Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Google: Ein Gigant poliert sein Image
> Es ist längst überfällig, dass Google sich gegen die Zensurauflagen in
> China wehrt. Doch vermutlich geht es dem Internetkonzern nur um das
> eigene Image.
Bild: Google-Hauptquartier in Peking am 13.Januar 2010.
Endlich bietet Google dem chinesischen Regime die Stirn. Westliche
Menschenrechtler jubeln. Sie haben schon seit dem Start von [1][google.cn]
im Jahr 2006 gefordert, dass sich die Riesensuchmaschine mit dem Credo
"Dont be evil" gegen die Zensurauflagen der chinesischen Regierung wehrt.
Ohne Zweifel ist der Schritt aus dieser Perspektive begrüßenswert.
Bis vor Kurzem hatte Google allerdings wenig Gewissensbisse dabei, Chinas
Zensur in Kauf zu nehmen. Diesbezügliche Kritik perlte an dem Konzern ab.
Es ist tatsächlich denkbar, dass das Ausmaß des jüngsten Hackerangriffs
dazu geführt hat, dass Google der Kragen geplatzt ist. Die größere Rolle
jedoch dürfte die Abwägung zwischen einem guten Ruf im Westen und dem
wachsenden Markt im Osten gespielt haben.
Das Aufbegehren gegen Pekings Zensoren beschert Google in der westlichen
Welt einen immensen Imagegewinn. Und den kann der Suchmaschinenriese
derzeit gut gebrauchen - machte er doch in letzter Zeit vor allem als böse,
übergriffige Datensammelkrake Schlagzeilen. Immerhin reicht die Gemeinde
der Kritiker von Datenschützern über Frankreichs Präsidenten Nicolas
Sarkozy bis hin zu Autoren, die Google Books fürchten. Dagegen lautet die
nun lancierte Botschaft: Google will die Meinungsfreiheit nicht gefährden
und nimmt für dieses Ideal sogar materielle Einbußen in Kauf. Wer mag da
noch weiter auf den Netzgiganten eindreschen?
Der wirtschaftliche Schaden für Google scheint indes kalkulierbar:
Natürlich sind schätzungsweise 340 Millionen Internetuser ein riesiger
Markt - doch laut Analysten ist der chinesische Onlinewerbemarkt noch immer
recht überschaubar. Anders als hierzulande ist Google in China nicht
unangefochtene Nummer eins unter den Suchmaschinen, sondern liegt mit gut
30 Prozent Marktanteil deutlich hinter dem chinesischen Konkurrenten Baidu.
Und erwirtschaftet nur rund ein Prozent seines Gesamtumsatzes auf dem
chinesischen Markt.
Traurige Pointe des Manövers: Für Chinas digitale Meinungsfreiheit ist
nichts gewonnen. Peking wird der Rückzug kaum zu einem prinzipiellen
Kurswechsel in der Zensurpolitik veranlassen. Und wenn Google den
chinesischen Markt räumt, übernimmt eben der lokale Konkurrent Baidu - der
ist noch unmittelbarer den Zensurbegehrlichkeiten der chinesischen
Regierung unterworfen.
13 Jan 2010
## LINKS
[1] http://google.cn/
## AUTOREN
Meike Laaff
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
Schwerpunkt Überwachung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Googles Streit mit China: "... ein toller Kerl"
Google riskiert, aus dem chinesischen Markt zu fliegen. Für kurze Zeit
hatte der Konzern in China die Internetzensur ausgesetzt – die Folgen für
den US-Konzern sind noch nicht absehbar.
Zensur und Überwachung: Chinas Cyberkrieg gegen die Welt
Seit Jahren betreibt China systematisch elektronische Spionage. Der Zweck:
politische Gegner aushorchen und technologisch zum Westen aufschließen.
Nach Hackerattacke: Google erwägt Rückzug aus China
Offenbar verdächtigt Google Chinas Behörden, einen Hackerangriff auf
Google-Mailaccounts verübt zu haben. Man wolle sich nicht mehr der Zensur
beugen und erwägt gar den Rückzug, erklärt der Konzern.
Iran-Flagge statt Eingabeschlitz: Chinesische Suchmaschine gehackt
Nach ihrem Angriff auf Twitter hat die so genannte "Iranian Cyber Army" den
Datenverkehr der größten chinesischen Suchmaschine umgeleitet. Die Ziele
der Aktionen sind unklar.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.