# taz.de -- Ausschuss zum BayernLB-Skandal: Das Spitzengeschäft | |
> Am Dienstag startet der Untersuchungsausschuss zum Fiasko mit der Hypo | |
> Group Alpe Adria. Der CSU drohen peinliche Enthüllungen über ihre | |
> Verstrickung in den Deal der BayernLB. | |
Bild: Von außen hui, von innen pfui: Die Zentrale der Skandalbank Hypo Group A… | |
MÜNCHEN taz | Es geht um weit mehr als einen Bankskandal. Es geht um die | |
Grundfesten der bayerischen Landespolitik, um den guten Ruf der | |
Regierungspartei CSU. Und um ihre Ikone Edmund Stoiber. Es geht um die | |
Frage, ob er als Ministerpräsident, statt Bayern zum kerngesunden | |
Spitzenland zu machen, nicht in Wirklichkeit leichtfertig die Zukunft des | |
Freistaats verzockt hat. | |
In dieser Woche startet im bayerischen Landtag ein spektakulärer | |
Untersuchungsausschuss, vor dem sich die bekanntesten Persönlichkeiten der | |
bayerischen Landespolitik verantworten müssen. Verhandelt wird der Kauf und | |
Verkauf der österreichischen Skandalbank Hypo Group Alpe Adria (HGAA), bei | |
dem die Bayerische Landesbank 3,7 Milliarden Euro an Steuergeld verbrannt | |
hat. Ein Jahr Dauer, 260 Fragen. Der CSU drohen peinliche Enthüllungen. | |
Denn schon die jetzt bekannten Fakten zeigen das Bild eines beispiellosen | |
Skandals. | |
Er beginnt im Dezember 2006. Am 14. 12. scheitert die BayernLB beim | |
Versuch, die österreichische Bank Bawag zu kaufen, gegen die | |
US-Fondsgesellschaft Cerberus. Die Bayern möchten aber auf jeden Fall in | |
den vermeintlich lukrativen Osteuropa-Markt einsteigen. Die Kärntner Bank | |
HGAA braucht derweil dringend neues Kapital. 2004 hatte sie in ihrer Bilanz | |
328 Millionen Euro an Verlusten verschwiegen. Am 1. August musste ihr | |
Vorstandschef Wolfgang Kulterer deshalb bereits zurücktreten. Er wird | |
später wegen Bilanzbetrug zu einer Geldstrafe von 140.000 Euro verurteilt. | |
Die Ratingagentur Moodys warnt im Dezember 2006 vor Schwächen der HGAA im | |
Risikomanagement. Kulterer, mittlerweile Chef des Aufsichtsrats, versucht | |
der BayernLB einen Einstieg bei der HGAA schmackhaft zu machen. Er ruft | |
nach eigener Aussage beim Vorstandschef der BayernLB, Werner Schmidt, an. | |
Wenige Monate später kauft die BayernLB die Skandalbank zu einem völlig | |
überteuerten Preis. | |
Die Investmentbank HSBC beziffert am 30. September 2006 den Wert der HGAA | |
auf 1,8 Milliarden bis 2,2 Milliarden Euro. Die BayernLB kauft sie 2007 zu | |
einem Wert von 3,25 Milliarden Euro. Seit Monaten ermittelt die Münchner | |
Staatsanwaltschaft gegen den damaligen BayernLB-Chef Schmidt. Ihr Verdacht: | |
Insiderhandel. | |
Am 19. Dezember 2006, nicht einmal eine Woche nach dem Telefonat zwischen | |
Schmidt und Kulterer, steigt der Vermögensverwalter Tilo Berlin mit 125 | |
Millionen Euro bei der HGAA ein. Berlin ist ein alter Kollege von | |
BayernLB-Chef Schmidt. In einem vertraulichen Investoren-Prospekt beziffert | |
Berlin den Wert der HGAA auf 2,55 Milliarden bis 2,75 Milliarden Euro. Im | |
April 2007 gewährt die BayernLB Berlins Gesellschaft eine | |
Zwischenfinanzierung von über 300 Millionen Euro. Berlin kauft weitere | |
HGAA-Anteile. Am Ende hält er 25 Prozent der Aktien. Als er die an die | |
BayernLB weiterverkauft, machen Berlin und seine Investoren über 150 | |
Millionen Euro Gewinn. Berlin wird dafür Vorstandschef der HGAA. Der 2008 | |
entlassene BayernLB-Chef Schmidt bekommt einen Beratervertrag über 50.000 | |
Euro. | |
Das alles geschah unter der Kontrolle bayerischer Regierungsmitglieder. Die | |
damaligen Minister Kurt Faltlhauser, Günther Beckstein und Erwin Huber und | |
der damalige Staatssekretär Georg Schmid genehmigten als Mitglieder des | |
Landesbank-Verwaltungsrats am 23. April 2007 den Kauf der HGAA. | |
Kontrolliert haben sie den Deal kaum. Das geht aus dem Bericht der | |
Wirtschaftsprüferin Corinna Linner hervor: Die nötige Risikobewertung der | |
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young war erst zur Hälfte | |
abgeschlossen. Und schon in der ersten Phase stießen die Prüfer auf "nicht | |
abschätzbare Risiken". Die Politiker genehmigten den Kauf dennoch. Der | |
Landesbank-Vorstand beschloss, eventuelle Risiken im Kaufvertrag zu | |
berücksichtigen. Doch im Kaufvertrag verzichtete die BayernLB sogar | |
ausdrücklich auf Schadenersatzansprüche. Derzeit ermittelt die | |
Staatsanwaltschaft auch zu dubiosen Sponsoring-Zahlungen über etwa 2 | |
Millionen Euro der BayernLB-Tochter DKB für ein Fußballstadion in | |
Klagenfurt. Landeshauptmann Jörg Haider könnte die Zahlung zur Bedingung | |
für den HGAA-Verkauf gemacht haben. | |
Im Juli 2007 legte die kroatische Nationalbank wegen kroatischer | |
Tochterfirmen der HGAA ein Veto ein. Im August reiste Edmund Stoiber | |
persönlich nach Kroatien und machte öffentlich Druck auf die Nationalbank. | |
Die BayernLB besserte ihr Angebot nach, die Kroaten lenkten ein. Stoiber | |
will sich nun aktiv in den Untersuchungsausschuss einbringen. Anderen | |
unwilligen Landesbank-Kontrolleuren könnte das schwerer fallen. Vor kurzem | |
verschickte eine Anwaltskanzlei im Auftrag des Landtages Fragebögen an | |
frühere Verwaltungsräte, um Schadensersatzansprüche zu prüfen. Die | |
Politiker protestierten, die Fragen seien zu detailliert. | |
23 Feb 2010 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Hübner | |
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