# taz.de -- Sparkassen wollen nicht einzahlen: Protest gegen Bankenabgabe | |
> Die Sparkassen wollen weniger in den geplanten Risikofonds einzahlen, | |
> weil sie die Krise nicht ausgelöst hätten. Morgen entscheidet das | |
> Kabinett über das Vorhaben. | |
Bild: Hauptsitz der Sparkasse Köln/Bonn. | |
Wirtschaftsverbände, Sparkassen und Genossenschaftsbanken wehren sich gegen | |
die von der Bundesregierung geplante Bankenabgabe. Die Vertreter der | |
mittelständischen Institute und Firmen befürchten, dass "die Abgabe dazu | |
führt, die Spielräume für die Vergabe von Krediten zusätzlich einzuengen". | |
Am Mittwoch will die Regierung eine Sondersteuer für Banken in Höhe von | |
rund einer Milliarde Euro jährlich beschließen. | |
Die Sparkassen und Genossenschaftsbanken argumentieren zum einen, dass sie | |
für die Finanzkrise nicht verantwortlich seien. Zweitens würde die Abgabe | |
ihre Mittel schmälern, die sie in Form von Krediten an die Wirtschaft | |
ausgeben könnten. Besonders große mittelständische Unternehmen berichten | |
seit Monaten, dass viele Finanzinstitute ihre Kreditvergabe zunehmend | |
restriktiv handhabten. | |
Wolfgang Wiegard, Wirtschaftsprofessor in Regensburg und Berater der | |
Bundesregierung, hält die geplante Bankenabgabe aber "für durchaus | |
akzeptabel". Auch Leo Dautzenberg, der finanzpolitische Sprecher der Union | |
im Bundestag, bezeichnet die Kritik der Wirtschaft als überzogen. In den | |
Regierungsfraktionen verweist man auf den geringen Umfang, in dem | |
Sparkassen und Genossenschaftsbanken zur Bankenabgabe beitragen sollen. | |
Obwohl die Regierung konkrete Zahlen noch nicht abschließend ausgearbeitet | |
hat, könnte sich der Anteil der kommunalen und genossenschaftlichen | |
Institute auf zweistellige Millionenbeträge pro Jahr beschränken. | |
Insgesamt sollen die Banken rund eine Milliarde Euro pro Jahr zurücklegen, | |
um für künftige Finanzkrisen vorzusorgen. "Beitragspflichtig zu diesem | |
Fonds sind alle deutschen Kreditinstitute", heißt es in einem | |
Regierungsentwurf mit dem Titel "Eckpunkte für die Finanzmarktregulierung", | |
der dieser Zeitung vorliegt. Leo Dautzenberg, der finanzpolitische Sprecher | |
der Union im Bundestag, bestätigte die Größenordnung der geplanten | |
Sondersteuer für Banken. | |
Noch hat die Regierung nicht genau ausgearbeitet, welche Institute wie viel | |
Geld auf welcher Berechnungsbasis zahlen sollen. Im Eckpunktepapier heißt | |
es aber. "Die Beitragsbemessung wird am systemischen Risiko ausgerichtet | |
sein." Das heißt: Den größten Teil der jährlichen Milliarde müssen die | |
wichtigen Privatinstitute aufbringen, darunter die Deutsche Bank, die | |
Commerzbank und die HypoVereinsbank. Unter anderem diese Institute | |
betreiben risikoreiche Geschäfte auf den internationalen Finanzmärkten. | |
Gemessen an den Ausgaben für die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise | |
nimmt sich die Abgabe bescheiden aus. Innerhalb von 20 Jahren würden die | |
Institute eine Rücklage von 20 Milliarden Euro ansparen. Zum Vergleich: Für | |
die Rettung einer einzigen Bank, der maroden Münchner Hypo Real Estate, | |
muss der deutsche Staat jetzt wohl zehn Milliarden Euro ausgeben. Und das | |
krisenbedingte Defizit im Bundeshaushalt alleine des Jahres 2010 beträgt 80 | |
Milliarden Euro. Die gegenwärtige Krise sei eine außergewöhnlich schwere | |
und teure, argumentiert Wiegard. | |
Nachdem US-Präsident Barack Obama für sein Land eine ähnliche, wenngleich | |
höhere Bankenabgabe angeregt hatte, war in den vergangenen Monaten auch der | |
Druck auf die Bundesregierung gestiegen, den hiesigen Banken einen | |
sichtbaren Beitrag zur Krisenbewältigung abzuverlangen. | |
29 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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