# taz.de -- Härtere Strafen für Gewalt gegen Polizei: De Maizière gegen link… | |
> Innenminister de Maizière will Gewalt aus der linken Szene nicht | |
> tolerieren und fordert härtere Strafen für Gewalttaten gegen Polizisten. | |
> Der Verfassungsschutz fürchtet Ausschreitungen am 1. Mai. | |
Bild: Tut ihnen nicht weh! Polizei am 1. Mai. | |
FRANKFURT/MAIN apn | Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) fordert | |
von seiner Kabinettskollegin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) | |
deutlich härtere Strafen für Gewalttaten gegen Polizisten. "Was ich bis | |
jetzt als Vorschlag aus dem Justizministerium gesehen und geprüft habe, | |
reicht bei weitem nicht aus", kritisierte der Innenminister in einem | |
Interview des Hamburger Abendblatts vom Montag. Unterdessen wächst die | |
Sorge vor Ausschreitungen am 1. Mai. | |
De Maizière sagte, der Entwurf des Justizministeriums müsse nachgebessert | |
werden. Wichtig sei die Schaffung eines Straftatbestandes bei | |
Körperverletzungen gegen Polizeibeamte, der ein deutlich höheres Strafmaß | |
vorsehe. Außerdem müssten Feuerwehrleute und Rettungskräfte einbezogen | |
werden. Eine Körperverletzung zulasten von Personen, die den demokratischen | |
Rechtstaat verkörperten, sei besonders empörend. "Polizisten verdienen | |
einen besseren Schutz", wurde de Maizière zitiert. | |
Leutheusser-Schnarrenberger verteidigte im Spiegel dagegen ihren | |
Standpunkt. "Es ärgert mich, wenn der falsche Eindruck erweckt wird, als | |
schütze das Strafrecht Polizisten nur durch den Widerstandsparagrafen". Wer | |
einen Molotow-Cocktail auf Polizisten werfe, könne wegen versuchten Mordes | |
verfolgt werden. | |
Die FDP-Politikerin äußerte auch an einer abschreckenden Wirkung Zweifel: | |
"Ich frage mich, welcher Steinewerfer wirklich am 1. Mai zu Hause bleibt, | |
nur weil im Strafgesetzbuch bei einem Paragrafen der Strafrahmen erhöht | |
wurde. Das geht an der Realität vorbei." | |
Der Berliner Verfassungsschutz befürchtet unterdessen am 1. Mai schlimmere | |
Ausschreitungen als im Vorjahr und warnte vor allem vor Zusammenstößen | |
zwischen Links- und Rechtsextremisten. Schon bei der für den Abend des 30. | |
April angemeldeten linken Demonstration vor einem rechtsextremistischen | |
Szenetreff in Berlin-Niederschöneweide sei eine "emotionsgeladene, | |
aggressive Stimmung" zu befürchten, sagte Behördenpräsidentin Claudia | |
Schmid dem Tagesspiegel. | |
Sie halte eine Kettenreaktion für möglich, sollte es dort zu | |
Auseinandersetzungen zwischen Antifa-Gruppen und Neonazis kommen. "Je | |
nachdem, was passiert, wird das Auswirkungen haben auf die Demonstrationen | |
am 1. Mai." | |
Auch de Maizière zeigte sich besorgt über die Protestveranstaltungen. "Wir | |
dürfen uns nicht damit abfinden, dass es Randale mit Ansage gibt", betonte | |
er. Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern bereiteten sich sehr gut | |
vor. "Aber auch die Gesellschaft ist gefordert." | |
Der Minister appellierte, Gewalt aus der linken Szene nicht länger zu | |
tolerieren. "Ich wünsche mir, dass sich die Gesellschaft stärker von linker | |
Gewalt distanziert", sagte de Maizière. In Deutschland gebe es eine gute | |
Tradition der öffentlichen Brandmarkung von Rechtsextremismus. "Das erwarte | |
ich jetzt auch, wenn Gewalt aus der linken Szene kommt." Es sollte | |
selbstverständlich sein, dass Organisatoren von Gewaltdemonstrationen keine | |
Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird - "weder an Hochschulen noch | |
anderswo". | |
25 Apr 2010 | |
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