# taz.de -- Bayern-LB muss verkaufen: Der Preis des Wachstums | |
> 2,619 Milliarden Euro Verlust, so die Bilanz der BayernLB für 2009. Nun | |
> will sie Bausparverträge und Mittelstandskredite verkaufen. Noch immer | |
> birgt die Landesbank hohe Risiken. | |
Bild: Stefan Ermisch am Mittwoch während der Bilanzpressekonferenz der BayernL… | |
Wenn die Bayerische Landesbank heute Erfolge bejubelt, klingt das kaum | |
anders als bei einer überehrgeizigen Kreissparkasse. "Zum Beispiel beim | |
Edelmetallgeschäft ist die BayernLB Marktführer in der gesamten | |
Sparkassen-Finanzgruppe", sagt Stefan Ermisch, der kommissarische | |
Vorstandschef, bei der Bilanzpressekonferenz in München. Vorstand Ermisch | |
meint demütig: "Wachstum per se ist kein Ziel. Das haben wir alle gelernt. | |
Vor allem wir bei der Bayerischen Landesbank." | |
Am Dienstag präsentierte er die Bilanz der BayernLB: 2,619 Milliarden Euro | |
Verlust hat die Bank 2009 gemacht. Schuld ist das Desaster bei der auf den | |
Balkan spezialisierten Bank Hypo Group Alpe Adria (HGAA). Die hatte die | |
BayernLB 2007 mit Zustimmung der CSU-Landesregierung völlig überteuert | |
gekauft und im vergangenen Dezember in höchster Not an Österreich | |
verschenkt. Zurück blieb ein Minus von 3,3 Milliarden Euro. | |
Finanziell geradestehen müssen dafür die bayerischen Steuerzahler. Als die | |
BayernLB 2008 nach Milliardenverlusten auf dem US-Immobilienmarkt kurz vor | |
der Pleite stand, pumpte Bayern 10 Milliarden Euro in seine Landesbank und | |
übernahm 96 Prozent ihrer Anteile. Das rettete die BayernLB und die | |
bayerischen Sparkassen, denen sie bis dahin zur Hälfte gehörte. Die | |
Rücklagen des ehemaligen Muster-Bundeslands sind damit aufgebraucht. Die | |
Landesbank zahlt für die Steuergelder derzeit nicht einmal Zinsen oder | |
Dividende. Dass das zumindest 2010 geschieht, sei nicht abzusehen, sagt | |
Übergangschef Stefan Ermisch. | |
Im April nimmt der neue BayenLB-Vorstandschef Gerd Häusler die Arbeit auf. | |
Seine Vorgänger haben ihm Milliardenrisiken hinterlassen. Noch immer lagern | |
17 Milliarden Euro an jenen riskanten Immobilienkredit-Anleihen im | |
BayernLB-Portfolio, die die Bank beinahe ruiniert hätten. Bisher habe es | |
bei diesen Papieren nur tatsächliche Ausfälle von 200 Millionen Euro | |
gegeben, sagt Ermisch. Und auch nach dem Verkauf der HGAA besitzt die | |
BayernLB noch eine weitere Tochterbank im derzeit hochriskanten | |
Osteuropa-Geschäft - die ungarische MKB. Die möchte die BayernLB gerne | |
mittelfristig verkaufen. Vor einem Jahr sagte das der damalige | |
Vorstandschef Michael Kemmer auch über die HGAA. | |
Das Umstrukturierungsprogramm namens "Herkules" komme gut voran, so | |
Ermisch. Man habe die Risikoaktiva um 56 Milliarden reduziert, 540 Stellen | |
abgebaut und 360 weitere Entlassungen vertraglich fixiert. Im Inland könne | |
man 2010 betriebliche Kündigungen ausschließen, sagt Ermisch. Die BayernLB | |
will sich demnach künftig auf ihre "Kerngeschäftsfelder" in ihren | |
"Kernmärkten" konzentrieren: Kredite für mittelständische und große | |
Unternehmen in Deutschland, das Privatkundengeschäft über die | |
Direktbank-Tochter DKB, die Zusammenarbeit mit den Sparkassen. | |
Obwohl Bayerns Politik die Rettung der BayernLB stets mit deren Bedeutung | |
für den Mittelstand rechtfertigte, muss die Landesbank ihr | |
Mittelstandsgeschäft tatsächlich gerade erst aufbauen. Warum Ermischs | |
Vorgänger, statt Kredite an die heimischen Unternehmen zu vergeben, lieber | |
eine überteuerte Bank in Österreich kauften, klärt derzeit die | |
Staatsanwaltschaft. | |
1 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Hübner | |
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