Risiken - | |
> auf Daten sind alle scharf. | |
Bild: Alle Daten in einer Hand. Nur: Wer hat Zugriff darauf? | |
Im kommenden Frühjahr soll mit der Ausgabe der elektronischen | |
Gesundheitskarte begonnen werden: Mit dieser Ankündigung macht das | |
Gesundheitsministerium Druck. Zwei Jahre Verspätung hat man bereits. Vor | |
der nächsten Bundestagswahl aber soll das gigantische IT-Prestige-Objekt | |
endlich von einer Hängepartie in eine Erfolgsgeschichte verwandelt werden. | |
Schließlich hat Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sonst ja nicht | |
allzu viele Erfolge zu vermelden. | |
Die ehrgeizigen Pläne könnten der Ministerin aber wieder mal auf die Füße | |
fallen. In den Testregionen heißt es, der neue Zeitplan sei nur | |
realistisch, wenn ab sofort alles glattlaufe. Damit aber ist kaum zu | |
rechnen. So besteht die Gefahr, dass eine unausgegorene Version der | |
Gesundheitskarte ausgegeben wird, die in der Praxis nicht richtig | |
funktioniert. Das wäre teuer und würde die Akzeptanz der Karte bei | |
Patienten und Ärzten weiter schmälern. Mit Grausen wird sich mancher an die | |
Pannen bei der Einführung des Mautsystems "Toll Collect" erinnern. | |
Dabei birgt die neue Karte für den Patienten durchaus Chancen. Erstmals | |
kann seine gesamte Krankengeschichte in einer Akte eingesehen werden. Das | |
macht eine ganzheitliche Betrachtung möglich und kann Doppeluntersuchungen | |
und falsche Medikation vermeiden helfen. Dazu muss der Patient allerdings | |
seine Einwilligung geben, denn die Speicherung der Patientenakte mittels | |
Karte erfolgt freiwillig. Den gläsernen Patienten wider Willen soll es | |
nicht geben. Trotzdem bleibt ein datenschutzrechtliches Risiko. | |
Gesammelte Daten wecken stets Begehrlichkeiten, auch das hat das Beispiel | |
Toll Collect gezeigt. Kaum war es eingeführt, forderten Innenpolitiker, die | |
erhobenen Daten für die Verbrechensbekämpfung zu nutzen. Auch | |
Patientendaten sind für viele interessant: für Politiker, Arbeitgeber, | |
Krankenkassen oder die Pharmaindustrie. Bislang, betonen Datenschützer, | |
sind die Daten vor dem Zugriff Dritter geschützt. Das kann sich aber durch | |
neue gesetzlichen Regeln verändern - oder durch einen gezielten | |
Hackerangriff. Wer dieses Risiko ausschließen will, dem bleibt nur eines zu | |
tun: die Einwilligung zur Speicherung seiner Patientenakte zu verweigern. | |
3 Sep 2007 | |
## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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