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# taz.de -- Einmal die Woche: Bremen propagiert "Veggiday"
> In Bremen soll der Donnerstag zum "Veggiday" werden. In Kantinen und
> Restaurants soll an diesem Tag auf Fleisch verzichtet werden, sagt der
> Bürgermeister.
Bild: Nein, auch am "Veggiday" soll in Bremen nicht nur sowas auf den Tisch kom…
Einmal in der Woche ein gutes Werk tun - der "Veggiday" macht es möglich:
Auf Fleisch verzichten tut der Gesundheit gut, es hilft auch der
Klimabilanz. Ein Teil der Herz-Kreislauferkrankungen könnte vermieden
werden, ein Fünftel der Treibhausgasemissionen geht aufs Konto der
Viehzucht.
Und so gibt es in Bremen eine breit getragene Initiative, die die
Gesundheitsmuffel davon überzeugen will, dass wenigstens der Umwelt zu
Liebe einmal in der Woche gesunde Nahrung in den Topf soll. Wenn 550.000
BremerInnen nur 52 Tage im Jahr vegetarisch essen würden, ersparten sie der
Atmosphäre die CO2-Belastung von 40.000 Autos pro Jahr.
Von Christiane Schwalbe, einer ehemaligen Radio-Bremen-Redakteurin, geht
die Initiative aus, sie mobilisierte die "Bremer Bürgerstiftung".
Stellvertretender Vorsitzender dieser Stiftung des guten Willens ist
Christoph Hoppensack, langjähriger Sozialstaatsrat in der Stadt. Er verfügt
über die erforderlichen Connections und seitdem er in Pension ist, versucht
er nicht mehr "von oben", also über staatliche Sozialpolitik, die
Gesellschaft gerechter zu machen, sondern radikal von unten: Die
Bürgerstiftung fördert bürgerschaftliches Engagement.
"Wir werfen einen Stein ins Wasser und hoffen, dass er viele Kreise zieht
und das Bewusstsein schärft für das, was wir täglich auf dem Teller haben",
sagte Hoppensack. Er gewann den Bremer Bürgermeister Jens Böhrnsen für die
Idee, die Bremer Heimstiftung - der größte Träger von Altenheimen - ist
dabei, die AOK und der staatliche Kita-Betrieb. Ein erster gastronomischer
Betrieb hat sich der Bewegung angeschlossen - der feine Italiener "La
Villa".
Einmal in der Woche auf Fleisch verzichten, das geht vor allem gegen die
Kühe. Die produzieren bei der Verdauung erhebliche Mengen Methan, das
wiederum ist für den Treibhauseffekt über 20 mal so wirksam wie CO2.
Insbesondere die Europäer sollten abspecken: Jedes Exemplar dieser Spezies
isst im Durchschnitt 90 Kilo Fleisch im Jahr, ein Inder nur fünf Kilo.
Die Bremer wollen den Veggiday in Deutschland populär machen, aber sie
haben ihn nicht erfunden. "Less meat - less heat", das war der Slogan von
Sir Paul McCartney, dem Ex-Beatle und prominenten Vegetarier
Großbritanniens, als er am 3. Dezember vor der Europäischen Kommission in
Brüssel reden durfte. Die EU arbeitet an einer Vorschrift, nach der die
CO2-Bilanz jedes Lebensmittels aufgedruckt werden soll.
Vorbild für Bremen ist die belgische Stadt Gent. Auf die war auch die
Bremer Initiatorin Christian Schwalbe im Internet gestoßen. In Gent gibt es
seit Mai 2009 einen "VeggieDag". In Gent sind inzwischen sogar 100
Restaurants dabei. Allerdings auch "nicht rigoristisch", wie Hoppensack
sagt: Sie bieten ein vegetarisches Menu an und bewerben es mit dem Hinweis
auf "Veggiday". Auch die Altenheime und Kitas werden nicht rigoristisch
donnerstags alles Fleisch verbannen, sondern nur etwas Vegetarisches
anbieten. Christiane Schwalbe will jeden Mittwoch auf der Internetseite
(www.veggiday.de) ein vegetarisches Rezept empfehlen.
Nur einen hat sie noch nicht überzeugen können: Den für das bremische
Stadtmarketing verantwortlichen Wirtschaftsförderer Klaus Sondergeld. Wo
doch Bremen einmal positiv von sich reden machen könnte…
28 Jan 2010
## AUTOREN
Klaus Wolschner
Klaus Wolschner
## TAGS
Bremen
Veggie Day
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