# taz.de -- Prognosen zur NRW-Wahl: Laut Prognosen liegt Rot-Grün vorn | |
> Laut ZDF und ARD sehen in ihren Prognosen SPD und Grüne bei der Mehrheit | |
> der Sitze im Landtag. Die Wahl hat weitreichende Folgen für die | |
> Bundesregierung. | |
Bild: Nach der Bekanntgabe der ersten Prognosen bricht bei SPD-Anhängern Riese… | |
DÜSSELDORF/FRANKFURT/MAIN afp/dpa | Bei der Landtagswahl in | |
Nordrhein-Westfalen ist die schwarz-gelbe Koalition von Ministerpräsident | |
Jürgen Rüttgers (CDU) abgewählt worden. Nach den Hochrechnungen von ARD und | |
ZDF liefern sich CDU und SPD ein Kopf-an-Kopf- Rennen - mit wechselndem | |
hauchdünnen Vorsprung. Beide Sender sehen in ihren Hochrechnung Rot-Grün im | |
Düsseldorfer Landtag bei 91 bzw. 92 Sitzen, was für eine Regierungsbildung | |
reichen würde. | |
Die Niederlage für Schwarz-Gelb bei der Landtagswahl am Sonntag in | |
Nordrhein-Westfalen hat für die Bundesregierung weitreichende Folgen: Denn | |
Union und FDP haben jetzt keine Mehrheit mehr in der Länderkammer, die sie | |
allerdings für zentrale Gesetzesvorhaben brauchen. Damit stehen die | |
Steuersenkungspläne von Schwarz-Gelb vorerst vor dem Aus. | |
Bislang verfügten die sieben von Union und FDP geführten Bundesländer über | |
37 der 69 Stimmen in der Länderkammer. Die in der Regel erforderliche | |
absolute Mehrheit liegt bei 35 Stimmen. Mit der Abwahl der | |
CDU/FDP-Landesregierung in Düsseldorf verliert Schwarz-Gelb die sechs | |
Stimmen des bevölkerungsreichsten Bundeslandes kommt nur noch auf 31 Sitze. | |
Damit könnte die Opposition zustimmungspflichtige Gesetze in der | |
Länderkammer blockieren. Dazu gehören etwa alle Gesetze über Steuern, an | |
deren Aufkommen die Länder beteiligt sind. | |
Die Pläne für Steuersenkungen kann die Bundesregierung nun vorerst nicht | |
umsetzen, da die Oppositionsparteien strikt dagegen sind. Vor allem die FDP | |
dringt weiter auf Entlastungen ab 2012 in Höhe von 16 Milliarden Euro. | |
Allerdings stoßen die Pläne auch bei der Union auf Skepsis. Finanzminister | |
Wolfgang Schäuble (CDU) will sich angesichts wegbrechender Steuereinnahmen | |
nicht festlegen. | |
Fraglich sind ohne eine schwarz-gelbe Mehrheit im Bundesrat aber auch | |
weitere zentrale Gesetzesvorhaben der Koalition. Dazu zählt unter anderem | |
die Einführung einer Kopfpauschale in der gesetzlichen Krankenversicherung. | |
Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) plant einen einkommensunabhängigen | |
Arbeitnehmerbeitrag und einen steuerfinanzierten Solidarausgleich für | |
Geringverdiener. Allerdings stoßen seine Pläne nicht nur bei der | |
Opposition, sondern auch bei der CSU auf Widerstand. | |
Schwierig dürfte es für Union und FDP auch werden, die geplante | |
Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke gegen den Widerstand der | |
Länderkammer durchzusetzen. Die Regierungskoalition sieht die Atomenenergie | |
als "Brückentechnologie" an und prüft eine Verlängerung der Laufzeiten um | |
bis zu 28 Jahre. Bislang geht das Atomgesetz von rechnerischen | |
Akw-Laufzeiten von 32 Jahren aus. Theoretisch wäre damit eine Verlängerung | |
auf insgesamt bis zu 60 Jahre denkbar. Auch die Frage der Laufzeiten ist | |
aber innerhalb der Koalition umstritten. Im Herbst will die Regierung ein | |
Energiekonzept vorlegen. | |
Durch weitere Landtagswahlen im kommenden Jahr könnten sich die | |
Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat wieder ändern: Während in diesem Jahr | |
nur in Nordrhein-Westfalen gewählt wird, stehen 2011 Wahlen in | |
Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bremen, Berlin und | |
Mecklenburg-Vorpommern an. Davon wird derzeit nur Baden-Württemberg von CDU | |
und FDP regiert. In Sachsen-Anhalt besteht eine CDU-geführte große | |
Koalition, während in den restlichen vier Ländern die SPD den | |
Regierungschef stellt. | |
9 May 2010 | |
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