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# taz.de -- Jahresbericht des Wehrbeauftragten: Deutliche Kritik
> Der Wehrbeauftragte der Bundesregierung, Reinhold Robbe, legt seinen
> letzten Bericht über die Bundeswehr vor und kritisiert die mangelnde
> Ausstattung. So würden 600 Ärzte fehlen.
Bild: Eine Sanitäterin übt für den Notfall, bei dem ihr die Kollegen ausgehe…
BERLIN taz | Ungewöhnlich deutliche Kritik am Zustand der Bundeswehr hat am
Dienstag der Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe (SPD), geübt.
Es war gleichzeitig sein letzter Jahresbericht in diesem Amt. Robbe, der
den 100-seitigen Bericht über das Jahr 2009 an Parlamentspräsident Norbert
Lammert (CDU) übergab, sagte, in vielen Bereichen sei die Bundeswehr "mit
Blick auf die Fürsorgepflicht gegenüber Soldaten noch nicht in der
Einsatzrealität angekommen".
Eine Modernisierung der Streitkräfte sei "unverzichtbar". Robbe monierte
unter anderem, dass der Bundeswehr geschützte Fahrzeuge und
Transportflugzeuge fehlten. Zudem gebe es bei schweren Verwundungen eine
ungenügende soziale Absicherung der Soldaten.
Besonders harsch ging der SPD-Politiker mit der Situation des
Sanitätsdienstes ins Gericht. Dem Inspekteur des Dienstes, Kurt-Bernhard
Nakath, warf Robbe "klares Versagen" vor. "Es gibt nicht wenige Experten in
der Bundeswehr, die davon sprechen, dass dieser Inspekteur die Sanität
regelrecht vor die Wand gefahren hat", sagte Robbe.
Nach Angaben des Wehrbeauftragten fehlen derzeit 600 Militärärzte, allein
zwischen 2008 und dem ersten Quartal 2009 hätten 120 Ärzte "unplanmäßig"
gekündigt. "Der Bundeswehr gehen die Ärzte aus", schlussfolgert Robbe. Auch
die Bewerberzahlen sind rückläufig: Gab es 2006 noch 2.100
Sanitätsoffizierbewerber, waren es Ende 2009 nur noch 1.190.
Die Gründe dafür sind vielfältig: So bietet das zivile Gesundheitssystem
häufig eine bessere Bezahlung und sichert schon bei Einstellung - anders
als bei der Bundeswehr - eine zusammenhängende Facharztweiterbildung zu.
Dazu kommt der generelle Ärztemangel, der den Personalnotstand verschärft.
Die FDP-Verteidigungsexpertin Elke Hoff forderte, den Sanitätsdienst
attraktiver zu gestalten. Der Dienst müsse familienfreundlicher,
Auslandseinsätze besser planbar werden.
In seinem Bericht konstatiert Robbe auch eine Zunahme posttraumatischer
Belastungsstörungen durch Auslandseinsätze. Diese hätten sich mit 466
Fällen in 2009 gegenüber 2008 "fast verdoppelt". Auch auf die sogenannten
Ekelrituale, unter anderem bei den Gebirgsjägern, ging Robbe ein: Diese
seien "Einzelfälle". Trotzdem sollten Art und Umfang solcher Rituale genau
untersucht werden.
Der nächste Wehrbericht wird von Robbes Nachfolger erarbeitet. Der
FDP-Politiker Hellmut Königshaus soll im Mai das Amt übernehmen. Königshaus
ist seit 2004 Bundestagsabgeordneter und arbeitete unter anderem im
BND-Untersuchungsausschuss mit. Derzeit ist er FDP-Obmann im
Kundus-Untersuchungsausschuss. Beobachter beschreiben ihn als seriös und
nüchtern, wenn nicht überkorrekt.
17 Mar 2010
## AUTOREN
Eva Völpel
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