# taz.de -- Jugenzentrum: Jugend hängt in der Luft | |
> Das Freizeitzentrum Mellowpark in Treptow-Köpenick muss sein Gelände | |
> räumen. Der Bezirk überlasse den Rechten das Feld, warnen die Betreiber. | |
> In der Nähe befindet sich die NPD-Zentrale | |
Bild: Skateboarder auf sich gestellt | |
Noch rollen die Skateboards auf den selbstgezimmerten Halfpipes im | |
Freizeitzentrum Mellowpark in Treptow-Köpenick. Nach dieser Saison ist | |
damit möglicherweise Schluss: Der Projektleiter des Mellowparks, Jens | |
Werner, hat vergangene Woche die Kündigung des Mietvertrags erhalten. Die | |
bundeseigene TLG Immoblien, der das Gründstück gehört, will auf der Fläche | |
Wohnungen bauen. Bezirk und Skateparkbetreiber suchen nun nach einem | |
Ausweichgelände für das Jugendzentrum - bisher ohne Erfolg. Können sie sich | |
nicht auf einen Standort einigen, steht das Projekt vor dem Aus. | |
Das wäre nicht nur schade für die 24.000 Besucher, die den Mellowpark | |
jährlich nutzen. Man überließe auch den Rechtsextremen des Bezirks in der | |
Jugendarbeit das Feld, fürchten die Betreiber. In unmittelbarer Nähe des | |
Parks befindet sich die Bundeszentrale der NPD. "Die versucht, durch | |
Sportangebote neue Anhänger zu rekrutieren", sagt Projektleiter Werner. | |
Fällt das Angebot des Mellowparks weg, würde die NPD für Jugendliche | |
möglicherweise attraktiver. Die Rechtsextremen sind in Treptow-Köpenick ein | |
Problem: Schon bei der letzten Bezirkswahl erhielt die NPD 5,3 Prozent der | |
Stimmen. | |
Der Mellowpark dagegen ist eine kleine Erfolgsgeschichte: 2001 richteten | |
Jugendliche den Park auf der bis dahin brachliegenden Fläche des ehemaligen | |
Kabelwerks Köpenick selbst ein. Heute bietet das Zentrum Proberäume für | |
Musiker, Beachvolleyball- und Basketballfelder und einen Spielplatz. | |
Regelmäßig finden Skate-Wettbewerbe und Konzerte statt. Selbst ein Hostel | |
gibt es. "Alles, was hier passiert, haben sich die Jugendlichen selbst | |
ausgedacht", sagt Werner. | |
Der Mellowpark ist auch Teil des Jugendbündnisses "Bunt statt Braun". | |
Neonazis wagten es nicht, ihre Musik oder ihre Flyer auf dem Gelände zu | |
verteilen, berichtet Werner. Das Angebot des Parks halte die Jugendlichen | |
von den Fängen der NPD fern, sagt auch der Fraktionsvorsitzende der CDU im | |
Bezirksparlament, Christian Schild. "Es kann nicht sein, dass der Bezirk | |
auf der einen Seite versucht, etwas gegen rechte Gewalt zu tun, | |
andererseits aber unser Zentrum gefährdet", kritisiert Mellowpark-Chef | |
Werner. | |
Auch Beobachter der rechten Szene befürchten, dass die NPD aus der | |
Schließung Kapital schlagen könnte. Sie sei in der Gegend schon jetzt sehr | |
präsent, sagt Tanja Brodtmann, die im Haus der Jugend arbeitet, einem | |
alternativen Treff in der Nähe. "Wenn das Bezirksamt es nicht schafft, den | |
Mellowpark zu erhalten, wird das viel Frust bei den Jugendlichen auslösen" | |
- den die Rechten für sich nutzen könnten. | |
Der Stadtrat für Jugend, Dirk Retzlaff (SPD), glaubt hingegen nicht, dass | |
man der NPD das Feld überlasse. In der Nähe der Parteizentrale befinde sich | |
schließlich noch das Haus der Jugend und eine Gedenkstätte, die an die | |
NS-Zeit erinnert. "Wir wollen den Mellowpark auf jeden Fall im Bezirk | |
halten", stellt Retzlaff klar. "Ich gehe fest davon aus, dass wir ein | |
anderes Gelände finden." Noch vor der Sommerpause werde sich seiner | |
Einschätzung nach eine Lösung abzeichnen. | |
Eltern und Anwohner haben inzwischen eine Initiative gegründet. Sie wollen | |
ein Bürgerbegehren für den Erhalt des Mellowparks - und auf diese Weise | |
eine Lösung erzwingen. | |
13 Jun 2008 | |
## AUTOREN | |
Lukas Dubro | |
Antje Lang-Lendorff | |
## TAGS | |
Spekulation | |
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