# taz.de -- Indirekte Verhandlungen: PLO stimmt Gesprächen zu | |
> Nach fast eineinhalb Jahren Stillstand verhandeln Israel und Palästina | |
> wieder – indirekt. Der US-Gesandte Mitchell vermittelt. Israel will | |
> möglichst schnell direkt verhandeln. | |
Bild: George Mitchell (links) und Palästinensterpräsident Mahmoud Abbas. | |
Israel und die Palästinenser führen wieder Friedensverhandlungen. Nach fast | |
eineinhalb Jahren Stillstand gab die palästinensische Führung am Sonntag in | |
Ramallah den Beginn indirekter Gespräche bekannt. Am Vorabend hatte die PLO | |
ihre Zustimmung gegeben. Vermittler ist der US-Sonderbeauftragte George | |
Mitchell. | |
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begrüßte die palästinensische | |
Entscheidung, forderte allerdings, möglichst schnell von den indirekten | |
Verhandlungen zu direkten überzugehen. "Frieden lässt sich nicht per | |
Fernbedienung erreichen", sagte Netanjahu. Er sei erfreut, dass die | |
Verhandlungen "ohne Vorbedingungen" aufgenommen werden, meinte der | |
israelische Regierungschef und verpasste damit den Palästinensern noch im | |
Vorfeld des neuen Prozesses einen Seitenhieb. | |
Denn Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte seit über einem Jahr | |
konsequent an der Bedingung festgehalten, die Verhandlungen erst dann | |
wieder aufzunehmen, wenn der Siedlungsbau im Westjordanland und | |
Ostjerusalem gestoppt wird. Die Regierung Netanjahus lehnte wiederum | |
Vorgaben für Jerusalem stets ab. | |
Hätte Israel nicht den Bau von 1.600 neuen Wohneinheiten für religiöse | |
Juden in Ostjerusalem angekündigt, wären die Friedensgespräche schon vor | |
zwei Monaten aufgenommen worden. Schon Anfang März hatte die Arabische Liga | |
mehrheitlich dafür gestimmt, der Nahost-Initiative der USA eine Chance zu | |
geben, nahm später aber wieder davon Abstand. | |
Man habe "Garantien" von der US-Regierung, begründete PLO-Generalsekretär | |
Jasser Abed Rabbo gestern das Einlenken der Palästinenser. Demnach werde | |
das Weiße Haus auf "Provokationen, die den Friedensprozess gefährden | |
könnten", eine "klare politische Haltung" demonstrieren. Details will die | |
palästinensische Führung nicht bekannt geben. Eine "entschiedene Position" | |
der USA ist indes nicht neu. Seit Beginn der Regierungsperiode Netanjahus | |
war die israelische Siedlungspolitik immer wieder Anlass für scharfe Kritik | |
aus dem Weißen Haus. | |
Die neue Verhandlungsrunde ist zunächst auf vier Monate angesetzt. Bis | |
dahin hoffen die Palästinenser auf eine Einigung über den endgültigen | |
Grenzverlauf zwischen Israel und dem künftigen Staat Palästina. | |
Eine solche Regelung würde das Thema Siedlungspolitik entschärfen. Sobald | |
feststeht, welche der israelischen "Siedlungsblöcke" im Rahmen einer | |
End-Status-Lösung unter israelische Souveränität fallen, könnte dort der | |
Bau neuer Wohnungen fortgesetzt werden, ohne dass es die Palästinenser | |
erzürnen müsste. Sollten die Gespräche bis September erfolglos sein, will | |
die Arabische Liga eine Konferenz einberufen, um über alternative Lösungen | |
ohne israelische Beteiligung zu beraten. Auch Barack Obama hatte für diesen | |
Fall einen internationalen Nahost-Gipfel in Aussicht gestellt. | |
10 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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