# taz.de -- Frauenquoten: Keine Ausreden mehr für Aufsichtsräte | |
> Es gibt genügend kompetente Frauen für Führungspositionen, sagt der Chef | |
> der Regierungskommission für gute Unternehmensführung. Wenn man ein wenig | |
> sucht, finde man sie auch. | |
Bild: Machte den ersten Schritt in Richtung Frauenquote: Telekom. | |
BERLIN taz | Die neuen Popstars der deutschen Wirtschaft heißen Thomas | |
Sattelberger und Klaus-Peter Müller. Sattelberger verkündete gerade, dass | |
sein Arbeitgeber, die Telekom, sich ab sofort eine Quote verordnet: Bis | |
2015 sollen weltweit 30 Prozent der Führungsjobs mit Frauen besetzt sein. | |
Klaus-Peter Müller ist Chef der Regierungskommission für gute | |
Unternehmensführung ("Corporate-Governance-Kommission"). Er fordert, dass | |
Unternehmen festlegen, bis wann sie wie viele Frauen im Aufsichtsrat haben | |
wollen. Das soll noch 2010 Teil des Corporate-Governance-Kodexes werden. | |
Beide Männer wurden am Montag während der ExpertInnenrunde beim Forum | |
"Frauen in die Aufsichtsräte" heftig beklatscht - von Frauen. | |
Sattelberger und Müller stehen in der deutschen Wirtschaft noch ein wenig | |
allein da. Vor allem Müller erntet bei Managern Kritik. Aber es gibt | |
Vorbilder: Norwegen, Schweden, Frankreich, Österreich. In Norwegen und | |
Frankreich wurden verbindliche Frauenquoten von 40 Prozent in | |
Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen beschlossen. In Frankreich wurde | |
dafür 2008 die Verfassung geändert. | |
"Es darf nicht länger die Ausrede gelten, dass niemand geeignete Frauen für | |
Führungsposten kennt", sagte Klaus-Peter Müller. Er hat es ausgerechnet: | |
Wenn in den 800 bis 1.000 börsennotierten Unternehmen jeweils zwei Frauen | |
in die Aufsichts- und Verwaltungsräte berufen würden, müssten bundesweit | |
nur bis zu 2.000 Frauen gefunden werden. | |
In Österreich gibt es seit 1993 Quoten für den öffentlichen Dienst, aber | |
keine für die Privatwirtschaft. Demnächst will Gabriele Heinisch-Hosek, | |
Bundesministerin für Frauen und Öffentlichen Dienst, für Quoten sorgen, die | |
mehr Frauen in Führungspositionen und in Aufsichtsräte bringt: Bis 2013 | |
soll eine 25-Prozent-Quote für Aufsichtsratsgremien in den 392 staatsnahen | |
Betrieben eingeführt werden, bis 2018 soll die Quote 40 Prozent betragen. | |
"Ich will einen Stufenplan vorlegen, so wie in Deutschland", sagte Gabriele | |
Heinisch-Hosek. Stufenplan in Deutschland? Bundesfrauenministerin Kristina | |
Schröder, die sich gegen Quoten ausspricht, hat ihn zwar angekündigt. | |
Vorgelegt hat sie ihn bislang nicht. | |
17 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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