# taz.de -- Schlechte Geschäfte: Die Friedrichstraße wird immer teurer | |
> Land Berlin muss noch eine Million erstatten für weiteres schlecht | |
> gelaufenes Grundstücksgeschäft am Spreedreieck. | |
Bild: Bauprojekt mit umstrittener Geschichte: Entwurfszeichnung des Büroturms … | |
Die Baugruben rund um den S-Bahnhof Friedrichstraße entwickeln sich für das | |
Land Berlin immer mehr zu einem Fass ohne Boden. Jüngstes Beispiel ist das | |
Grundstück Friedrichstraße 100. Den Eigentümern hat Berlin jetzt eine Summe | |
von rund einer Million Euro zurückerstattet. Bereits im März 2008 musste | |
Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) dem Investor des Hotels Melia, der | |
Grundstücksgesellschaft GVG, vier Millionen Euro Entschädigung bezahlen, um | |
eine Klage der GVG gegen den Bau des gläsernen Hochhauses auf dem gegenüber | |
liegenden "Spreedreieck" abzuwenden. | |
Harm Müller Spreer, der Bauherr des Spreedreiecks, erhielt vom Land Berlin | |
ebenfalls schon ein stattliches Euro-Sümmchen zurück. Fast neun Millionen | |
Nachlass auf die Kaufsumme musste das Land ihm 2004 geben. Der Grund: Der | |
Senat hatte ihm - wie es heißt versehentlich - dort eine Parzelle | |
mitverkauft, die dem Land Berlin gar nicht gehörte. | |
Die Rückzahlung von einer Million Euro für die Friedrichstraße 100 ist | |
jetzt fällig geworden, weil der Eigentümer auf dem Grundstück "durch das | |
geltende Baurecht weniger dicht bauen darf als vorher vereinbart worden | |
war", sagte Clemens Teschendorf, Sprecher der Finanzverwaltung, zur taz. | |
Die Planung für das Hotel- und Bürohaus auf der 3.900 Quadratmeter großen | |
Fläche zwischen S-Bahn-Trasse und Admiralspalast musste also reduziert | |
werden. Darum die Erstattung von einer Million vom Kaufpreis, der | |
ursprünglich 13,5 Millionen Euro betrug. Nach Auskunft des Sprechers ist | |
ein solches Verfahren bei Geschäften "normal". | |
Möglicherweise könnte es für Berlin in der Friedrichstraße 100 noch dicker | |
kommen. So soll der Bauherr für die Beseitigung der Altlasten auf dem | |
Gelände weitere Millionen gefordert haben. Der Liegenschaftsfonds, der das | |
Grundstück im Auftrag Berlins veräußert hatte, lehnt dies ab. Die | |
Finanzverwaltung wollte dazu nicht direkt Stellung nehmen. Der Vertrag habe | |
keine "unüblichen Klauseln" enthalten, sagte Teschendorf lediglich. Er | |
räumte nur "die Möglichkeit einer weiteren Reduzierung" des Kaufpreises | |
ein, sollte die Altlastenproblematik zu Ungunsten des Landes ausfallen. | |
Teschendorf wies zugleich die Vermutung zurück, die Berliner | |
Senatsverwaltungen für Finanzen und Stadtentwicklung hätten bei den | |
Grundstücksgeschäften vor Ort generell geschludert. "Der jetzige Fall hat | |
mit dem Spreedreieck nichts zu tun", sagte er. | |
Für Jochen Esser, Finanzexperte der Grünen im Abgeordnetenhaus, stellt sich | |
die Angelegenheit anders dar. Er befürchtet, dass auf das Land weitere | |
finanzielle Forderungen des Bauherrn zukommen werden. Esser sieht auch | |
Zusammenhänge aller Bauvorhaben rund um den S-Bahnhof. Darum haben er, die | |
CDU und FDP die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses | |
beantragt. Dieser soll die Vorgänge um die Grundstücksdeals klären und noch | |
vor dem Sommer die Arbeit aufnehmen. ROLA | |
15 May 2008 | |
## AUTOREN | |
Rolf Lautenschläger | |
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