# taz.de -- Stadtentwicklung: Baustelle wirft Millionen ab | |
> Vermögensausschuss befasst sich mit Bauskandal am Spreedreieck. | |
> Schadenersatz summiert sich auf fast 15 Millionen Euro. | |
Bild: Die Bebauung des lukrativen Grundstücks am Bahnhof Friedrichstraße entp… | |
Der Streit über das Bauvorhaben auf dem Spreedreieck und die | |
Entschädigungssummen des Landes Berlin an die dortigen Investoren | |
beschäftigt heute das Parlament. | |
Die Grünen-Fraktion will im Vermögensausschuss einen Antrag mit der | |
Forderung einbringen, die Zahlung von 4 Millionen Euro aus dem | |
Landeshaushalt zu stoppen. Das Geld hat der Senat den Eigentümern des | |
Hotels Sol Melia als Kompensation für den fehlerhaften Bebauungsplan | |
angeboten. | |
Dieser hatte dem Hamburger Spreedreieck-Investor Harm Müller-Spreer | |
fälschlicherweise erlaubt, zwei zehnstöckige Bürotürme auf dem dem Hotel | |
gegenüberliegenden Tränenpalast-Grundstück zu bauen. Gestattet wären | |
lediglich neun Stockwerke gewesen. | |
Dagegen hatten unter anderem die Hoteleigentümer erfolgreich geklagt und | |
dem Land mit der Durchsetzung eines Baustopps für das Spreedreieck-Gelände | |
gedroht. Mit dem 4-Millionen-Vergleich hofft das Land, den Baustopp zu | |
verhindern und damit mögliche Schadenersatzansprüche seitens Müller-Spreer | |
zu umgehen. | |
Jochen Esser, der Haushaltsexperte der Grünen, fordert darüber hinaus, dass | |
sich auch der Rechnungshof mit dem Fall beschäftigt. "Wir sollten als | |
Parlament den Rechnungshof bitten zu prüfen, welche Verwaltung die Fehler | |
begangen hat und ob sich daraus ein Regressanspruch ergeben könnte." Nach | |
Ansicht Essers sei dem Land Berlin durch die "schlampige Arbeit" der | |
Finanz- und Stadtentwicklungsverwaltungen bei der Grundstücksvergabe und | |
beim Bebauungsplan ein Millionenschaden entstanden. | |
Schließlich wollen die Grünen im Ausschuss Akteneinsicht beantragen. Esser | |
zur taz: "Was da gelaufen ist, muss aufgeklärt werden." Die Pannen auf dem | |
Spreedreieck kritisieren auch die CDU und der Bund der Steuerzahler. Deren | |
Vorsitzender, Martin Müller, sagte, er sei "fassungslos über die | |
Verantwortungslosigkeit der Politiker". | |
Laut Grünen-Fraktion und Bund der Steuerzahler tut sich am Spreedreieck | |
ihrer Meinung nach mehr als ein 4-Millionen-Euro-Loch auf. Esser erinnert | |
daran, dass das Filetgrundstück am Bahnhof Friedrichstraße im Jahr 2000 für | |
"billige" 17,2 Millionen Euro an den Hamburger Investor verkauft worden | |
war. Nach einem ersten Fehler - das Land Berlin hatte Müller-Spreer rund | |
200 Quadratmeter Bahnflächen, die dem Land gar nicht gehörten, unrechtmäßig | |
mitverkauft - erhielt der Investor 2004 satte 8,7 Millionen Euro zurück. | |
Den zweiten Fauxpas habe das Land gemacht, als es dem Investor weitere | |
Flächen rund um den Tränenpalast im Wert von 1,9 Millionen Euro übertragen | |
hatte. | |
Den größten Bock hat Berlin nach Ansicht Essers aber geschossen, als im | |
Jahr 2006 die Bauverwaltung einem geänderten Bebauungsplan zustimmte, der | |
eindeutig die Nachbarn benachteiligte. Statt wie dem Sol Melia nur neun | |
Geschosse zu genehmigen, erhielt Müller-Spreer mehr Fläche und ein | |
Stockwerk darüber. | |
Dagegen klagte das Hotel wegen "unzumutbarer Verschattung" - und erhielt | |
Recht. | |
Dass der Vergleich von 4 Millionen Euro Schadensbegrenzung bedeute, ficht | |
Esser nicht an. Er rechnet die Summen aus den Berlin-Fehlern zusammen: "Es | |
ist ein Schaden von fast 15 Millionen Euro entstanden." Das sei ein | |
"Bauskandal" wie zu Tempodrom-Zeiten. | |
26 Feb 2008 | |
## AUTOREN | |
Rolf Lautenschläger | |
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NRW | |
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