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# taz.de -- Skandal beim Nabu: Im Artenschutz verhungert
> Nachdem 16 Heckrinder in einem Projekt des Nabu wegen mangelnder
> Versorgung verendetetn, muss der Leiter gehen. Der Fall droht den Ruf des
> Naturschutzbundes zu schädigen.
Bild: Heu fürs Heckrind: Beim Nabu-Projekt verschimmelt
DORTMUND taz Der Umweltverband Nabu genießt in Sachen Tierschutz bisher
einen ausgezeichneten Ruf. Umso mehr dürfte es an seinem guten Image
kratzen, dass ausgerechnet Tiere in seiner Obhut wegen mangelnder
Versorgung gestorben sind: Seit Mitte März kamen 16 Heckrinder eines
Nabu-Weideprojekts im niedersächsischen Landkreis Leer um. Eine
Untersuchung des zuständigen Landesamts für Lebensmittelsicherheit ergab
nun, dass mehrere der Tiere an Nahrungsmangel gelitten hatten.
Zwei obduzierte Kühe waren regelrecht abgemagert, bei einer war der Magen
mit Egeln befallen. Auch zwei gestorbene Heckrind-Kälber waren
unterversorgt. Offenbar bekamen die Rinder, die ein Areal von rund 100
Hektar beweideten, weder ausreichend Nahrung, noch wurde das Futter
kontrolliert. Laut dem Untersuchungsbericht war das Heu, das die Betreuer
verteilten, verschimmelt.
"Es ist davon auszugehen, dass sich der Zustand der Tiere über einen
Zeitraum von mehreren Wochen bzw. Monaten entwickelt hat", schreibt der
zuständige Veterinär in dem Bericht. Weil die betroffenen Kühe zu wenig
gefressen hatten, gaben sie keine Milch mehr für ihre Kälber. Erst am
Mittwoch wurden erneut zwei tote Kälber entdeckt.
Der Nabu Niedersachsen gesteht organisatorische Fehler ein: "Unsere
Kontrolle hat versagt", so Pressesprecher Ulrich Thüre. "Auch bei der
Instandhaltung von Teilen der Weideflächen wurden Fehler gemacht." Der
Projektleiter sei inzwischen abgesetzt worden. Er hatte den Mitarbeitern
vor Ort nicht richtig auf die Finger geschaut. Weil der Hauptbetreuer der
Tiere vor einiger Zeit krankheitsbedingt ausgefallen war, mussten neue
Angestellte seine Aufgabe übernehmen. Als das Veterinäramt angeordnet
hatte, den Tieren im Winter zusätzliches Futter zu geben, reagierten sie
nicht schnell genug - und merkten bei ihren Kontrollgängen nicht einmal,
dass einzelne Tiere gestorben waren. "Die waren anscheinend überfordert",
sagt Dieter Backer, Sprecher des Landkreises Leer.
"Wer nicht täglich Kontakt zu den Tieren hat, kann ihren Gesundheitszustand
sehr schwer einschätzen", sagt Otto Kalberlah, Biologe und selbst Betreiber
von Weideprojekten in der betroffenen Region. "Ich hoffe, dass der Vorfall
nicht auf andere erfolgreiche Weideprojekte im Bundesgebiet abfärbt."
Das Weideprojekt, das dem Tier- und Artenschutz dienen sollte, läuft
bereits im fünften Jahr. Rund 60 Heckrinder, eine nachgezüchtete Form des
ausgestorbenen Auerochsen, werden auf zwei Flächen im Landkreis Leer
gehalten. Dadurch soll nicht nur die Art erhalten werden. Die Stadt Leer,
der die Flächen gehören, kann sich so auch das jährliche Abmähen der Wiesen
sparen. Bis zu den gehäuften Todesfällen hatten sich die Tiere gut
entwickelt, nach Angaben des Nabu Niedersachsen wurden im Verlauf des
Projekts insgesamt 80 Kälber geboren.
Der Landkreis verlangt nun, dass der Verband die Rinder bis Ende Mai auf
neue Weideflächen umsiedelt. Der Nabu selbst verspricht, seine Tiere ab
sofort besser zu versorgen.
3 May 2008
## AUTOREN
Moritz Schröder
## TAGS
Nabu
Landwirtschaft
Artgerechte Tierhaltung
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