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# taz.de -- Kommentar Indiens Frauenquote: Richtig, aber nicht ausreichend
> So überfällig die Frauenquote in Indien ist, sie kann nur ein erster
> Schritt sein und sollte wie andere Quoten auch mittelfristig einem
> Punktesystem weichen.
Bild: Machte den ersten Schritt in Richtung Frauenquote: Telekom.
Proporzspiele ersetzen keine sinnvolle Genderpolitik. Trotzdem sind Zahlen
ein Indikator, wenn die Gleichstellungspolitik versagt hat oder nie
ernsthaft versucht wurde. Wenn in Indiens Unterhaus nur 59 der 545
Abgeordneten Frauen sind und im Oberhaus gar nur 21 von 248, dann hat die
Politik versagt. Daher ist die Einführung einer 33-Prozent-Frauenquote für
das Parlament in Delhi wie in den Bundesstaaten, die das Oberhaus gestern
verabschiedete und dem das Unterhaus nach allgemeiner Einschätzung
demnächst folgen wird, ein klarer Fortschritt. Es ist nicht einzusehen,
warum in der Atommacht Indien die Müttersterblichkeit fünf- bis zehnmal (je
nach Quelle) so hoch ist wie im benachbarten Sri Lanka.
Generell sind Quoten in Indien ein häufig verwendetes politisches
Instrument. So sind die Hälfte der Plätze staatlicher Institutionen für die
niederen Kasten und Kastenlose (Dalits) reserviert. Ausgerechnet viele
ihrer Vertreter bekämpften nun die Frauenquote am heftigsten. Sie fordern,
die Frauenquote ebenfalls nach Kastenzugehörigkeit zu berechnen.
Die Furcht, dass von der neuen Quote vor allem reiche, einflussreiche und
höherkastige Frauen profitieren, ist nicht unberechtigt. Denn diese haben
zum Teil ganze Dynastien im Rücken. Doch angesichts des bisherigen
Versagens der Politik ist nicht einzusehen, warum Geschlecht weniger
wichtig sein soll als die Kaste. Doch so überfällig die Frauenquote ist,
sie kann nur ein erster Schritt sein und sollte wie andere Quoten auch
mittelfristig einem Punktesystem weichen. Das sollte Geschlecht, Kaste,
Religion, Wohnort und soziale Herkunft einbeziehen. Quoten wie Punktesystem
gemein ist aber, dass sie soziale Unterschiede, die sie beseitigen wollen,
zunächst betonen.
9 Mar 2010
## AUTOREN
Sven Hansen
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