# taz.de -- NRW-Spitzenkandidatin der Grünen: "Schwarz-Grün ist eine Option" | |
> Die Spitzenkandidatin der NRW-Grünen, Sylvia Löhrmann, kann sich nicht | |
> vorstellen, dass Rüttgers bei den verkauften Terminen ahnungslos war. Und | |
> würde sich trotzdem mit seiner CDU zusammentun. | |
Bild: "Wir greifen Rüttgers an." | |
taz: Frau Löhrmann, 80 Prozent der Nordrhrein-Westfalen glauben Jürgen | |
Rüttgers nicht mehr. Sie können sich nicht vorstellen, dass der | |
Ministerpräsident nichts vom Versuch seiner CDU wusste, Gespräche mit ihm | |
an Wirtschaftsvertreter zu verkaufen. Warum wollen Sie trotzdem mit | |
Rüttgers koalieren? | |
Sylvia Löhrmann: Wir wollen mit der SPD regieren - und dank der Chaostage | |
in Berlin und Düsseldorf wird ein Bündnis mit der SPD auch immer | |
wahrscheinlicher. Wir Grüne richten all unsere Kraft darauf, die Regierung | |
Rüttgers abzulösen. | |
Das war der offizielle Parteisprech - dabei ist Schwarz-Grün | |
wahrscheinlich: Was machen Sie, wenn CDU und FDP nach den Landtagswahlen | |
keine Mehrheit haben? | |
Dann sprechen wir zuallererst mit der SPD. Ich bin mir sicher, dass eine | |
Regierung mit SPD-Chefin Hannelore Kraft und mir an der Spitze | |
konfliktfreier arbeiten wird als mit der SPD von Wolfgang Clement - denn | |
mit dem haben auch wir so unsere Erfahrungen gemacht. | |
Für Rot-Grün allein dürfte es aber nicht reichen. Warum kämpfen Sie nicht | |
für Rot-Rot-Grün? | |
Das ist für uns eine Zweitoption - unter der Voraussetzung, dass die Linke | |
auch mit in die Regierung eintritt und nicht auf eine rot-grüne | |
Minderheitsregierung setzt. Die wird es mit uns nicht geben. Ansonsten | |
könnte man Themen wie die Einführung eines Sozialtickets im öffentlichen | |
Nahverkehr und die Abschaffung der Studiengebühren umsetzen. | |
Und die CDU? | |
Wir sind bereit auszuloten, ob es Gemeinsamkeiten geben könnte. Dann muss | |
sich die CDU aber bewegen und eine Energiewende und längeres gemeinsames | |
Lernen möglich machen. Aber: Gespräche mit der CDU sind nur eine von | |
mehreren Zweitoptionen für die Grünen, keine Koalitionsaussage. Wenn die | |
Inhalte nicht stimmen, gehen wir in die Opposition. | |
40 Prozent der Wähler fordern Rüttgers Rücktritt. Warum greifen die Grünen | |
nicht stärker an? | |
Wir greifen Rüttgers an. Wir haben seine Staatskanzlei aufgefordert, | |
sämtliche Werbebriefe der Jahre 2004 bis 2010 und die dazugehörigen | |
Terminbegleitungsmappen offenzulegen. Sollte sich dadurch herausstellen, | |
dass der Ministerpräsident gelogen hat, wäre er nicht mehr tragbar. | |
Fordern Sie denn Rüttgers Rücktritt? | |
Wie den meisten Bürgerinnen und Bürgern sagt auch mein gesunder | |
Menschenverstand, dass es unwahrscheinlich ist, dass Rüttgers von den | |
verkauften Gesprächen nichts wusste. Es besteht also der Verdacht, dass er | |
gelogen hat. Sollte er dann trotzdem nicht zurücktreten, haben die Menschen | |
am 9. Mai selbst die Möglichkeit, ihn per Kreuz auf dem Wahlzettel aus dem | |
Amt zu jagen. Dafür kämpfen wir. | |
Die SPD plant bereits eine Kampagne nach dem Motto: Wer Rot-Grün will, muss | |
SPD wählen - sonst kommt Schwarz-Grün. | |
Dann kontern wir mit der Gefahr einer großen Koalition: Wer SPD wählt, kann | |
genauso gut für Rüttgers stimmen. Ich werbe aber dafür, nicht gegeneinander | |
zu arbeiten. Wir wollen Hannelore Kraft zur Ministerpräsidentin wählen. Ich | |
würde mich riesig freuen, wenn NRW künftig von zwei starken Frauen regiert | |
wird. Am 9. Mai ist Muttertag: Wer will da schon Männer wählen? | |
1 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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