Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kunstprojekt mit Gotteshaus: Minarette und Fußbälle
> Die Centrum-Moschee in St. Georg brauchte einen neuen Anstrich für ihre
> Türme. Daraus ist eine aufwändige und Aufsehen erregende Kunstaktion
> geworden.
Bild: Spektakel sondergleichen: Ein Minarett kommt um die Ecke. Gleich wird es …
Manchmal hilft es, wenn man sich traut. "Darf ich Ihr Minarett anmalen?",
fragte der Künstler Boran Burchhardt im Sommer vergangenen Jahres den Imam
der Centrum-Moschee in St. Georg. Die Gemeinde reagierte interessiert. Ein
arbeitsreiches und gesprächsintensives Jahr später ist am Sonntag das
Projekt vollendet worden. Neben der Kuppel des Bethauses sind im Beisein
von mehreren Hundert Menschen zwei Minarette wieder aufgerichtet worden -
in einer Gestalt, die einmalig sein dürfte: Die Türme ziert ein grünweißes
Sechseckmuster, das sofort an Fußbälle denken lässt.
Dass ein geweihter religiöser Ort derart knallig verziert wird, scheint die
Deutschen christlichen Herkommens stärker irritiert zu haben als die
Moschee-Gemeinde. Das Bezirksamt Mitte verlangte eine Baugenehmigung,
obwohl die Minarette ja bloß neu gestrichen wurden. Der Künstler sei
gefragt worden, ob das Muster einen fundamentalistischen Hintergrund habe
oder eine versteckte Botschaft enthalte, erzählt sein Galerist Mathias
Güntner. Ein Neubau der Centrum-Moschee mit 50 Meter hohen Minaretten in
dem kulturell vielfältigen Viertel war von der Bezirksversammlung 2002
abgelehnt worden.
Nicht, dass jeder in der Gemeinde von der Bemalung begeistert gewesen wäre.
"Hätte ich die Auswahl gehabt, hätte ich mich gegen ein Muster
entschieden", sagt das Gemeindemitglied Ömer Yildiz. Im Nachhinein finde er
die Bemalung aber nicht schlecht. Das Sechseck-Muster gehöre zur
islamischen Kultur und Grün sei die Farbe Mohammeds. Derzeit seien die
Minarette der Centrum-Moschee wohl die bekanntesten der Welt. "Das ist
etwas Positives, über das man sich streiten kann", findet Yildiz.
Die Geschichte der Bemalung in die Welt zu tragen, ist Teil des
Kunstprojekts, dessen Kern die Türme bilden. Das Wiederaufstellen wurde
ebenso wie der Abbau von fünf auf den umgebenden Dächern postierten Kameras
gefilmt und per Livestream im Internet übertragen ([1][www.minare.de]). Im
Dachpavillon der Moschee ist in Leitzordnern, auf Plakaten und auf Video
die Geschichte des Projekts dokumentiert - bis hin zu den Entwürfen der
Sietas-Werft, wo die stählernen Minarette geplant und zusammengeschweißt
wurden. Für 1.100 Euro sind Minarett-Modelle im Maßstab 1 : 50 aus Gips und
Epoxidharz zu bekommen.
Burchhardt hatte zunächst die Anwohner dafür gewinnen wollen, das Minarett,
von dem die Farbe abgeblättert war, zu weißeln. Wegen des nötigen
Qualitätsstandards erwies sich das als unmöglich. Inspiriert von früheren
Arbeiten Burchhardts, kam der Imam Ramazan Uçar auf die Idee mit dem
Muster. "Ziel war, dass wir junge Muslime für die Kunst gewinnen", sagt
Uçar.
Die Kunst hilft auch, die Renovierung zu finanzieren. Burchhardt ließ sich
vertraglich zusichern, dass er die Minarette zu Ausstellungszwecken abbauen
darf. Auch ein Verkauf ist möglich. Dann müssen sie aber originalgetreu
ersetzt werden.
6 Sep 2009
## LINKS
[1] http://www.minare.de/
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Papierlose
## ARTIKEL ZUM THEMA
Streit über Gold-Haus auf der Veddel: „Das ist keine Kunst“
Der Politkünstler Boran Burchhardt will ein Haus auf der Veddel vergolden.
Kritiker halten das für Steuerverschwendung
Kunstprojekt mit Minaretten: "Der Imam hat ganz cool reagiert"
Der hamburgische Künstler Boran Burchhardt bemalt die Türme der
Centrum-Moschee mit grün-weißen Rechtecken. Ein Gespräch über Islam, Humor
und Fußball.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.