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# taz.de -- Dow Jones auf Vier-Jahres-Tief: Rettungspakete lassen Anleger kalt
> Nachdem Deutschland eine Garantie auf rund 1,2 Billionen Euro
> Privatvermögen abgegeben hat, ziehen andere EU-Staaten nach. Dax und Dow
> Jones fallen trotzdem.
Bild: Tiefer als am Montag stand der Dax zuletzt im Juli 2006.
BERLIN taz Eigentlich sollte es auf dem Treffen der EU-Finanzminister an
diesem Dienstag in Luxemburg vor allem darum gehen, das Finanzsystem für
künftige Krisen weniger anfällig zu machen. Auf der offiziellen
Tagesordnung stehen Initiativen wie etwa die zur Verbesserung der Aufsicht
von Versicherungsunternehmen. Zu wenig für den aktionshungrigen
französischen Präsidenten und amtierenden EU-Ratsvorsitzenden Nicolas
Sarkozy. Er fordert von den Ressortchefs für das EU-Gipfeltreffen in der
kommenden Woche eine umfassende gemeinsame Krisenstrategie.
Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi kündigte prompt an, sein
Wirtschaftsminister werde noch einmal einen Fonds vorschlagen, in den die
Staaten je 3 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts einzahlen sollen. Bei
einem Sondertreffen der vier größten EU-Länder am Samstag hatte die
Bundesregierung sowohl diese als auch eine ähnliche französische Idee
bereits abgelehnt. Dass zumindest eine europäische Koordinierung nottut,
war in den letzten Tagen deutlich geworden, als sich die Länder mit ihren
einzelstaatlichen Rettungsmaßnahmen gegenseitig unter Zugzwang setzten.
Begonnen hatte die irische Regierung, die vergangenen Donnerstag eine
generelle Garantie für alle Guthaben an den sechs in Irland registrierten
Banken abgab. Griechenland folgte am Freitag, Deutschland am Sonntag. Beide
Länder beschränken sich aber auf eine Garantie für Girokonten, Spareinlagen
und Termingelder privater Anleger. Schweden verdoppelte die
Einlagensicherung am Montag von 250.000 auf eine halbe Million Kronen (rund
71.000 Euro). In Großbritannien sollen Privatguthaben statt bisher bis
30.000 von nun an bis 50.000 Pfund (umgerechnet etwa 64.000 Euro)
gesetzlich abgesichert sein. Auch Österreich kündigte an, die
Einlagensicherung anzuheben.
Die dänische Regierung verabschiedete ebenfalls eine unbegrenzte
Garantieerklärung. Allerdings verpflichtete sie die Banken zugleich, in den
nächsten zwei Jahren 35 Milliarden Kronen (etwa 4,7 Milliarden Euro) in
einen Einlagensicherungsfonds einzuzahlen. Und sie machte klar, dass weder
Aktionäre noch Banken selbst mit zusätzlicher staatlicher Hilfe rechnen
können. Die isländische Regierung stoppte am Montag den Handel mit Aktien
von Banken und Versicherungen komplett.
Immerhin gab es für die zerschlagene und teilverstaatlichte
belgisch-niederländische Bank Fortis eine Lösung. BNP Paribas, die größte
Bank der Eurozone, übernimmt die Geschäfte in Belgien und Luxemburg. Dafür
bekommt die belgische Regierung 11,6 Prozent, die luxemburgische 1,1
Prozent der BNP-Paribas-Anteile. Die Regierung in Den Haag hatte die
niederländischen Fortis-Teile bereits am Freitag gekauft, aber Belgien und
Luxemburg damit verstimmt, dass sie laut über "versteckte Probleme" in den
anderen Bereichen redete.
Womöglich auch wegen solcher Nickligkeiten zwischen den Ländern bezweifeln
die Anleger an den Finanzmärkten offenbar, dass Europa in der Lage ist, die
Finanzkrise effektiv zu bekämpfen. Der Euro fiel zeitweise auf 1,35
US-Dollar und war damit so billig wie seit über einem Jahr nicht mehr. Der
Index für die europäische Bankenbranche verlor 6 Prozent. Der deutsche
Leitindex DAX rutschte auf unter 5.320 Punkte ab, den tiefsten Stand seit
Juli 2006. Der New Yorker Aktienindex Dow Jones fiel nach Handelsauftakt am
Montag erstmals seit 2004 unter 10.000 Punkte.
6 Oct 2008
## AUTOREN
Beate Willms
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