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# taz.de -- Gängeviertel-Chaostage: Halbseidenes Hickhack
> Der Gängeviertel-Investor kündigt Räumungen an und wirft dem Senat
> Versäumnisse vor. Die beteiligten Behörden suchen derweil unter Schmerzen
> nach einer gemeinsamen Position.
Bild: Objekt städtebaulicher Begierden: Die Reste des Hamburger Gängeviertels.
In der Causa Gängeviertel überschlagen sich die Ereignisse. Erstmals
Stellung bezogen hat nun der niederländische Investor Hanzevast, der
vergangenen Montag überraschend eine zweite Rate in letzter Minute
bezahlte. Hanzevast kündigte an, auch die am Montag fällige kleinere Rate
an die Sprinkenhof AG überweisen und die Gebäude in freiem Zustand
übernehmen zu wollen.
Zugleich warf der Investor dem Senat fehlende Gesprächsbereitschaft vor.
Hanzevast habe der Stadt eine Partnerschaft angeboten. Dieser Vorschlag sei
nicht aufgegriffen worden. Stattdessen sei man zu einem Gespräch gebeten
geworden, "um die eventuelle Rückübertragung des Gesamtprojekts zu
untersuchen". Der Termin, behaupten die Holländer, "endete ohne konkrete
Angebote der Stadt".
Andy Grote, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion,
vermutet, dass die Liegenschaftsverwaltung bereits Angebote für einen
Ausstieg aus dem Projekt in Aussicht gestellt hatte, "die dann von der
Behördenleitung wieder einkassiert wurden". Verantwortlich für die
"Blamage" im Umgang mit dem Investor seien Finanzsenator Michael Freytag
(CDU) und Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL). Die beiden hätten
die fachliche Verantwortung. Sie sähen "stillschweigend zu, wie die
überforderte Kultursenatorin dabei ihr Image ramponiert". Die Kulturbehörde
fungiert als Sprachrohr in der Gängeviertel-Angelegenheit.
Noch am Freitag teilte die Kulturbehörde mit, sie stehe mit allen Seiten in
Verhandlungen - auch mit dem Investor. Deswegen habe der Senat das Ansinnen
des Bezirksamts Mitte ausgeschlagen, sich nächsten Dienstag mit Hanzevast
und den Künstlern an einen Tisch zu setzen.
Hanzevast stellte die Sache wenig später erheblich anders dar. Der
Einladung zum runden Tisch folge man gerne. Zu den Berichten, dass der
Senat mit Hanzevast Kontakt aufnehmen wolle, hieß es lapidar: "Dies ist bis
jetzt nicht erfolgt."
Seltsam mutet auch ein Vorfall vom Donnerstag an. Dem Hamburger Abendblatt
zufolge hatte sich Oberbaudirektor Jörn Walter in einem Gastbeitrag für ein
Konzept mit Beteiligung der Künstler im Gängeviertel aussprechen wollen.
Der fertige Beitrag sei dann aber von der Behördenleitung einkassiert
worden.
Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt teilte dazu mit, die
zuständigen SenatorInnen hätten sich geeinigt, mit einer Stimme zu sprechen
und Vertraulichkeit vereinbart. Das hat offenbar auch die
Gängeviertelinitiative. Wie es nun weitergeht? Gespräche. Nach allen
Seiten. Aha.
23 Oct 2009
## AUTOREN
Maximilian Probst
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