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# taz.de -- Tote nach Psychotherapie-Sitzung: "Eine furchtbare Tragödie"
> Nach der illegalen Gruppentherapie mit tödlichem Ausgang gerät die
> "psycholytische" Therapie in Misskredit. Welche Drogen genau im Spiel
> waren, ist noch unklar.
Bild: Garik R. absolvierte eine Ausbildung bei dem umstrittenen Schweizer Psych…
Von "Scharlatanerie" sprach am Montag der Vorsitzende der Deutschen
Psychotherapeuten-Vereinigung, Dieter Best. Das, was in Berlin am Samstag
passiert sei, dürfe niemals mit "Psychotherapie" in Verbindung gebracht
werden. Infolge einer Gruppensitzung mit einem illegalen Drogenmix waren
zwei Menschen gestorben, einer liegt noch im Koma.
Gegen den Arzt Garik R., der in seiner Praxis in Berlin-Hermsdorf die
Sitzung mit zwölf Patienten geleitet hatte, erging Haftbefehl wegen
gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge. Er soll den zwölf Patienten
im Alter zwischen 26 und 59 Jahren psychoaktive Substanzen in noch
unbekannter Kombination verabreicht haben.
Der 50-jährige Garik R. ist Arzt für Allgemeinmedizin und ausgebildeter
Psychotherapeut. Er bietet - sogar ganz offen auf dem Praxisschild - auch
die sogenannte psycholytische Therapie an. Dies sind von der Kasse nicht
anerkannte Behandlungen unter Einsatz von psychoaktiven Substanzen,
darunter auch dem in Deutschland illegalen LSD und MDMA (Ecstasy).
Aus Ermittlerkreisen heißt es, dass bei der Gruppenbehandlung Ecstasy mit
im Spiel gewesen sei. Die Staatsanwaltschaft wollte sich am Montag über die
genaue Zusammensetzung des von Garik R. verabreichten Cocktails noch nicht
äußern, sondern erst ein toxikologisches Gutachten abwarten. Sie geht aber
nicht von einem Tötungsvorsatz des Arztes aus.
Garik R. absolvierte vor 15 Jahren eine Ausbildung bei dem umstrittenen
Schweizer Psychiater Samuel Widmer, der die sogenannte
Therapeutisch-Tantrisch-Spirituelle Universität leitet und auf seiner
Website ganz offen für die psycholytische Therapie wirbt. Garik R. ist im
Seminarprogramm Widmers auch als Referent für eine Veranstaltung im
kommenden Jahr aufgeführt.
Widmer hatte bis 1993 die behördliche Erlaubnis, mit psychedelischen
Substanzen wie MDMA und LSD in der Schweiz therapeutisch zu arbeiten. Er
war Mitgründer der Schweizer Ärztegesellschaft für psycholytische Therapie
(Säpt). Er arbeite nur mit genehmigten Substanzen, sagte Widmer. Er müsse
daher annehmen, dass Garik R. in seinen Sitzungen "etwas anderes genommen
hat, denn meine Substanzen sind ungefährlich", so Widmer. Laut seiner
Internetseite bringt er heute nur Ketamin und Ephedrin zur Anwendung.
Widmer lebt in einer Hofgemeinschaft im schweizerischen Lüsslingen mit 75
Erwachsenen und 60 Kindern zusammen.
In der Schweiz sind heute Behandlungen mit LSD und MDMA bei regulären
Psychotherapien verboten, bei zwei eng begrenzten Forschungsvorhaben aber
erlaubt, erklärte der Präsident der Säpt, Peter Gasser, der taz.
Gasser führt im Rahmen einer Studie eine "LSD-unterstützte Psychotherapie"
bei Personen mit Angstsymptomatik in Verbindung mit schweren Erkrankungen
wie Krebs durch. In den Sitzungen erhalten die Patienten genau dosierte
Mengen an LSD, sie werden sorgfältig begleitet und überwacht, ein
Beruhigungsmittel steht bereit.
Gruppenbehandlungen wie die von Garik R. seien auch deswegen
hochproblematisch, weil man wegen der illegalen Beschaffung nie wirklich
wüsste, wie die Dosierung und die Kombinationen in den Substanzen seien,
meinte Gasser. Der Fall in Berlin sei "eine furchtbare Tragödie".
21 Sep 2009
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
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