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# taz.de -- Mehr Landessubvention für bessere Löhne: Berlin gibt mehr Geld f�…
> Das Babylon in Mitte ist das eigenzige vom Land Berlin geförderte Kino -
> trotzdem klagt das Personal über schlechte Bezahlung. Jetzt setzt das
> Abgeordnetenhaus dem Streit ein Ende und bewilligt mehr Geld. Die
> Off-Kinos sind sauer.
Bild: Filmpremieren sind Programm: Die Schauspieler Jennifer Ulrich, Ludwig Tre…
Dank einer Finanzspritze vom Land soll das Filmkunsthaus Babylon ab Januar
Tariflöhne zahlen. Der am Donnerstag vom Abgeordnetenhaus beschlossene
Haushalt plant 30.000 Euro zusätzlich für das Kino vor, "zweckgebunden für
Tariferhöhungen". Damit könnte ein langer Streit um Berlins einziges
kommunales Kino zu Ende gehen. Die Betreiber der Off-Kinos sind wütend.
Das Kino am Rosa-Luxemburg-Platz in Mitte wurde in den 30er Jahren gebaut
und um die Jahrtausendwende aufwändig saniert. Damit dort nichtkommerzielle
Filme gezeigt werden können, bekam das Babylon vom Land bisher jährlich
320.000 Euro. Doch auch die Löhne in dem Haus waren wenig kommerziell. Die
FAU, eine kleine anarchistische Gewerkschaft, hatte den Betreiber seit über
einem Jahr angeprangert, weil er zum Teil nur 5,50 Euro Stundenlohn zahlt.
Der rot-rote Senat setzt sich für einen Mindestlohn von 7,50 Euro ein.
Die Auseinandersetzung gipfelte im Sommer in einem Boykottaufruf der FAU
gegen das Kino, den der Betreiber per Gericht verbieten ließ. Auch die
Linkspartei, die gern Veranstaltungen in dem neben der Parteizentrale
gelegenen Kino durchführt, geriet in den Fokus der Babylon-Kritiker. Bei
einer von der Partei veranstalteten "Linken Filmnacht" kam es zu
lautstarkem Protest.
Im Sommer schaltete sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ein.
Mittlerweile haben sich Verdi und Geschäftsleitung auf einen
Haustarifvertrag geeinigt. Er soll ab Januar gelten und orientiert sich am
Flächentarifvertrag. Künftig sollen Servicekräfte 7,74 Euro, Filmvorführer
9,03 Euro pro Stunde bekommen - eine Lohnsteigerung um bis zu 40 Prozent.
Auch Wochenarbeitszeit und Praktikantenvergütung wurden geregelt.
"Ohne den erhöhten Zuschuss wäre das nicht möglich", sagt Kinobetreiber
Timothy Grossman. Denn allein die Miete steige jährlich um 6.000 Euro.
Anders als kommerzielle Kinos, die nur von Verleihern beworbene Filme
spielten, müsse er jeden Film selbst vermarkten. "Dafür braucht man Geld",
sagt Grossman. Die Eintrittspreise könne er nicht erhöhen, weil sonst
weniger Publikum in den großen Saal käme. "Dann wäre das Kino bald wieder
tot."
Das war das Filmkunsthaus schon im Jahr 2004. Der vormalige Betreiber hatte
trotz Nachförderung 70.000 Euro Mietschulden aufgehäuft. Der damalige
Kultursenator Thomas Flierl (Linke) übergab das Kino an Grossman. Der
kündigte an, das Haus mit einer Mischung aus Filmkunst und Kommerziellem
wiederzubeleben - zum Ärger der Off-Kinos, die ohne Staatsförderung
Ähnliches bieten. Nach heftigen Protesten wurde der Kinobetrieb neu
ausgeschrieben, das Ergebnis aber blieb.
Dass Grossman nun noch mehr Geld vom Land bekommt, stößt bei der Konkurrenz
auf Unverständnis. "Ich fasse es nicht", sagt Gerhard Groß, der die Kinos
in den Hackeschen Höfen betreibt. Grossman habe sich trotz Besserstellung
schäbig gegenüber dem Personal verhalten. "Dass das nun auch noch
sanktioniert wird, ist bodenlos." Aber da habe es ja schon immer
"merkwürdige Seilschaften" gegeben.
Die Zuschusserhöhung sei nicht vom Senat, sondern von Abgeordneten
vorgeschlagen worden, betont der Sprecher von Kulturstaatssekretär André
Schmitz (SPD). "Das zusätzliche Geld soll den Standort beruhigen", erklärt
Gabriele Hiller, medienpolitische Sprecherin der Linksfraktion.
Ungerechtigkeiten gebe es. Aber das Babylon habe als besonders stark vom
Land subventioniertes Kino eine wichtige Aufgabe.
Im Babylon startet am Wochenende eine italienische Filmreihe. Zum Auftakt
erzählt "Si pou fare - Wir schaffen das schon" von einem aufmüpfigen
Gewerkschaftler.
11 Dec 2009
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## TAGS
Kino
Kino
Tarifstreit
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