# taz.de -- Kommentar Deutsche Bankenregulierung: Fahrlässige Vorsorge | |
> Wenn es bei diesen Peanuts bleibt, dauert es an die 500 Jahre, bis jene | |
> Summe erreicht ist, die die Regierung in der Krise für den staatlichen | |
> Rettungsfonds Soffin mobilisiert hatte. | |
Noch sind nicht alle Details geregelt, aber schon die am Mittwoch vom | |
Kabinett verabschiedeten Eckpunkte zur Bankenregulierung zeigen: Die | |
deutsche Finanzwirtschaft kommt glimpflich davon. Dies gilt insbesondere | |
für die privaten Banken - allen voran die Deutsche Bank - und die | |
Versicherungskonzerne. Letztere müssen nämlich gar nicht in den neuen | |
Krisenfonds einzahlen, obwohl zum Beispiel auch der Allianz-Konzern munter | |
mitgezockt hat bei den substanzlosen Geschäften, die die Weltfinanzkrise | |
ausgelöst haben. | |
Doch genau diese Fragen interessieren die Bundesregierung nicht. Ihr geht | |
es - anders als zum Beispiel US-Präsident Obama - eben nicht darum, den | |
Verursachern der Krise die Rechnung für ihre Rettung zu präsentieren und | |
sich das Geld des Steuerzahlers zurückzuholen. Sie beschränkt sich allein | |
auf die Vorsorge für die Zukunft. In Anbetracht der sich abzeichnenden | |
Verteilungskämpfe um den Staatsetat ist diese Bescheidenheit fahrlässig. | |
Ebenso problematisch ist es, dass Bundesfinanzminister Schäuble gemeinsam | |
mit der Einführung der Bankenabgabe die Bemühungen um eine globale Steuer | |
auf alle Finanzgeschäfte mal eben ins Reich der schönen Wünsche | |
verabschiedet. | |
Dabei könnte nur sie alle verantwortlichen Akteure zur Kasse bitten und | |
gleichzeitig die langfristig orientierten Anleger belohnen - ganz abgesehen | |
davon, dass die Einnahmen daraus gewiss deutlich über den 1,2 Milliarden | |
Euro pro Jahr lägen, die durch die Bankenabgabe hereinkommen sollen. Wenn | |
es bei diesen Peanuts bleibt, dauert es an die 500 Jahre, bis jene Summe | |
erreicht ist, die die Regierung auf dem Höhepunkt der Krise für den | |
staatlichen Rettungsfonds Soffin mobilisiert hatte. So lange wird die | |
nächste Krise nicht auf sich warten lassen. | |
1 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
Stephan Kosch | |
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