# taz.de -- Interview mit Republica-Gründer Johnny Häusler: "Unfassbar schnel… | |
> Republica Blogs sind ein Forum für Gegenöffentlichkeit, sagt Johnny | |
> Häusler, Mitinitiator der Republica. Deshalb werde bei dem Bloggertreffen | |
> nicht nur übers Internet, sondern über die Gesellschaft debattiert. | |
Bild: Alle Themen auf dem Bildschirm: Blogger bei der Republica in Berlin | |
taz: Herr Häusler, die Republica trägt den Untertitel "Nowhere". Das müssen | |
Sie erklären! | |
Johnny Häusler: Der Untertitel ist natürlich ein Wortspiel zu einem Thema, | |
das hier auf der Konferenz diskutiert wird. "Now here" meint zum einen | |
natürlich die Echtzeitkommunikation, die durch Dienste wie Twitter und | |
Facebook immer weitere Verbreitung gefunden hat. Zum anderen kann man sich | |
im Internet auch verlieren, dafür steht das "nowhere". | |
Sie gehören zu den Gründern der Republica. Wieso haben Sie die Konferenz | |
vor drei Jahren ins Leben gerufen? | |
Es gibt immer ein Bedürfnis, sich in die Augen zu schauen. Es gibt | |
Menschen, die kenne ich nur vom Twitterbild und das schon sehr lange. | |
Irgendwann entsteht dann der Wunsch sich einmal in der Realität zu treffen. | |
Das war mit ein Grund, weshalb wir uns damals entschieden haben eine | |
Konferenz zu machen. 2007 ist netzpolitisch sehr viel geschehen und es gab | |
viele interessante Akademiker, Psychologen und Webexperten, die wir | |
zusammenbringen wollten. | |
Der gemeine Berliner hat keinen Blog. Warum sollte er überhaupt zur | |
Republica kommen? | |
Blogs sind eine Erweiterung der Medienlandschaft. Natürlich hat der normale | |
Berliner keinen Blog, muss er auch nicht. Aber Skandale wie beispielsweise | |
das Abmahnverfahren von Jack Wolfskin oder die Kampagne von Greenpeace | |
gegen Nestlé sind vor allem über Online-Medien öffentlich geworden. Das | |
geht über Twitter und Facebook unfassbar schnell. Ich möchte, dass jeder | |
Aufmerksamkeit auf Skandale oder Missstände lenken kann. Die können zwar | |
auch die Tageszeitung anrufen, aber die haben nur begrenzten Platz oder | |
interessieren sich nicht. Ich finde es wichtig, dass es diese | |
Gegenöffentlichkeit gibt. | |
Ist die Konferenz nicht eine unglaubliche Selbstbespiegelung? | |
Natürlich gibt es Blogger die selbstreferenziell sind. Journalisten sind | |
das auch. Ich finde das nicht schlimm. | |
Wollen Sie nicht weiter über den Tellerrand schauen? | |
Tun wir! Ich möchte an den Punkt kommen, wo bei Netzpolitik nicht mehr die | |
Betonung auf Netz liegt. Wir führen hier nicht nur Internetdebatten, | |
sondern es sind Gesellschaftsdebatten. Ein Thema wie das | |
Datenspeicherungsgesetz Elena ist nicht nur ein Netzthema. Es geht um | |
Datensicherheit und -speicherung. Das beeinflusst letztlich auch Menschen, | |
die überhaupt nicht online sind. | |
Konferenzteilnehmer kritisierten die Republica als kommerziell. Einigen war | |
der Eintrittspreis zu hoch und sie bemängeln, dass Unternehmen wie Google | |
Vortragszeit bekommen. | |
Das kann ich verstehen. Doch in der Größe, in der die Republica | |
stattfindet, kann man es leider nicht billiger machen. Im Vergleich zu | |
anderen Konferenzen ist unser Preis sogar fair, finde ich. | |
16 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
Laurence Thio | |
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