# taz.de -- Agitprop: Anti-Deutsche ausgegrenzt | |
> "Antiimperialistische" Demonstranten blockieren eine von der Gruppe | |
> Kritikmaximierung organisierte Vorführung des Claude-Lanzmann-Films | |
> "Warum Israel". | |
Bild: Linke gängeln Linke: das B-Movie in der Brigittenstraße. | |
Eine linke Gruppe hat die Vorführung des Films "Warum Israel" von | |
"Shoah"-Regisseur Claude Lanzmann im Hinterhof-Programmkino B-Movie | |
gewaltsam verhindert. Einige Leute aus dem Umfeld des | |
internationalistischen Zentrums B5 - einer antiimperialistischen Gruppe - | |
versperrten rund 70 Besuchern den Weg zum Kino. B5 und B-Movie befinden | |
sich im gleichen Gebäude in der Brigittenstraße. Beide Räume sind über den | |
Keller miteinander verbunden. Sie teilen sich eine Toilette und haben eine | |
gemeinsame Geschichte in dem ehemals besetzen Haus. | |
In einer Agitprop-Aktion spielten die B5-ler israelische Grenzposten, die | |
an einem Checkpoint Arabern den Durchgang verweigern. Die Araber in ihrem | |
"Spiel" waren die Kinobesucher, die Veranstalter - die politische Gruppe | |
Kritikmaximierung - und B-Movie-Betreiber. | |
Bei den Kritikmaximierern, die den pro-israelischen Film zeigen wollten, | |
handele es sich um anti-deutsche Rassisten, behauptet ein B5-ler. | |
"Natürlich blockieren wir Rechte, natürlich machen wir ihnen | |
unmissverständlich klar, dass sie bei uns nichts zu suchen haben", | |
begründet er die Aktion. Die Auswahl des Films bestätige den Eindruck, dass | |
die Kritikmaximierer eine bestimmte Politik verfolgten. Diese Leute seien | |
Kriegsbefürworter, ergriffen einseitig Position für Israel und ignorierten | |
die alltägliche Gewalt gegenüber den Palästinensern. Zu reden sei mit | |
diesen Leuten nicht. "Wir müssen da eine Grenze ziehen", sagt er, "und die | |
liegt da, wo rechtes und reaktionäres Gedankengut vertreten wird." | |
Auch Martin Schnitzer aus dem B-Movie sagt: "Mit denen kann man nicht | |
reden" - und meint damit die B5-ler. "Da wir ja wissen, in welcher | |
politischen Ecke sich die B5 befindet, haben wir uns schon gedacht, dass | |
die nicht erfreut sind, wenn wir auch nur irgendwas zum Thema Israel | |
machen." Aber die Vehemenz habe das B-Movie schon überrascht. Weil die | |
Leute vom B-Movie eine Eskalation verhindern wollten, hätten sie sich | |
entschlossen, die Veranstaltung abzusagen. Dem B-Movie gehe es um ein | |
freies Filmprogramm. Dabei lasse es sich nicht von irgendwelchen Gruppen | |
beeinflussen, sagt Schnitzer. | |
Vertreter von Kritikmaximierung lehnen die Zuschreibung "antideutsch" ab. | |
"Wir sind eine politische Gruppe, die im weitesten Sinne eine | |
emanzipatorische Politik verfolgt", behaupten sie. Auch seien sie nicht an | |
solchen Konflikten interessiert. "Der Grundkonsens unserer Gruppe ist, dass | |
wir uns von innerlinken Konflikten möglichst fernhalten, da linke | |
Positionen in unserer Gesellschaft ohnehin schon marginalisiert sind", sagt | |
ein Kritikmaximierer. | |
Er könne sich vorstellen, warum ihnen die B5-ler vorwürfen, antideutsch zu | |
sein. Allerdings habe seine Gruppe seitdem "eine ganze Reihe anderer | |
Aktionen gemacht". Man müsse sich vor Augen halten, was für eine | |
Filmvorführung die B5-ler verhindert hätten, sagt eine Kritikmaximiererin: | |
"Es war ein Film eines jüdischen Antifaschisten." | |
Wolfgang Seibert von der Jüdischen Gemeinde Pinneberg hat sich mit der | |
Gruppe Kritikmaximierung solidarisiert. Für ihn handelt es sich bei den | |
B5-lern um "wild gewordene Antizionisten". In diesem Fall könne man mit | |
Recht von militanten Antisemiten sprechen. | |
1 Nov 2009 | |
## AUTOREN | |
Lena Kaiser | |
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