# taz.de -- Linker Antisemitismus: Streit um Schimpfworte | |
> Die Leute, die den Lanzmann-Film "Warum Israel" zeigen wollten, sollen | |
> von den Blockierern der Vorführung als "Judenschweine" beschimpft worden | |
> sein. | |
Bild: Umkämpft: der Eingang zum B-Movie neben der B 5. | |
Der Regisseur des Films "Warum Israel", Claude Lanzmann, hat sich zur | |
gewaltsamen Blockade einer Vorführung seines Films im B-Movie zu Wort | |
gemeldet: "Es ist noch nie irgendwo auf der Welt die Vorführung meiner | |
Filme verhindert worden", sagt der Filmemacher, Kulturkritiker und | |
Herausgeber der "Temps modernes". Die Aktion sei Ausdruck einer unguten | |
Nähe zwischen links- und rechtsextremistischer Denkmustern. "Sie nennen es | |
Antizionismus, aber es ist Antisemitismus", so Lanzmann. | |
Ende Oktober hatte die gewaltsam verhinderte Filmvorführung eine Debatte um | |
linken Antisemitismus ausgelöst. Neben der Jüdischen Gemeinde Pinneberg | |
äußerte sich etwa Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow in der taz zu linkem | |
Antisemitismus. Antisemiten "finden sich speziell im antiimperialistischen | |
Lager", sagt von Lowtzow. | |
Der Film sollte von der Gruppe "Kritikmaximierung" gezeigt werden, bei den | |
Blockierern handelte es um Antiimperialisten aus dem Umfeld des ehemals | |
besetzten Hauses in der Brigittenstraße 5. "Ich habe gehört, dass jemand | |
,Judenschweine' gesagt hat", sagt ein Vertreter der Gruppe | |
Kritikmaximierung. Er habe auch mit den anderen Anwesenden darüber | |
gesprochen, um sich sicher zu sein, dass er das richtig verstanden habe. | |
Der derjenige, der dieses Wort gesagt habe, sei "in Rage geraten und musste | |
von zwei anderen Blockierern zurückgehalten werden", sagt der | |
Kritikmaximierer. Die Beschimpfung sei zwar bezeichnend für die Positionen | |
der Antiimperialisten, aber der Angriff gegen den Film sei der Skandal. | |
"Ich war konkret bei der besagten Situation da, weil ich versuchte, sie zu | |
beruhigen", sagt dagegen ein Blockierer. Er könne versichern, dass keiner | |
"Judenschweine" gerufen habe. Die Kritikmaximierer seien Antideutschen, und | |
deren Praxis sei es, ihre politischen Gegner als Antisemiten darzustellen. | |
Die Blockierer hätten "nichts gegen den Film", aber gegen die Gruppe | |
Kritikmaximierung und ihre antideutschen Thesen. | |
Seitens des B-Movies konnte die antisemitische Beschimpfung nicht bestätigt | |
werden. "Ich war anwesend, bis wir die Veranstaltung abgesagt haben", sagt | |
Sprecher Martin Schnitzer. Zu den Beschimpfungen sei es wohl erst | |
anschließend gekommen. Er zweifle aber nicht daran, dass die Aussagen der | |
Kritikmaximierer richtig seien. | |
Ein Augenzeuge der Gruppe Kritikmaximierung sagt, die antiimperialistischen | |
Blockierer hätten sich mit Fahrradschlössern bewaffnet, ein Mann sei mit | |
dem Gürtel auf die Kinobesucher losgegangen. Andere Besucher seien auch | |
bespuckt und geschlagen worden, er selbst sei nicht ernsthaft betroffen | |
gewesen, sagt der Kritikmaximierer. | |
Der Blockierer hat den Vorfall anders gesehen. "Der ältere Man wurde von | |
mehreren Antideutschen bespuckt und mit einem vollgerotzten Taschentuch | |
beworfen", sagt er. Als der Mann sich wehren wollte, habe einer der | |
Antideutschen ein Pfefferspray gezogen. Daraufhin hätte sich der ältere Man | |
genötigt gesehen, seinen Gürtel zu ziehen. | |
20 Nov 2009 | |
## AUTOREN | |
Lena Kaiser | |
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