# taz.de -- Linker Streit: Begegnung unter Polizeischutz | |
> Erneuter Versuch, Claude Lanzmanns Film "Warum Israel" zu zeigen, | |
> gelingt. 200 Menschen demonstrieren mit dem "Bündnis gegen Hamburger | |
> Unzumutbarkeiten". | |
Bild: Auf dem Weg in die Brigittenstraße: Eine von etlichen israelischen Fahne… | |
Rund 200 Demonstranten haben sich am Sonntagnachmittag vor der Roten Flora | |
am Schulterblatt getroffen, um von dort in die Brigittenstraße zu ziehen. | |
Gefolgt sind sie damit einem Aufruf des selbst erklärten "Bündnisses gegen | |
Hamburger Unzumutbarkeiten": Dessen Anliegen ist es, so Sprecher Andreas | |
Bene, jene Besucher und Sympathisanten des "Internationalen Zentrum B 5" | |
politisch zu isolieren, die Ende Oktober die Vorführung des Films "Warum | |
Israel" im benachbarten Kino "B-Movie" gewaltsam verhindert hatten. Für | |
Bene ein "antisemitisches Gewaltspektakel": Einen Film über die Gründung | |
des Staates Israel zu blockieren, sei gerade in Deutschland unerträglich. | |
Etliche der Demonstranten tragen Israelflaggen mit sich, einige schwenken | |
US-Fahnen oder auch Antifa-Banner. An der Spitze des Zuges: Transparente | |
wie "Nie wieder Deutschland" und "Antisemitische Schläger unmöglich | |
machen". Am Paulinenplatz, Ecke Brigittenstraße, kommt es zur | |
Abschlusskundgebung, die eigentlich vor dem B-Movie selbst geplant war. Die | |
Polizei allerdings hat die Brigittenstraße abgeriegelt, wo die B 5 | |
ihrerseits eine Kundgebung angemeldet hat. Auf der einen Seite der | |
Polizeiabsperrung skandiert also die B 5-Fraktion: "Hoch die internationale | |
Solidarität!", während auf der anderen Seite die Bündnis-Demonstranten mit: | |
"Gegen jeden Antisemitismus!" antworten. | |
Vor dem Haus Brigittenstraße 5, das "Internationales Zentrum" wie auch das | |
Kino beherbergt, treffen derweil die Gruppen aufeinander, die sich beim | |
letzten Mal, Ende Oktobker, als Blockierer und verhinderte Kinogänger auf | |
der Hofeinfahrt begegnet waren: Die Gruppe Kritikmaximierung und das | |
B-Movie zeigen in einem zweiten Anlauf Claude Lanzmanns Film "Warum Israel" | |
aus dem Jahr 1972. | |
Auch die Gruppe Kritikmaximierung hat einen Aufruf initiiert: "Es darf | |
keine antisemitische Filmzensur in Hamburg geben!" Darin unterstützt unter | |
anderem Regisseur Lanzmann selbst die Vorführung und verurteilt jede Form | |
der "Kulturzensur, jeden Antisemitismus und Judenhass". Ihn hat die | |
Reaktion der deutschen Medien beunruhigt: "Es darf nicht passieren, dass | |
sich die Deutschen wieder wie Aristokraten aufspielen und naserümpfend | |
sagen: Die sind nicht von uns, das sind linksextremistische Spinner", sagte | |
Lanzmann der Wochenzeitung Freitag. So sei man "auch Hitler" einst | |
begegnet. | |
Die Blockade des Films stieß im In- und Ausland auf Empörung. "Wer, wie die | |
B 5, die Vorführung eines solchen Films als Provokation versteht, der nur | |
mit Gewalt beizukommen ist, steht auf der Seite der Barbarei", erklärt das | |
Hamburger Unzumutbarkeitsbündnis. Hintergrund der Auseinandersetzung ist | |
nicht zuletzt ein seit Jahren schwelender Konflikt zwischen. | |
Diesmal aber versperrt niemand den Zugang zum Kinosaal. Stattdessen hat die | |
Sozialistische Linke (SOL) Transparente mit der Aufschrift "Gegen | |
Antisemitismus, gegen Zionismus" und "Kein Weg für und mit | |
Antideutsche(n)/Antilinke(n)" aufgehängt. Darunter verkaufen die | |
Veranstalter die letzten Eintrittskarten. Von solchen Provokationen | |
abgesehen aber bleibt es friedlich. | |
13 Dec 2009 | |
## AUTOREN | |
Lena Kaiser | |
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