# taz.de -- Artenschutz: Wieder Jagd auf Elefanten | |
> Die Bestände der Dickhäuter in Zentralafrika sind stark zurückgegangen. | |
> Auf Elfenbein und Fleisch der Tiere haben es die Wilderer abgesehen. | |
Bild: Sein Fleisch und seine Stoßzähne sind begehrt: Der Elefant. | |
BERLIN taz | Rund 111 Tonnen Elfenbein stapeln sich in staatlichen Lagern | |
in Tansania und Sambia. Alles Stoßzähne von Elefanten, jedes Kilo | |
mindestens 110 US-Dollar wert. Der Verkauf brächte den beiden Ländern über | |
12 Millionen Dollar, nur: Sie dürfen es nicht, denn der Handel mit | |
Elfenbein ist seit Langem verboten. | |
Im Fall von Tansania und Sambia könnte sich das bald ändern, falls die | |
Konferenz zum Washingtoner Artenschutzabkommens (Cites) eine Lockerung des | |
Verbots für die beiden Staaten beschließt. Zwar war sie es, die 1989 alle | |
afrikanische Elefanten in ihren Appendix I aufgenommen hatte, eine Liste | |
mit bedrohten Tieren, für die strikte Handelsbeschränkungen gelten. Damals | |
waren die Bestände in Teilen Afrikas stark bedroht. "Heute sieht die Lage | |
besser aus", erklärt Stefan Ziegler von der Umweltschutzorganisation WWF, | |
"vor allem in Süd- und Ostafrika haben sich die Populationen erholt". | |
Vor drei Jahren hatten Südafrika, Namibia, Botswana und Simbabwe deshalb | |
die Erlaubnis der Cites-Konferenz bekommen, 108 Tonnen Elfenbein zu | |
verkaufen - unter strengen Auflagen. Der Erlös sollte in den Umweltschutz | |
zurückfließen, und die Stoßzähne durften nicht von gewilderten Tieren | |
stammen. Sambia und Tansania wollen nun das Gleiche. "Prinzipiell sehen wir | |
diese Verkäufe positiv, denn sie dienen ja dem Naturschutz", sagt Ziegler. | |
"Nicht aber in Tansania und Sambia: Hier könnten sich legaler und illegaler | |
Elfenbeinhandel vermischen." Wilderer könnten die Lockerung des | |
Handelsverbots nutzen, um illegales Elfenbein auf den Markt zu bringen. | |
Während Tierschutzverbände protestieren, beklagen einige Kritiker, dass | |
Elfenbein schon lange nicht mehr das eigentliche Problem für den Schutz der | |
Elefanten sei. "Vor allem in Zentralafrika werden Elefanten nicht wegen | |
ihrer Zähne, sondern wegen ihres Fleisches gejagt", sagt der Fotograf und | |
Tierschützer Karl Ammann. "1 Kilo Elfenbein kostet auf dem Markt 40 Dollar, | |
1 Kilo geräucherter Waldelefant 5 Dollar. Ein Elefant wiegt bis zu 600 | |
Kilo, mit dem Fleisch kann man also mehr verdienen als mit dem Elfenbein." | |
Auch die Cites-Konferenz ist sich des Problems bewusst, 2004 hat sie eine | |
Arbeitsgruppe gegründet. Passiert ist bislang wenig, denn anders als | |
Elfenbein wird das Buschfleisch vor allem lokal gehandelt, die Cites ist | |
aber nur für internationale Märkte zuständig. | |
Derweil verschwinden die Elefanten aus Zentralafrika. 1981 gab es im | |
früheren Zaire noch fast 400.000 Waldelefanten, bei der letzten Zählung | |
2007 waren es nur noch 23.000. Ähnlich sieht es in der Republik Kongo aus, | |
wo vor drei Jahren nur noch 3.000 Tiere übrig waren. | |
Beide Länder haben das Cites-Abkommen unterschrieben. Sie sollten ihre | |
Bestände schützen, oft fehlen aber Geld und staatliche Strukturen. Die | |
Bevölkerung ist arm, und die Elefantenjagd ist eine lukrative | |
Einnahmequelle; selbst in geschützten Reservaten werden deshalb Elefanten | |
geschossen. Und: Beamte und Regierungsangestellte verdienten beim Fleisch- | |
und Elfenbeinhandel kräftig mit, kritisiert Ammann. Die Cites-Konferenz | |
bringe keine Fortschritte: "Es ist so, als ob man den Fuchs bittet, auf den | |
Hühnerstall aufzupassen." | |
16 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Christoph Gurk | |
## TAGS | |
Tansania | |
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