# taz.de -- Politiker Arslan über seine Parteifreundin: "Aygül Özkan steht m… | |
> CDU-Mann Bülent Arslan ist zwar gegen ein Kruzifixverbot, nimmt die neu | |
> ins niedersächsische Kabinett berufene Sozialministerin Aygül Özkan aber | |
> vor parteiinternen Kritikern in Schutz. | |
Bild: "Das Christentum hat eine zentrale Stellung. Ich habe damit kein Problem,… | |
taz: Herr Arslan, die Äußerungen von Aygül Özkan zu Kruzifixen in Schulen | |
haben für heftige Empörung in der Union gesorgt. Können Sie diese Aufregung | |
nachvollziehen? | |
Bülent Arslan: Die Kruzifix-Frage ist ein sehr identitätsstiftendes Thema | |
in der CDU. Hinzu kommt, dass ausgerechnet die erste muslimische Ministerin | |
dieses Thema aufgreift. Insofern war es abzusehen, dass so eine Äußerung zu | |
einer heftigen Debatte führen würde. | |
Der Integrationsbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stefan Müller, | |
meint, wer Kreuze aus Schulen verbannen wolle, sei falsch in einer | |
christlichen Partei. Sehen Sie das auch so? | |
Nein, ganz und gar nicht. Man sollte bei dieser Debatte doch die Kirche im | |
Dorf lassen. Aygül Özkan ist vor einer Woche nominiert worden. Ich kenne | |
sie als integere Person, die von ihren Positionen her mitten in der CDU | |
steht. Jetzt sollte man nicht diese eine Frage herauspicken und | |
hochstilisieren. | |
Teilen Sie in Sachen Kruzifix die Ansichten von Frau Özkan? | |
Ich habe eine andere Auffassung dazu. Der deutsche Staat ist ein | |
wertegebundener Staat. In diesem Zusammenhang hat das Christentum eine | |
zentrale Stellung. Ich habe damit kein Problem, denn ich kann die | |
christlichen Werte auch als gläubiger Muslim teilen. Insofern sehe ich | |
nicht, dass hier die Schulen aufgrund eines Neutralitätsgebotes Kruzifixe | |
aus den Schulklassen verbannen sollten. | |
Wie wäre es, wenn man neben das Kruzifix einen Halbmond ins Klassenzimmer | |
hängen würde? | |
Nein, dafür bin ich nicht. Wir leben in einem Land mit einer gewissen | |
Tradition und mit einer mehrheitlichen Religionszugehörigkeit. Das muss man | |
zur Kenntnis nehmen. Für mich ist nur wichtig, dass Menschen wie ich, die | |
eine andere oder gar keine Religion haben, in einer freiheitlich toleranten | |
Umgebung leben können. Aber genauso gehört es für mich dazu, dass die | |
religiösen Minderheiten auch das tolerieren und respektieren, was als | |
Mehrheitsreligion oder als Tradition in Deutschland vorherrschend ist. | |
Aygül Özkan plädiert für ergebnisoffene Gespräche mit der Türkei über | |
EU-Beitritt. Was ist daran für Unionspolitiker so skandalös? | |
Daran ist gar nichts skandalös. Das ist die Roadmap, die von der | |
Bundesregierung praktiziert wird. Auch Angela Merkel hat mehrfach erklärt: | |
Pacta sunt servanda, Verträge sind einzuhalten. Ich teile ihre Position. | |
Ist die Aufregung nicht ein Ausdruck dafür, dass die Union nicht reif ist | |
für eine muslimische Ministerin? Die NRW-CDU hat auf ihrer 114 Namen langen | |
Liste zur Landtagswahl einen einzigen Migranten auf dem vollkommen | |
aussichtslosen Platz 70 aufgestellt. | |
Man muss einfach die Entwicklung sehen. Wer sich die Integrationspolitik | |
vor zehn, zwanzig Jahren im Vergleich zu heute anschaut, wird feststellen, | |
dass einfach sehr, sehr viel passiert ist. | |
Was denn? | |
Am meisten hat sich in der CDU verändert. Das zeigt doch gerade die | |
Nominierung von Aygül Özkan. Sie ist ein gutes Zeichen. Alles, was wir | |
jetzt erleben, ist der Beginn eines Prozesses, der noch weiter gehen muss | |
und weiter gehen wird. Diskussionen darüber sind völlig normal, sie sind | |
Teil des Prozesses in dem wir uns befinden. | |
27 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Muslimin im Wulff-Kabinett: Symbolpolitik mit Folgen | |
Özkan hat mit ihren beiläufigen Bemerkungen eine überfällige Debatte über | |
die staatliche Neutralität gegenüber Religionen angestoßen - und Mut zur | |
unpopulären Meinung bewiesen. | |
Erste deutsch-türkische Ministerin: Ja, Kruzitürken! | |
Die Union weiß, sie muss sich Einwanderern öffnen. Und sie will das "C" | |
bewahren. Die Debatte über Aygül Özkan zeigt, was passieren kann, wenn | |
beides zusammenkommt. | |
FDP-Politiker Tören über Özkan: "Der Staat soll neutral sein" | |
Serkan Tören (FDP) stimmt Aygül Özkan zu, denn sie gebe ja nur die | |
Rechtsprechung des Verfassungsgerichts wieder. Und die mache klar, dass | |
Kruzifixe im Staatsdienst nicht zu suchen haben. | |
Muslimischer Chef der Schülerunion: Unerwarteter Kruzifixfan | |
Der Muslim, der das Kruzifix verteidigt, heißt Younes Ouaqasse. Der | |
21-Jährige führt die Schülerunion an, unterstützt Pro Reli und findet, | |
Özkan habe ihre Kompetenzen überschritten. | |
Ministerin Özkan ärgert Union: Keine kirchlichen Symbole in Schulen | |
Kopftuch und Kruzifix - wenn es nach der künftigen niedersächsischen | |
Sozial- und Integrationsministerin Özkan geht, wird aus Schulen beides | |
verbannt. Die CSU findet das gar nicht lustig. |