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# taz.de -- Kommentar Kartellstrafen: Gaspreise werden steigen
> Man sollte die ausgesprochene Energiemarkt-Kartellstrafe in ihrer
> Relevanz für die Entwicklung des Gasmarktes nicht überbewerten. Die
> Pipeline ist nur ein Projekt.
Die EU greift also durch gegen die Kartelle - das ist grundsätzlich immer
eine gute Nachricht. Zumal in der Energiewirtschaft. Denn deren Unternehmen
sehen - geprägt von Jahrzehnten der Monopole - im Auftreten von
Mitbewerbern häufig noch immer einen Akt der Majestätsbeleidigung. Und
deswegen muss man es als Freund eines freien Energiemarktes begrüßen, wenn
die EU durchgreift.
Ob im aktuellen Fall die satte Millionenstrafe für Eon Ruhrgas und die Gaz
de France tatsächlich Bestand haben wird, ist allerdings nicht so sicher.
Denn das letzte Wort wird der Europäische Gerichtshof haben. Sollte dieser
den Ausführungen von Eon Ruhrgas folgen, wonach die Absprache über die
sogenannte Megal-Pipeline für die Marktentwicklung "keine Relevanz hatte",
"nie praktiziert" und 2004 von den Unternehmen formell aufgehoben wurde,
könnte die Kartellstrafe am Ende doch ausfallen.
Ohnehin sollte man die Kartellstrafe in ihrer Relevanz für die Entwicklung
des Gasmarktes nicht überbewerten. Schließlich ist die Megal-Pipeline nur
ein einzelnes Projekt. Und die Frage, ob und wann eine Vereinbarung von
1975 in der Praxis gegriffen hat, ist für die weitere Entwicklung des
Gasmarkts vor allem von symbolischer Relevanz. Viel entscheidender für den
Wettbewerb sind längst die praktischen Fragen: Welcher Anbieter bekommt zu
welchen Konditionen Zugang zu den Gasnetzen? Wer erlangt Zugriff auf die
Kapazitäten der Gasspeicher? Wie lässt sich der Kundenwechsel
abrechnungstechnisch so bewerkstelligen, dass er für unabhängige Anbieter
in großem Stil praktizierbar wird? Hier spielt mehr noch als das Kartellamt
die Bundesnetzagentur eine wichtige Rolle. Und dennoch: Den Reflex, dass
jede Aktion der Aufsichtsbehörden den Energiepreis für die Kunden senken
wird, müssen wir uns abgewöhnen. Denn der Preis für Erdgas wird, weil die
fossilen Energiereserven weltweit rapide schwinden, mittelfristig deutlich
anziehen.
Wie das Erdöl wird auch das Erdgas zunehmend zu einem knappen Gut werden,
was ganz logisch zu steigenden Preisen führt. So gesehen wird der Einfluss
der Aufsichtsbehörden immer weiter schwinden. Denn es wird künftig weniger
der Marktmissbrauch die Gaspreise emportreiben als vielmehr die
Verknappung. Ganz reguläre Marktkräfte also, die mit der gerne zitierten
Abzocke nichts mehr zu tun haben werden.
8 Jul 2009
## AUTOREN
Bernward Janzing
Bernward Janzing
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
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