# taz.de -- Linke Bündnisse im Osten: Bittere Einsichten für die SPD | |
> Wenn die SPD die CDU im Osten von der Macht vertreiben will, geht das nur | |
> mit der Linkspartei. Insbesondere in Sachsen und Thüringen tut sie sich | |
> damit schwer. | |
Bild: Für viele gibt's die DDR nur noch als T-Shirt-Aufdruck, für manche SPDl… | |
DRESDEN taz Die Bereitschaft zu Bündnissen zwischen der SPD und den Linken | |
ist im Osten Grundlage für Regierungen ohne die CDU. Nirgendwo ist die SPD | |
stark genug, dass sie mit den Grünen oder der FDP regieren könnte. Nur in | |
Berlin gab es 2006 bei Stimmengleichheit von Grünen und PDS diese Option. | |
Klaus Wowereit entschied sich aber für den seit 2002 bewährten Partner | |
Linke/PDS. | |
Neben der Berliner Koalition und vor der jetzigen Brandenburger | |
Entscheidung gab es von 1994 bis 2002 nur das Magdeburger | |
Tolerierungsmodell und von 1998 bis 2002 das erste Linksbündnis in | |
Mecklenburg-Vorpommern. In der Linken werden Koalitionen zwar auch noch | |
grundsätzlich diskutiert, ausschlaggebend war aber bislang das Votum der | |
SPD, das von drei Fragen abhängt. | |
So haben die aus der DDR stammenden SPD-Mitglieder vor allem Probleme mit | |
der Linken als indirekte Nachfolgerin der SED. Am heftigsten war diese | |
Abgrenzung lange Zeit in Sachsen, wo die SPD bis 2004 fast die Hälfte der | |
Stimmen verlor. Aber auch in Thüringen wurde bei der jetzt getroffenen | |
Entscheidung für die CDU geradezu eine Linkenphobie spürbar, obwohl sich | |
einstige Stasi-Zuträger längst öffentlich entschuldigt haben. | |
Die zweite Frage ist strategisch: Soll man gegen eine in der | |
Fundamentalopposition gestärkte Linke in Konkurrenz treten um die Rolle des | |
Anwalts für Gerechtigkeit? Oder sie durch Mitverantwortung entzaubern? | |
Sachsen-Anhalts ehemaliger SPD-Ministerpräsident Reinhard Höppner plädiert | |
nach acht Jahren der PDS-Tolerierung nachdrücklich für Variante zwei. | |
Berlin und zahlreiche Beispiele kommunaler Zusammenarbeit dienen ihm als | |
Beweis. | |
Schließlich steht noch die Frage, ob die SPD auch als Junior-Partner in | |
rot-rote Regierungen eintreten soll. Bislang war das nie der Fall. In | |
Berlin, Schwerin und jetzt in Potsdam ist sie stärker als die Linke und | |
stellte den Ministerpräsidenten. Thüringen zeigt aber, dass sich die SPD | |
mit der Weigerung, einen linken Ministerpräsidenten zu wählen, in eine | |
Sackgasse manövriert. Denn mittelfristig werden rot-rote Koalitionen | |
wahrscheinlicher. Schon jetzt plädieren zwei Drittel der Ostdeutschen und | |
die Hälfte der Westdeutschen für linke Regierungsbeteiligungen in den | |
Ländern. MICHAEL BARTSCH | |
28 Oct 2009 | |
## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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DDR | |
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