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# taz.de -- taz-Serie zu steigenden Energiepreisen: Nahverkehr auf zwei Rädern
> taz-Serie zu steigenden Energiepreisen (IV): Die Stadtverwaltung von
> Barcelona bietet günstig Fahrräder zum Mieten an. Täglich nutzen 50.000
> Menschen diese Möglichkeit.
Bild: Sommer, Sonne, Radfahren.
BARCELONA/BERLIN Die Einwohner der katalanischen Küstenstadt Barcelona
haben seit Anfang 2007 ein neues Lieblingsfortbewegungsmittel. Entgegen der
spanischen Gewohnheit hat es zwei statt vier Räder und verbraucht weder
Benzin noch Diesel. "Bicing" heißt der Service. Dabei können sich die
Barcelonesen an Stationen überall in der Stadt die kleinen rot-weißen
Fahrräder mit hohem Lenker ausleihen, die mittlerweile zu Tausenden durch
die Stadt kurven.
Das Prinzip ist simpel: Online registrieren, einen Jahresbeitrag von
derzeit 24 Euro zahlen, Rad aus der Station nehmen, los fahren. Die erste
halbe Stunde ist immer kostenlos. Simpel soll es auch sein, meint Mayea
Nieto von der Abteilung Mobilität in der Stadtverwaltung von Barcelona.
Denn die Stadt versteht die Fahrräder nicht nur als Fahrräder, sondern als
Teil des Öffentlichen Nahverkehrs.
Und die Einwohner lieben ihre neuen Räder: Im ersten Jahr nutzten über
100.000 Menschen die Fahrräder für insgesamt über drei Millionen Fahrten.
Mittlerweile leihen sich um die 50.000 Menschen täglich ein Fahrrad aus.
"Ich habe zwar ein eigenes Rad, trotzdem nutze ich die Stationen, zum
Beispiel wenn ich nur in eine Richtung fahren will", sagt die Studentin
Nuria Martín, die in der Nähe von Barcelona zu Hause ist.
Die Stadt lässt sich den Service etwas kosten. 2,2 Millionen Euro gibt sie
jährlich für ihr neuestes öffentliches Verkehrsmittel aus. Ein großer Teil
kommt aus dem Topf der Área Verde, die sich sonst beispielsweise um die
Parkraumbewirtschaftung kümmert. Die Organisation und Logistik rund um die
Fahrräder übernimmt aber ein privates Unternehmen: Clear Channel schaffte
es, bei der Ausschreibung unter anderem an seinem Konkurrenten JCDeceaux
vorbei zu ziehen, der schon Erfahrung mit öffentlichen Fahrradverleihen hat
- zum Beispiel in Paris.
Dabei hat sich die Stadt durchaus ein Beispiel an anderen Leihsystemen
genommen. Die Stadtverwaltung machte im Vorfeld Ausflüge unter anderem ins
französische Lyon, um sich von den dortigen Verleihen inspirieren zu
lassen. Auch der Fahrradverleih im norwegischen Oslo stand Pate. Doch am
Ende sollte ein Angebot stehen, das "typisch für Barcelona" ist, so Nieto.
Leicht bedienbar, einstellbar für Kinder und Erwachsene und mit nicht
einmal 17 Kilogramm verhältnismäßig leicht - das wünschte sich die Stadt.
Dazu kamen noch ein Dynamo, rutschfeste Pedale, Hand- und Rücktrittbremsen
sowie eine Gangschaltung. Gegen Diebstahl sind die Räder mit einem simplen
Trick geschützt: Sämtliche Teile, die abschraub-oder abnehmbar wären, sind
nicht mit anderen Fahrradmodellen kompatibel. So bleiben die
Reparaturkosten niedrig.
Auch, wenn die Betreiber offiziell keine Auswirkungen des gestiegenen
Ölpreises spüren - die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Lag die Zahl
der Fahrräder im ersten Jahr noch bei 3.000, wurde sie mittlerweile
innerhalb eine halben Jahres verdoppelt. Ermutigt davon, dass die Einwohner
den Service so gut annehmen, will die Stadtverwaltung auch den Rest des
öffentlichen Nahverkehrs stärken: Das bisher kaum vorhandene
Straßenbahnnetz will sie ausbauen, und die Busse tanken in Zukunft Gas
statt Benzin.
22 Aug 2008
## AUTOREN
Svenja Bergt
Svenja Bergt
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
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