# taz.de -- Iran-Flagge statt Eingabeschlitz: Chinesische Suchmaschine gehackt | |
> Nach ihrem Angriff auf Twitter hat die so genannte "Iranian Cyber Army" | |
> den Datenverkehr der größten chinesischen Suchmaschine umgeleitet. Die | |
> Ziele der Aktionen sind unklar. | |
Bild: Angriff der "Iranian Cyber Army" auf Twitter im Dezember 2009. | |
Kurz vor Weihnachten wunderten sich Twitter-Nutzer nicht schlecht: Da | |
zeigte die Homepage des Kurznachrichtendienstes mehrere Stunden lang eine | |
Botschaft der so genannten "Iranian Cyber Army" (ICA), die sich zu einem | |
Hackanschlag auf das Portal bekannte - grüne Fahne inklusive. Das Portal | |
war Opfer eines so genannten DNS-Redirects geworden: Die Angreifer hatten | |
den Domain Name Service-Eintrag von Twitter.com auf ihre eigene | |
Internet-Adresse umgebogen, weil Twitter diesen offenbar nicht ausreichend | |
geschützt hatte. Was die ICA damit bezweckte, wurde nicht ganz klar. Da | |
Twitter jedoch von iranischen Regierungsgegnern zur Vernetzung eingesetzt | |
wird, vermutete man hinter dem Hackanschlag Unterstützer des umstrittenen | |
Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, dem Wahlfälschung vorgeworfen wird. | |
Am Dienstag traf es nun die größte chinesische Suchmaschine Baidu: vier | |
Stunden lang blendete die ICA dort ihr Logo ein, diesmal sogar mit der | |
iranischen Staatsflagge hinterlegt. Auch hier handelte es sich offenbar um | |
einen DNS-Angriff. "An diesem Morgen wurde Baidus Domain-Registrierung in | |
den USA verändert, was zu Einschränkungen bei der Erreichbarkeit führte", | |
schrieb das Portal. Baidu hat in China mehr Nutzer als Google, was | |
bedeutet, dass der Hack von Millionen Menschen wahrgenommen wurde, wie | |
Sicherheitsexperten sagten. Da Baidus Server selbst offenbar nicht | |
angegriffen wurden, handele es sich um "politische Graffiti". Allerdings | |
besteht die Gefahr, dass sich Nutzer auf derart manipulierten Seiten | |
Datenschädlinge einfangen. | |
Warum ausgerechnet Baidu Opfer der ICA wurde, ist bislang unklar. | |
Allerdings scheint man in China über den Angriff sehr erregt zu sein: In | |
mehreren Foren schlossen sich Hacker offenbar zu einem "Gegenschlag" | |
zusammen. So soll es in den letzten Tagen iranische Websites gegeben haben, | |
die plötzlich chinesische Flaggen zeigten. Auf einem der Internet-Angebote | |
hieß es, China sei für die Intervention der US-Regierung in die | |
Angelegenheiten des Iran nicht verantwortlich. "Das ist eine Warnung", | |
schrieb die so genannte "Honker Union for China", die für solche Aktionen | |
auch bei anderen ausländischen Internet-Angeboten bekannt ist. | |
13 Jan 2010 | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Chinakritiker unter Beobachtung: Hackerangriff auf Postfächer | |
Die Email-Konten von chinakritischen Yahoo-Usern sollen von Unbekannten | |
gehackt worden sein. Tagelang konnten sie sich nicht einloggen. Yahoo will | |
die Fälle nicht kommentieren. | |
Nach Hackerattacke: Google erwägt Rückzug aus China | |
Offenbar verdächtigt Google Chinas Behörden, einen Hackerangriff auf | |
Google-Mailaccounts verübt zu haben. Man wolle sich nicht mehr der Zensur | |
beugen und erwägt gar den Rückzug, erklärt der Konzern. | |
Kommentar Google: Ein Gigant poliert sein Image | |
Es ist längst überfällig, dass Google sich gegen die Zensurauflagen in | |
China wehrt. Doch vermutlich geht es dem Internetkonzern nur um das eigene | |
Image. |