# taz.de -- Maßnahmen für besseren Datenschutz: Telekom plant Persil-Paket | |
> Die Deutsche Telekom reagiert auf den Diebstahl von mehr als 17 Millionen | |
> T-Mobile-Kundendaten mit einem neuen Vorstandsposten für Datenschutz. | |
Bild: Gelobt Besserung: Die Deutsche Telekom. | |
BONN taz Die Deutsche Telekom zieht Konsequenzen aus ihren | |
Datenschutzskandalen. Ein eigenes Vorstandsressort soll künftig für den | |
Datenschutz im Konzern zuständig sein. Diesen Vorschlag werde er dem | |
Aufsichtsrat unterbreiten, erklärte Konzernchef René Obermann am Freitag. | |
Auch werde ein unabhängiger Datenschutzrat eingerichtet. Außerdem würden | |
die Datenschutzstandards verbessert. | |
Das heißt: Zugriffe externer Vertriebspartner und Mitarbeiter auf die | |
Systeme werden eingeschränkt, Benutzerkennungen müssen in kürzeren | |
Abständen erneuert werden, und die Alarmsysteme sollen sensibler auf | |
Störungen reagieren. Zudem will die Telekom künftig "größere Transparenz" | |
schaffen. | |
Obermann: "Wir haben die Kritik verstanden und werden unsere | |
Informationspolitik anders ausrichten." So werde die Telekom künftig auf | |
einer Internetseite über kritische Datenschutzvorgänge informieren. Darüber | |
hinaus soll ein jährlicher Datenschutzbericht veröffentlicht werden. | |
Zurücktreten will der Konzernchef nicht: "Ich glaube, dass würde dem | |
Unternehmen nicht nutzen." | |
Mit der Berufung eines eigenen Datenschutzvorstands folgt die Telekom dem | |
Beispiel des Siemens-Konzerns, der nach der Schmiergeldaffäre einen | |
vergleichbaren Posten geschaffen hatte. "Durch das neue Vorstandsressort | |
stellen wir sicher, dass die notwendigen Maßnahmen zum Datenschutz zentral | |
abgestimmt und konzernweit umgesetzt werden", sagte Obermann. Das Ressort | |
solle auch "ein Vetorecht bei Geschäftsentscheidungen mit | |
datenschutzrechtlicher Relevanz" erhalten. Hintergrund ist der vergangenes | |
Wochenende bekannt gewordene Diebstahl von 17 Millionen Kundendaten bei der | |
Telekomtochter T-Mobile. Laut Telekom-Vorstandsmitglied Timotheus Höttges | |
gibt es inzwischen "einen dringenden Tatverdacht gegen eine Person, gegen | |
die auch ermittelt wird". Wie Höttges weiter berichtete, laufen derzeit | |
auch noch Ermittlungen in sechs weiteren Fällen aus den Jahren 2006 und | |
2007. Möglich wurden die Diebstähle auch durch Sicherheitslücken bei | |
Kundendatenbanken von T-Mobile und T-Home. So sollen einem Unternehmer im | |
August 5 Millionen Kundendaten aus dem Bestand von T-Mobile angeboten | |
worden sein. Die Telekom zeigte den Fall bei der Staatsanwaltschaft Bonn | |
an. | |
Schon im Juni hatte ein Vertriebspartner der Telekom ein Kaufangebot für | |
70.000 Datensätze der Festnetzsparte T-Home erhalten. Der Fall landete bei | |
der Staatsanwaltschaft München. 2007 stahl die Zeitarbeitskraft eines | |
Callcenters in Bremerhaven Passwörter, um sie für ein eigenes privates | |
Hinterhof-Callcenter zu nutzen. In zwei weiteren Ermittlungsverfahren geht | |
es um Angebote von 2,6 Millionen Mobilfunkrufnummern und 60.000 | |
Kundendatensätzen mit Produktinformationen aus dem Mobilfunkbereich. Ein | |
weiteres dreht sich erneut um die missbräuchliche Verwendung von | |
Zugangskennungen. | |
10 Oct 2008 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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